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Erich Benesch.

© Kolja Benesch

Serie | Krisentagebuch: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Erich Benesch (57), Lastenrad-Aktivist und Medienpädagoge aus Potsdam-West.

Potsdam - Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.

Wie sieht Ihr neuer Alltag aus ?

Corona hat meinen Alltag entschleunigt, in dem ich lokal von Termin zu Termin hetzte, bei meiner Frau ebenso, nun im Homeoffice statt weltweit unterwegs für ihre Entwicklungshilfeorganisation. Mein Sohn kam zurück aus Japan, unser Familienleben gewinnt. Wir genießen es, wieder zusammen zu sein, haben digital ausgebaut daheim, führen ein gesünderes Leben. Wir vergleichen bewusster: zum Beispiel ist Corona harmlos gegenüber Ebola. Deutsche Panik ist nicht angebracht, wohl aber strengere Selbstdisziplin im Alltag. Es ist ein Akt der Höflichkeit in Ostasien, mit Mundschutz unterwegs zu sein und Hygieneregeln zu beachten. Erst recht da uns diese Situation wohl noch längere Zeit begleiten wird. 

Beruflich ist manches weggebrochen, aber anderes entstanden. Vieles in meiner Arbeit geht ruhiger eh besser und ich konnte dank dieser erzwungenen Muße mit KollegInnen über Online-Austausch ein für Potsdam alternatives Mobil mit entwickeln, pro Verkehrswende: einen Do-It-Yourself „CarlaCargo“ Schwerlasten-Anhänger, mit dem ich zur Zeit als Testfahrer überall unterwegs bin in Potsdam und mit dem Radler locker die Transportkapazität eines Kfz übertreffen. Krise kann man für Innovation nutzen, wenn man sich nicht auf zu etablierte Strukturen verlässt. Es wird Zeit für Bioökonomie, für alternative und digitale Bildungsstrukturen, für eine Pflegerevolution, für Urlaub im Havelland, für Generationenwechsel in Institutionen und so weiter.

Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?

Manches Krisengerede ernst zu nehmen, denn es bedeutet oft nur, dass sowieso überholte Strukturen, wie Autoindustrie, Luftfahrt und so weiter ungebremst weiter subventioniert unser Klima auf Kosten der Allgemeinheit zerstören, und uns als Kunden für dumm verkaufen, allen die knappen Mittel nehmen, um damit neue Zukunftsindustrien aufzubauen.

Was ärgert Sie am meisten?

Warum sollten wir ignorante Strukturegoismen immer weiter akzeptieren? Potsdam ist im Klimanotstand, bitte eine echte Verkehrswende jetzt, und aktiver Umbau in eine menschenfreundlich gestaltete Stadt, die wir uns alle nachhaltig leisten können, auch bei kleineren Einkommen. Die Klinik-Debatte hat gezeigt, was wirklich wichtig ist.

Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?

Darüber wie gerade ein neues solidarisches Refugee Radio Brandenburg Projekt mit Geflüchteten quer durchs Land entsteht, und sie als Reporter raus kommen wollen aus der Not und Isolation ihrer Heime.

Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?

Seid kreativ und spart Geld: Fahrt kostenfrei Lastenrad mit der Flotte-Potsdam.de

Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen

Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag

Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt

Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher

Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern

Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet

Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer

Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent

Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut

Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag

Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen

Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu

Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga

Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich

Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance

Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor

Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor

Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten

Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels

Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor

Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun

Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten

Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel

Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird

Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen

Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel

Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur

Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen

Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache

Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren

Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig

Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe

Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz

Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf

Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe

Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet 

Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann

Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf

Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent

Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik

Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren

Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad

Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen

Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen

Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens

Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen

Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen

Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten

Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest

Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg

Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen

Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig

Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre

Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente

Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen

Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier

Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz

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