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Mehr als 30 kurze Filme hat Judi auf Youtube bereits veröffentlicht.

© Varvara Smirnova

Serie "Potsdam schenkt": Der Junge vom Film

Judi Sulaiman macht in zwei Jahren sein Abitur. 2015 kam er auf der Flucht vor dem Krieg aus Nordsyrien nach Deutschland. Hier entdeckte er sein Talent als Filmemacher – dabei kann er Hilfe gebrauchen.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Geben bringt Segen: Zur Weihnachtszeit den Nächsten helfen – das wollen wir, die Potsdamer Neuesten Nachrichten, gemeinsam mit Ihnen, unseren Lesern. Wir stellen Ihnen an dieser Stelle Menschen vor, die es nicht leicht haben im Leben – sei es, weil sie aus problematischen Familienverhältnissen kommen, weil sie krank sind oder weil sie aus ihrer Heimat fliehen mussten, um Krieg und Gewalt zu entkommen. Wir haben diese Menschen getroffen und sie gefragt, was ihnen eine Freude machen würde – und bitten Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Mithilfe bei der Erfüllung dieser Weihnachtswünsche.

Dass sich Judi Sulaiman wohl dabei fühlt, vor oder hinter der Kamera zu stehen, sieht man in seinen Videos. Rund 30 davon hat er auf seinem Kanal bei Youtube schon hochgeladen, alles Mögliche präsentiert er seinen Zuschauern dort: Kleine Filmchen über das unberechenbare Wetter in Deutschland, ein Sketch über das Hungern an Ramadan oder zusammengeschnittene Interviews, die er mit Passanten auf der Straße geführt hat. „Was wünschen Sie sich für 2019?“ fragt er da zum Beispiel Potsdamer auf dem Weihnachtsmarkt – im vergangenen Jahr war das.

Er fühlt sich in Potsdam zu Hause

Judi Sulaiman ist 24 Jahre alt, geboren und aufgewachsen im kurdischen Qamischli in Nordsyrien. Wie viele Flüchtlinge kam er Ende 2015 auf der Flucht vor dem Krieg nach Deutschland, zunächst allein. Seine Mutter, seine Schwester und sein Bruder mit Familie folgten ihm 13 Tage später – der Vater war schon gestorben, als Judi ein kleines Kind war. Doch die deutsche Bürokratie sorgte dafür, dass Judi und seine Familie getrennt blieben: Die Mutter und die Geschwister landeten in Essen, Judi erst in Eisenhüttenstadt und dann in Potsdam. Anfangs durfte er wegen der Residenzpflicht nicht zu ihnen ziehen, jetzt will er nicht mehr. Auch, weil seine Mutter 2017 gestorben ist – an einem Lungenleiden, sagt er. Und weil er sich zwar manchmal etwas einsam, aber eben doch zu Hause fühlt in Potsdam.

Die ersten zwei Jahre verbrachte Judi in Gemeinschaftsunterkünften – einen Großteil der Zeit im ehemaligen Landtag auf dem Brauhausberg. Dort traf er auch auf den Verein Flüchtlingshilfe Babelsberg, der für ihn nicht nur ein Sprachtandem anleierte, sondern auch das Erzählcafé ins Leben rief, bei dem Deutsche und Flüchtlinge zusammenkommen. Bis heute geht Judi fast jeden Donnerstagnachmittag hin – obwohl er längst in eine eigene Wohnung nach Drewitz und das Erzählcafé ins Rechenzentrum gezogen ist. Was er dort macht? „Deutsch sprechen, Karten spielen, Hausaufgaben machen“, zählt er in fast perfektem Deutsch auf. Sogar ein Video von Judi ist auf der Homepage der Flüchtlingshilfe zu sehen: Darin erklärt er, um was es bei den Treffen geht und lässt auch andere Teilnehmer zu Wort kommen.

Mit Tandempartner zum Abitur

Wenn er nicht gerade an seinen Videoprojekten sitzt, ackert Judi für die Schule. In der Potsdamer Innenstadt besucht er die 11. Klasse der Schule des Zweiten Bildungswegs „Heinrich von Kleist“, um dort sein Abitur zu machen. Beim Lernen hilft ihm auch sein Tandempartner, ein älterer Mann, von dem Judi offenbar sehr beeindruckt ist: „Er kann alles: Mathe, Bio, Englisch.“

Wenn er das Abitur geschafft hat und die Noten reichen, will Judi studieren. Er schwankt noch zwischen drei recht unterschiedlichen Fächern: Informatik, Medizin oder eben doch seine Leidenschaft, die Schauspielerei.

Wie er den Weihnachtsabend verbringt, weiß Judi noch nicht – wahrscheinlich macht er etwas mit Freunden. Wünsche hat er eigentlich keine, sagt er. Das Schülerbafög reicht ihm zum Leben, Kindergeld bekommt er zumindest bis zu seinem nächsten Geburtstag auch noch. Er findet, die Menschen in seiner Heimat hätten Hilfe viel eher nötig, er verweist zum Beispiel auf die NGO Rawabet, die Menschen in Syrien unterstützt. Erst nach langem Überlegen und vielen Vorschlägen ringt Judi sich dazu durch, an sich selbst zu denken: Equipment für seine Filme könnte er brauchen, zum Beispiel ein Mikrofon oder ein Gimbal, also eine Art bewegliches Stativ. Damit er das, was er am liebsten macht, noch besser machen kann: filmen.

Wer kann helfen?

Judi Sulaiman wünscht sich ein Mikrofon oder ein Gimbal für seine Kamera (eine Lumix DMC-FZ300EGK). Da dies womöglich zu teuer sein könnte, schlägt die Redaktion als Alternative einen Gutschein für einen Einkauf im Elektronikmarkt vor. Wer diesen Wunsch erfüllen kann und möchte, schreibt eine E-Mail an

potsdamschenkt@pnn.de oder ruft unter Tel.: (0331) 23 76 132 in der Redaktion der Potsdamer Neuesten Nachrichten an.

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