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Ines R. wurde im Dezember verurteilt.

© AFP

Siebter Prozesstag im Fall Oberlin: Pflegerin über den Tatabend: "Alles war blutig"

Am siebten Prozesstag schilderte Altenpflegerin Irma O., wie sie eines der Todesopfer entdeckte - nach einem Anruf des Ehemanns der Angeklagten.

Potsdam - Am siebten Prozesstag im Fall Oberlin sagen Kollegen der angeklagten Pflegekraft Ines R. aus, die am Tatabend mit ihr im Dienst waren. Die Altenpflegerin Irma O. widersprach am Dienstag vor dem Potsdamer Landgericht den Aussagen des Ehemanns von Ines R. Dieser war an einem früheren Prozesstag als Zeuge geladen. 

Der Ehemann hatte ausgesagt, erst nach zwei Anrufen im Thusnelda-von-Saldern-Haus die Bestätigung dafür bekommen zu haben, dass in dem Behindertenwohnheim Menschen zu Tode gekommen seien. Vorher sei seine Frau völlig aufgelöst nach Hause gekommen und habe nur vage vor sich hingemurmelt, dass bei der Arbeit etwas passiert sei. Irma O. hatte die Anrufe entgegengenommen.

[Lesen Sie auch: Der Mordprozess Oberlinhaus: Die Abgründe der Angeklagten Ines R. – eine Rekonstruktion (T+)]

„Gucken Sie in die Zimmer rein. Ich rufe die Polizei“

Irma O. schilderte den Ablauf anders. Beim zweiten Anruf habe der Mann sie konkret aufgefordert, in den Zimmern der Bewohner nachzusehen. „Gucken Sie in die Zimmer rein. Ich rufe die Polizei“, habe er gesagt. Irma O. fand daraufhin die getötete Lucille H. „Alles war blutig. Da war ein Loch in der Kehle“, schilderte die 27-Jährige, die erst seit wenigen Wochen in dem Heim beschäftigt gewesen war. Dem Ehemann habe sie das aber nicht mitgeteilt. 

Mit der Angeklagten sei sie in den acht Wochen der gemeinsamen Arbeit „nicht warm geworden“, weil Ines R. sie als „zu ruhig“ empfunden habe, sagte die examinierte Pflegerin. Wenige Tage vor der Tat habe die Angeklagte sie gefragt, ob sie ihr sympathisch sei. Auf die vage gehaltene Antwort habe sie nachgefragt, ob sie sie respektiere. Die scherzhaft gemeinte verneinende Antwort habe die Angeklagte offenbar nicht als ironisch verstanden, sagte Irma O. aus.

Die 52-jährige Ines R. muss sich unter anderem wegen vierfachen Mordes vor Gericht verantworten. Sie soll am 28. April 2021 vier Bewohner des Heims mit einem Messet getötet und eine weitere Bewohnerin schwer verletzt haben. (mit epd)

Marion Kaufmann

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