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Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam.

© Andreas Klaer

Serie | Herzlichen Glückwunsch, PNN!: "Engagierte Begleitung von Streitthemen"

Die Potsdamer Neuesten Nachrichten feiern ihr 70-jähriges Bestehen. Hier gratuliert Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam, zum Jubiläum.

Potsdams Presse blickt auf eine große Vergangenheit zurück, aber hat sie auch eine große Zukunft? Ihre Geschichte beginnt bereits im frühen 18. Jahrhundert, und in diesem Jahrhundert fiel auch der Satz, der den preußischen Militärstaat auch als ein Land der Aufklärung und der Toleranz ausweisen sollte: „Gazetten dürfen, so sie delectieren sollen, nicht genieret werden“, so schrieb Friedrich II. im April 1756 an Voltaire; wenige Monate vor dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, der Preußen an den Rand des Untergangs bringen sollte. 

250 Jahre später gibt es kein Preußen und keine preußische Königsherrschaft mehr, wohl aber eine blühende Brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam. Nur um ihre Gazetten steht es schlecht: Die Zahl der Leser sinkt, die Redaktionen schrumpfen, und die Konkurrenz der sozialen Medien scheint übermächtig geworden.

Um so wichtiger ist es, dass der regionale Qualitätsjournalismus erhalten bleibt. Die Begründung ihrer Existenznotwendigkeit liefern die PNN täglich in ihrer engagierten Begleitung von Streitthemen, die sich auf lokaler Ebene abspielen und doch vielfach von nationaler und internationaler Bedeutung sind: Was wäre der Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche, was die Auseinandersetzung um das Hohenzollernerbe oder um die Gestaltung der Stadtmitte ohne das publizistische Echo in der Potsdamer Presse?

So begleiten die PNN die Entwicklung der Vereinigungsgesellschaft seit nunmehr 30 Jahren. Ob darüber hinaus auch ein siebzigjähriges Jubiläum zu feiern ist, sei dahingestellt. Die 1951 gegründete BNN - Brandenburgische Neueste Nachrichten - waren ein blockparteiliches Sprachrohr der NDPD, das weniger der öffentlichen Selbstverständigung diente, als vielmehr einem staatlichen Informations- und Erziehungsauftrag nachkam. 

Wenn Jubiläen Kontinuität versichern und Tradition vergewissern sollen, beginnt die eigentliche Geschichte der 1990 vom Berliner „Tagesspiegel“ aufgekauften und umgetauften Zeitung erst mit der deutsch-deutschen Vereinigung. Seither aber sind die PNN zur Stimme einer Stadt geworden, die sich ihrer Nähe zu Berlin bewusst ist, aber ebenso auch an ihrer Eigenständigkeit festhalten. So möge es bleiben!

Martin Sabrow

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