zum Hauptinhalt
Daniel Vetter ist Auszubildender in der Altenpflege.

© privat

Serie | Krisentagebuch: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Daniel Vetter, Auszubildender in der Altenpflege der Awo in der Waldstadt.

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.

[Abonnieren Sie kostenlos den neuen PNN-Newsletter "Potsdam Heute": Hier geht es zur Anmeldung.]

Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Mein Alltag sieht so aus, dass ich im Homeoffice die theoretische Ausbildung zum Altenpfleger absolviere und für die Praxisstunden im Awo Käthe-Kollwitz-Haus bin. Ich habe ein Kind zuhause, das zwei Tage die Woche in die Schule geht. Derzeit bin ich sehr froh, dass die Familie mir den Rücken freihält und mich unterstützt. Da ich kurz vor der Prüfung stehe, fällt es mir nicht leicht, mich zu motivieren, mir fehlt der persönliche Austausch mit den anderen Schülern und Lehrern. Meine Frau arbeitet auch im Käthe-Kollwitz-Haus als Betreuungskraft, was abschalten zuhause schwierig macht. Während der Corona-Zeit sind wir ganz gut besetzt, da die Tagespflege derzeit nicht offen hat und das Personal bei uns auf der Station hilft.

Was fällt Ihnen am schwersten?
Da ein Großteil unseres Freundeskreises auch aus der Pflege kommt und es sowieso zeitweise zu Kontaktverboten kam, fehlen mir die Aktivitäten in der Freizeit. Wir hatten eine Reise zur Ostsee geplant, die wir aufgrund von Covid-19 stornieren mussten – auf das Geld warten wir bis heute. Natürlich könnten wir jetzt verreisen, haben aber keine Zeit.

Was ärgert Sie am meisten?
Zum einen der fehlende Respekt in der Gesellschaft, was Pflege leistet. Er war kurzzeitig mal da, jetzt da wir die schwammigen Gesetze der Landesregierung umsetzen müssen, wird der ganze Frust teilweise an uns abgelassen. Der Weg von der Dankbarkeit hin zu dem Gedanken, der hält mich davon ab meine Mutter zu besuchen, war nicht sehr weit. Auch ist es teilweise erschreckend, wie mit Covid-19 umgegangen wird: Abstands- und Hygieneregeln werden nicht eingehalten, manche ziehen keinen Mundschutz mehr an. Ich sag es mal schnippisch, der Drops ist gelutscht. Von daher kann ich nicht nachvollziehen, dass wir die Corona-Regeln im Altenheim umsetzen müssen, wenn sich in der Öffentlichkeit keiner daran hält. Für mich ist auch nicht nachvollziehbar, dass die Kinder nicht Vollzeit wieder in die Schule gehen dürfen. Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin davon überzeugt, dass die Maßnahmen wichtig und richtig sind, aber was die Menschen daraus machen, ist das Problem. Ich verstehe auch nicht, dass ich jetzt verreisen kann, aber ich weiß immer noch nicht, wer mir die Prüfung zum Altenpfleger abnimmt. Was die Corona-Prämie für Pflegekräfte angeht, glaube ich das erst, wenn das Geld auf dem Konto ist. Ich fand die ganze Diskussion mehr als peinlich. Warum bekommen nicht alle Pflegekräfte die Prämie? Warum werden Unterschiede gemacht?

Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Es sind die kleinen Momente, wie das gemeinsame Frühstück mit der Familie, das Picknick mit den Eltern meiner Frau und die Fahrt dorthin, das gemeinsame Treffen mit Freunden zum Grillen. Und die Aussicht, unser Boot doch bald mal bewegen zu dürfen.

Ihr Tipp zum Umgang mit der Krise?
Ich finde die Menschen sollten das Virus ernst nehmen, klar dauert dadurch alles ein bisschen länger, das ist aber nun mal so. Wichtig ist, die kleinen Momente im Leben wahrzunehmen und zu genießen, es hätte schlimmer kommen können.

Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen

Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag

Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt

Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher

Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern

Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet

Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer

Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent

Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut

Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag

Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen

Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu

Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga

Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich

Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance

Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor

Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor

Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten

Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels

Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor

Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun

Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten

Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel

Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird

Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen

Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel

Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur

Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen

Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache

Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren

Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig

Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe

Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz

Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf

Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe

Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet 

Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann

Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf

Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent

Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik

Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren

Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad

Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen

Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen

Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens

Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen

Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen

Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten

Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest

Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg

Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen

Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig

Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre

Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente

Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen

Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier

Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz

Zur Startseite