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Sicherer Radfahren in Potsdam: Konsequenzen nach tödlichem Unfall

Die Stadtverwaltung will die Unglücksstrecke in der Pappelallee umgestalten und künftig auf Zweirichtungsradwege verzichten. Zugleich sollen die Potsdamer gefährliche Stellen für Radler melden

Nach dem tödlichen Radunfall einer 23-Jährigen in der Pappelallee zieht die Stadtverwaltung Konsequenzen und gestaltet den Radweg an der Unglücksstelle um. Das kündigte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) am Montag vor Journalisten an. Zugleich rief er die Potsdamer auf, der Stadtverwaltung weitere für Radfahrer gefährliche Stellen zu melden. Die Stadtverwaltung habe nach dem Unfall bereits begonnen, alle bestehenden Zweirichtungsfahrradwege auf Sicherheitsrisiken zu überprüfen, so Klipp.

Wie berichtet wird seit dem Unfall speziell über die Verkehrsführung in der viel befahrenen Pappelallee diskutiert. Dort wird der Radverkehr in beide Richtungen auf nur einem Weg geführt. Die 23-jährige Kathleen B. war am Montagmorgen vor einer Woche auf diesem Weg stadteinwärts unterwegs. Als dann ein in die gleiche Richtung fahrender Lastwagenfahrer nach links abbiegen wollte, übersah er nach Auffassung der Polizei die junge Frau, sie wurde überrollt.

Solche Situationen sollen künftig verhindert werden. Klipp kündigte an, noch diese Woche würden in der Pappelallee an sämtlichen Einfahrten sogenannte Radfahrerpiktogramme mit zwei Richtungspfeilen angebracht, um Linksabbiegern zu verdeutlichen, dass es sich um einen Zweirichtungsradweg handelt. Zugleich sollen verblasste Markierungen auf dem Weg neu gezogen werden. Das sei das Ergebnis einer Begehung der Unfallstelle mit Verkehrsexperten in der vergangenen Woche. Zudem will die Stadtverwaltung nun einen Verkehrsplaner mit einer Untersuchung beauftragen, ob in der Pappelallee für Fahrer in Richtung Innenstadt das Linksabbiegen an einigen Stellen generell verboten wird. Allerdings müsse ausgeschlossen werden, dass mit einer neuen Verkehrsführung neue Gefahren entstehen, erklärte Klipp. Daher sei ein Gutachten nötig. Nicht möglich ist es nach den Worten des Baudezernenten, den Radweg in der Pappelallee zu trennen und auf beiden Straßenseiten anzulegen – dafür sei die Fahrbahn schlicht zu eng.

Zugleich kündigte Klipp an, künftig würden in Potsdam keine Zweirichtungsradwege mehr gebaut und alle bestehenden überprüft. Schon vor dem Unfall sei entschieden worden, einen solchen Radweg in der Nedlitzer Straße im Zuge der Bauarbeiten zur Erschließung des Campus Jungfernsee zu trennen und künftig stadteinwärts durchgehend einen Fahrradschutzstreifen zu markieren. Geprüft würden unter anderem die Doppel-Radwege in der Heinrich-Mann-Allee, der Wetzlarer Straße und der Marquardter Straße.

Zugleich rief Klipp die Potsdamer auf, der Stadtverwaltung bei der Identifizierung von für Radfahrer gefährlichen Stellen zu helfen. Künftig sollten Bürger auch Beinahe-Unfälle melden, das sei telefonisch oder per E-Mail unter radverkehr@ rathaus.potsdam.de möglich. Damit hoffe die Stadt, künftig besser bestimmte Unfallschwerpunkte entschärfen zu können (siehe Kasten).

Zwei besonders gefährliche Stellen sollen noch im Frühjahr sicherer gemacht werden, kündigte Klipp zudem an: Der Bereich Großbeeren-/ Chopinstraße und die unübersichtliche Kreuzung Werderscher Damm/ Forststraße – hier wird unter anderem ein Stoppschild für Autos aufgestellt.

Zumindest letztere Arbeiten hatten bereits das im Januar vorgestellte Radsicherheitskonzept der Stadtverwaltung empfohlen – von der Pappelallee war in diesem Papier noch keine Rede. Auch Klipp betonte bei der Pressekonferenz, bisher seien für diese Straße keine besonderen Gefahren gemeldet worden. „Bis zu dem Unfall hatte die Situation vor Ort niemand auf dem Schirm – ich auch nicht.“ Allerdings hatten Elternvertreter der Grundschule an der Pappelallee bereits vor Monaten auf zahlreiche Gefahrenstellen rund um die Schule hingewiesen. Klipp sagte, dabei sei es allgemein um Schulwegesicherheit gegangen – dies sei von dem Unfall jetzt zu trennen. Im Mai soll es ein Gespräch mit den Eltern geben, hieß es. Die Polizei zählte in der Pappelallee im vergangenen Jahr 37 Verkehrsunfälle mit sieben Verletzten. Acht Unfälle seien beim Abbiegen passiert, an fünf waren Radfahrer und einmal ein Fußgänger beteiligt.

Klipp verwahrte sich auch gegen Kritik aus der CDU. Deren Innenstadt-Chef Matthias Finken hatte zuletzt in einem Interview erklärt, der Tod der Radlerin hätte verhindert werden können. Klipp sagte, solche Äußerungen seien „nicht hilfreich“, der Unfall dürfe nicht zur politischen Auseinandersetzung missbraucht werden.

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