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Blick in die Shisha-Bar am Nauener Tor.

© Andreas Klaer

Shisha- und Cocktail-Bar „Van-Gogh“: Orientalisches Flair am Nauener Tor

In seiner Potsdamer Bar bietet Kassem Rhail Wasserpfeifen und Cocktails an. In den sozialen Medien loben Gäste die Atmosphäre - und die Preise.

Von Carsten Holm

Potsdam - Moderne Cocktail-Bars scheuen modernes Design nicht, ihr städtisches Publikum sucht sie hipp gekleidet auf, um zu sehen und gesehen zu werden. Dass der gebürtige Libanese Kassem Rhail mit seiner Van-Gogh-Bar am Nauener Tor einen anderen Weg geht, wird deutlich, sobald man die Tür in der Kurfürstenstraße 1 öffnet: Schummriges Licht, marokkanische Deckenlampen, marokkanische Teppiche an den Wänden und an der Decke, Polster aus Marokko – ein ausgeprägt orientalisches Flair. Kein Wunder: der 53 Jahre alte Berliner hat das Kunststück vollbracht, auf kleinem Raum eine Cocktail- und eine Shisha-Bar zu vereinen. 

Rhail macht es seinen Gästen nicht schwer, sich bei ihm wohlzufühlen. Er ist herzlich, offen, er erzählt gern, wenn es die Zeit erlaubt, aus seinem bewegten Leben und verschweigt nicht, wie sehr ihm wie den anderen Gastronomen der Stadt auch die drastischen Umsatzeinbrüche der Corona-Zeit zu schaffen machen. „Mindestens 80 bis 90 Euro Umsatz muss ich jeden Tag machen“, sagt er den PNN, „das schaffe ich nicht immer, auch wenn dann mal wieder ein Freitag mit 300 Euro dabei ist.“

Die Shisha-Bar von Kassem Rhail am Nauener Tor ist gut zu erreichen.
Die Shisha-Bar von Kassem Rhail am Nauener Tor ist gut zu erreichen.

© Andreas Klaer

Inhaber übernahm die Bar im Juni 2019 

In diesem Moment geht die Tür auf, und wie bestellt treten Matthias, 44, Vertriebsmann aus Michendorf, und Thomas, 41, Verkäufer aus Potsdam ein. Für sie ist der Besuch in der Van-Gogh-Bar Premiere, sie kommen vor allem wegen der Shisha-Pfeifen, die es, je nach Tabak, zu Preisen zwischen 8,50 und 13 Euro gibt. Sie gehen durch bis in den hinteren Teil der Bar, und schon bald blubbert es in der Wasserpfeife vor ihnen. Dazu bestellen sie ein Bier und einen Long Island Ice Tea, einen Klassiker unter den Longdrinks.

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Als Kassem Rhail die Bar im Juni 2019 übernahm, liefen die Geschäfte gut an. Die Lage am Nauener Tor ist vorzüglich, die Bar ist sogar mit Bus und Tram aus allen Himmelsrichtungen gut erreichbar. Zu Beginn kamen noch viele Touristen, dann musste er wegen der Pandemie für sieben Monate schließen. 

Rhail stammt aus dem Süden des Libanon, seine Familie sah von ihrer Wohnung bis nach Israel und zu den Golanhöhen. Aber nach dem Ende der Schulzeit, erzählt er, konnte er keine Berufsausbildung beginnen: „Man kann keine Lehre beginnen, wenn in seinem Land Bürgerkrieg herrscht.“ 

Im Internet loben die Gäste unter anderem die Atmosphäre der Bar.
Im Internet loben die Gäste unter anderem die Atmosphäre der Bar.

© Andreas Klaer

Er hatte von Libanesen, die schon in Deutschland gewesen waren, gehört, dass es ein gutes Land sei und man Arbeit finden könne. Im Juni 1990, die Grenzen zwischen Ost und West waren gerade ein paar Monate offen, nahm er seinen Mut zusammen und buchte einen Flug nach Schönefeld. Er erhielt problemlos ein Visum, und ließ sich, damals gerade 23 Jahre alt, in Berlin nieder. Später eröffnete er mit seinem Bruder eine Shisha-Bar am Prenzlauer Berg.

Seine Söhne würden am liebsten auch in der Bar arbeiten 

Mit seiner Frau, einer Libanesin, hat er drei Jungen im Alter von 17, 16 und 9 Jahren und eine zehnjährige Tochter. Seine Jungen würden am liebsten sofort mit ihrem Vater arbeiten. „Ich sage ihnen, dass sie dafür noch zu jung sind, auch wenn der Älteste jetzt bald Abitur macht.“

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In den sozialen Medien bekommt Rhail gute Noten. „Die Bar hat eine großartige Atmosphäre“, schreibt Sofia aus Berlin. Ein Christian schwärmt von „Preisen, die in Potsdam nicht zu schlagen sind“. 

Tatsächlich ist es vergleichsweise nicht viel, wenn er für einen Mojito 6,50 und für einen Zombie 6,90 Euro nimmt. Eine Frage noch, Herr Rhail: Warum trägt die Bar den Namen des Impressionisten Vincent van Gogh? „Weil ich ein guter Maler bin“, sagt Rhail scheinbar vollen Ernstes. Dann lacht er laut und korrigiert sich: „Nein. Ich kann überhaupt nicht malen. Ich habe den Namen übernommen.“ 

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