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Baustelle. Aus dem „Gastmahl des Meeres“ wird ein AOK-Kundencenter.

© A. Klaer

Servicecenter in früherem Restaurant: AOK statt Fisch

Das Gebäude des früheren Fischrestaurants „Gastmahl des Meeres“ am Luisenplatz stand lange leer. Nun soll ein Servicecenter der Krankenkasse ziehen.

Ein hoher grauer Bauzaun versperrt schon seit einigen Wochen die Sicht auf das markante Eckhaus am Vorplatz des Brandenburger Tors, das viele Potsdamer noch als kulinarische Institution kennen: Das ehemalige Domizil des Fischrestaurants „Gastmahl des Meeres“ wird umfassend saniert. Einziehen soll dort im kommenden Jahr das Servicecenter der Krankenkasse AOK.

Wie Matthias Gabriel, Sprecher der AOK Nordost, den PNN sagte, hat die Krankenkasse bereits seit Längerem nach einem neuen Standort für das Servicecenter für die Kunden gesucht. Zurzeit befindet es sich in der Friedrich-Ebert-Straße 113. Durch den Umzug in die Brandenburger Straße werde den Versicherten eine zentralere Lage geboten, so Gabriel. Die AOK werde das Gebäude nicht kaufen, sondern mieten. Die Krankenkasse gehe davon aus, dass die Verwaltungskosten mit dem neuen Standort sinken, weil dort neben dem Kundencenter Platz für weitere Büros ist.

Denkmalgeschütztes Gebäude wird saniert

Für die Nutzung des seit einigen Jahren leer stehenden Gebäudes als Beratungsstandort muss dieses zunächst umfassend saniert und modernisiert werden, so der Sprecher. Bei der Sanierung werde eng mit der Denkmalschutzbehörde zusammengearbeitet. Da sich die Arbeiten voraussichtlich bis ins nächste Jahr erstrecken, sei mit einem Umzug des AOK-Servicecenters im ersten Halbjahr 2018 zu rechnen. Bis dahin bleibe der Standort in der Friedrich-Ebert-Straße wie gewohnt für Versicherte offen.

In den Häusern an der Ecke Brandenburger Straße 72 und Schopenhauerstraße 14 befand sich mehrere Jahrzehnte lang das Fischrestaurant „Gastmahl des Meeres“ – ein Traditionsrestaurant, dessen verschrobenes Interieur ein einzigartiges Ambiente verlieh. Das „Gastmahl des Meeres“ ging aus der gleichnamigen Restaurant-Kette der DDR hervor, die sich unter anderem durch einheitliche Gerichte und Kleidung beim Personal kennzeichnete.

Fischgerichte zu erschwinglichen Preisen

Anfang 2005 wurde das markante Gebäude am Rande der Innenstadt zwangsversteigert. Es wechselte für insgesamt 635 000 Euro den Besitzer – seinerzeit das Dreifache des Verkehrswertes. Unter den Interessenten befand sich damals auch Jürgen Rückert, der Chefkoch und langjährige Inhaber der Traditionsgaststätte. 37 Jahre lang, seit 1977, hatte er im „Gastmahl des Meeres“ gekocht. Da er das Haus am Ende nicht erwerben konnte, entschloss er sich mit Auslaufen des Mietvertrages im Herbst 2014 zur Schließung der Gaststätte. Bis zuletzt hatte man dort Fischgerichte zu erschwinglichen Preisen essen können. Gästezahlen wie noch vor dem Mauerfall, als bis zu 800 Gäste pro Tag bekocht wurden, erreichte das Restaurant aber längst nicht mehr, das Personal war von 25 auf zuletzt vier Mitarbeiter geschrumpft.

Der Potsdamer Frank Ehlers organsierte dann eine Auktion, bei der die gesamte Einrichtung aus den Gasträumen und der Küche unter den Hammer kam. Versteigert wurden auch zahlreiche Antiquitäten, die zum Interieur gehörten – etwa eine Kapitänsglocke oder eine Seeteufelsschnitzerei. 

Anne-Kathrin Fischer

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