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Landeshauptstadt: „Sie fehlt schon jetzt“

Am Samstag wurde Christiane Markert-Wizisla in Bornstedt beigesetzt

Park Sanssouci – In einem eindrucksvollen Zug bewegte sich die Trauergemeinschaft von der Friedenskirche durch den Schlosspark Sanssouci nach Bornstedt. In den letzten Sonnenstrahlen vor dem Wintereinbruch wurde Christiane Markert-Wizisla am vergangenen Samstag beigesetzt – etwa 500 Menschen begleiteten die Potsdamer Pfarrerin zu ihrer Ruhestätte auf dem Bornstedter Friedhof.

„Der Tod hat sie überrascht, hat sie erschrocken“, sagte Viola Kennert, die Leiterin des Berliner Pastoralkollegs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), im Trauergottesdienst in der voll besetzten Friedenskirche. Am 30. Oktober des Jahres war ihre 46-jährige Kollegin Christiane Markert-Wizisla plötzlich und unerwartet verstorben: „Sie fehlt schon jetzt.“

Die gebürtige Thüringerin, die zuletzt in Eiche wohnte, war vielen Potsdamern bekannt: Sei es durch die Tischabendmahlsfeiern und die Gottesdienste in der Friedenskirche, durch ihr Engagement für den Weltgebetstag, der in 170 Ländern gefeiert wird, oder als Leiterin der Frauen- und Familienarbeit in der Weinbergstraße. „Von ihr haben viele von uns gelernt, neu über Frömmigkeit nachzudenken“, sagte Viola Kennert. „Die Zuversicht, die Leidenschaft und die Intensität, mit denen sie den Glanz des Evangeliums gerühmt hat, sind beispielhaft“, schrieb Bischof Wolfgang Huber, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland, in seinem Kondolenzschreiben an den Ehemann von Christiane Markert-Wizisla.

Nach ihrem Studium in Berlin und Leipzig war sie zunächst Assistentin an der Humboldt Universität in Berlin, wo sie über die Anfänge der feministischen Theologie im wilhelminischen Deutschland promovierte. Sie zählt zu den Mitbegründerinnen des oppositionellen Unabhängigen Frauenverbandes der DDR. „Unerschrocken, aufrecht und ehrlich zu leben, das hat sie früh gelernt und nie verlernt“, beschrieb Viola Kennert die Verstorbene.

Seit 1994 war Christiane Markert-Wizisla Pfarrerin in Mühlenbeck bei Berlin, ab 2001 die Leiterin der Frauen- und Familienarbeit in Potsdam. Die Theologin war auch langjährige Sprecherin des brandenburgischen Beirats zur Unterstützung der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution und beriet die Landesregierung bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Erst in diesem Jahr wechselte die Expertin für feministische Theologie und Frauenforschung nach Berlin – als Studienleiterin des Amtes für Kirchliche Dienste der Evangelischen Kirche. „Wir staunen: So jung, so viel Schaffenskraft“, resümierte Viola Kennert: „So viel Erfülltes, aber auch so viel Unerfülltes“.

Sie rief das Bild der engagierten Kollegin in Erinnerung: „Ihre Nachdenklichkeit, ihr Lachen, ihre Lust am Leben, ihr ernstes und von Enttäuschung geprägtes Gesicht, ihr forderndes Wesen, ihre Rastlosigkeit, ihr schönes, strahlendes Gesicht, ihre klaren Augen, ihre innere Sammlung, wenn sie gesungen hat, ihr Lächeln, sanft und vorsichtig.“

Christiane Markert-Wizisla, die Schwägerin des Sternkirchenpfarrers Andreas Markert, hinterlässt ihre Töchter Rosa und Laura sowie ihren Mann Erdmut.

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