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Erster Vorgeschmack. Der Kunsthistoriker Eckhart Gillen (r.) vor Arno Rinks „Heimfahrt“ aus der Plattner-Sammlung.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: „Sie sind Vorreiter“

Ausstellung von Plattners DDR-Kunstsammlung im Kutschstall eröffnet. Jann Jakobs fordert Debatte über Mercure-Hotel

Innenstadt - Potsdam-Mäzen und Software-Milliardär Hasso Plattner lässt sich in die Karten schauen: Am gestrigen Sonntag wurde eine Ausstellung mit 28 Gemälden seiner im Entstehen begriffenen Sammlung ostdeutscher Kunst im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) im Kutschstall am Neuen Markt eröffnet. Ab dem morgigen Dienstag und noch bis zum 22. September ist die Schau unter dem Titel „Einblick und Ausblick“ – eine erste Vorschau auf Plattners Kunsthallen-Projekt – bei freiem Eintritt öffentlich zu sehen. Versammelt sind Werke von neun Künstlern, darunter Maler der Leipziger Schule wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Werner Tübke und Arno Rink, aber auch der Westberliner Klaus Fußmann und der 1961 aus der DDR nach Westdeutschland emigrierte Gerhard Richter.

Allein diese Vorschau-Ausstellung werde große Resonanz erfahren, zeigte sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Sonntag überzeugt. Er hoffe auf eine Fortsetzung mit einer zweiten Ausstellung in der Stadtmitte, bevor die von Plattner geplante Kunsthalle am Jungfernsee eröffnet wird. Die Kunsthalle selbst werde „internationale Strahlkraft“ für Potsdam entwickeln, so der Oberbürgermeister. Plattners Entscheidung, den Neubau nicht anstelle des Mercure-Hotels in der Stadtmitte zu errichten, sei „bedauerlich“, er sei aber „stolz und froh“, dass Plattner mit dem Projekt in Potsdam bleibt, sagte Jakobs weiter.

Die von Plattner aufgebaute Sammlung werde die erste ständige Ausstellung ostdeutscher Kunst überhaupt sein, betonte der Berliner Kunsthistoriker Eckhart Gillen, der die Vorschau-Ausstellung im HBPG betreut: „Sie sind Vorreiter.“ Noch sei ostdeutsche Kunst in den Museen und Galerien der Republik „praktisch unsichtbar“, sagte Gillen, der die für 2013 geplante große Ausstellung zur DDR-Kunst in Weimar mitkuratiert: „22 Jahre nach der Wende ist von der Kunst der DDR nicht einmal die Spitze des Eisbergs zu sehen.“ Mit Stifter Plattner, der nicht nur seine Sammlung ausstellen, sondern auch die Kunsthalle auf eigene Kosten bauen will, sei Potsdam „glücklich dran“.

Wie berichtet hatte die Stadt Plattner zunächst den Standort des Hotels Mercure für die neue Kunsthalle vorgeschlagen. Nach einer ersten Absage Plattners hatten gut 1000 Potsdamer, darunter Prominente wie TV-Moderator Günther Jauch, Modeschöpfer Wolfgang Joop und Schauspielerin Nadja Uhl, für eine Kunsthalle in der Mitte demonstriert. Wegen der anhaltenden Kritik am Standort, vor allem von den Linken, entschied sich Plattner schließlich doch für den Campus am Jungfernsee, wo derzeit ein Innovationszentrum der von Plattner mitgegründeten Softwarefirma SAP entsteht.

Jakobs rief zu einer neuen Debatte über die Zukunft der Stadtmitte auf: Mit der Entscheidung Plattners für den Jungfernsee sei die Diskussion um die Mitte nicht abgeschlossen, sondern „allenfalls eingeläutet worden“, sagte er. In den kommenden Monaten müsse die Gestaltung des Lustgartens diskutiert werden: „Steht das Hotel Mercure der weiteren Entwicklung in der Mitte entgegen oder nicht? Diese Frage ist noch unbeantwortet.“

Einen ersten Vorstoß hatte wie berichtet die Potsdamer CDU mit einem Antrag an das Stadtparlament gemacht: Demnach soll die Stadt prüfen, ob und wie sie das 17-geschossige und auf 14 Millionen Euro taxierte Gebäude aus eigenen Mitteln kaufen kann.

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