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Trommel vom SA-Spielmannszug Nowawes

© Andreas Klaer

Serie zur Sonderausstellung im Potsdam Museum: Eine Trommel mit Geschichte

In einer Sonderausstellung beleuchtet das Potsdam Museum die Stadtgeschichte der 1920er bis 1940er Jahre. Die PNN stellen einige Ausstellungsstücke vor. Teil 4: Trommel vom SA-Spielmannszug in Nowawes.

Diese Trommel ist ein Instrument mit wechselhafter Geschichte: Gespielt wurde sie zuerst im SA-Spielmannszug in Nowawes. Sie wurde aber auch nach 1945 und in DDR-Zeiten weiter genutzt, berichtet Kuratorin Wenke Nitz – trotz des metallenen Aufhängers in Form eines preußischen Adlers, der eigentlich „nicht erwünscht“ war. Ein Privatleihgeber hat dem Museum die Trommel zur Verfügung gestellt.

Obwohl Nowawes seinerzeit als Arbeiterstadt kommunistisch und sozialdemokratisch geprägt war – ganz anders als im monarchistisch-konservativ eingestellten Potsdam –, fassten auch in Nowawes die NS-Organisationen wie die paramilitärische Sturmabteilung (SA) Fuß, wie die Trommel zeigt. Gleichzeitig fanden sich auch auf Potsdamer Seite republikfreundliche Vereinigungen wie das 1924 gegründete Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – sie stellten aber jeweils die Ausnahme dar, erklärt Historikerin Nitz.

Die NSDPA riet ihren Anhängern in Nowawes zur Vorsicht

Das zeigt sich beim Vergleich der Mitgliederzahlen der NSDAP für 1930: Während die Partei in Potsdam 200 Mitglieder zählte, waren es in Nowawes nur 30. Wegen der aufgeheizten Stimmung riet die NSDAP Anhängern in Nowawes zur Vorsicht, hat Wenke Nitz recherchiert: In der Stadtverwaltung von Nowawes arbeitende Sympathisanten seien angehalten worden, nicht in die Partei einzutreten, sondern als „verborgene Mitglieder“ zu firmieren, da im „roten Nowawes“ Übergriffe befürchtet wurden.

Noch im Mai 1933 weigerte sich der Nowaweser Bürgermeister Walter Rosenthal von der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), die Hakenkreuzfahne zu hissen und wurde von NSDAP-Mitgliedern daraufhin verunglimpft: Sie mokierten sich über sein „typisch jüdisches Gepräge“ und seine politischen Ansichten. Er sei „Demokrat vom Scheitel bis zur Sohle“. Im Oktober 1933 wurde er entlassen. Seine Nachfolger waren überzeugte Nationalsozialisten.

Weitere Teile der Serie:

Teil 1: Neue Bilder für das Regattahaus

Teil 2: Krieger für die Geldbörse

Teil 3: Die "Raudaubande" aus Nowawes

Teil 5: Kunstwerk eines Unbekannten

Teil 6: "Weihnachten 1941 fällt aus"

Teil 7: Massen auf dem Alten Markt

Teil 8: Hilfspakete über den Atlantik

Teil 9: Schallplatten aus Babelsberg

Die Sonderausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945" ist noch bis 23. Juni im Potsdam Museum am Alten Markt zu sehen. Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

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