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Rund um die Ausstellungen im Museum Barberini gibt es Vermittlungsangebote und Veranstaltungen.

© Andreas Klaer

Serie | Barberini - die Kunst hinter der Kunst: Die Kunst zum Sprechen bringen

Im Museum Barberini läuft der Umbau zur Schau "Impressionismus in Russland". Die PNN stellen Menschen vor, die daran beteiligt sind. Teil 3: Kunstvermittlung und Rahmenprogramm mit Achim Klapp, Andrea Schmidt und Julia Teller.

Potsdam - Mit der Kunst an der Museumswand allein ist es nicht getan. Das Museum Barberini will Besucherinnen und Besuchern immer auch mit Führungen, digitalen Angeboten und einem Rahmenprogramm verschiedene Zugänge und Perspektiven auf die gezeigten Werke eröffnen: Das beginnt mit den Audiotouren und Stadtführungen über die App und reicht vom Expertenvortrag, den Konzertabend mit der Kammerakademie Potsdam, begleitende Filmreihen im Filmmuseum oder Gespräche mit Potsdamer Prominenten wie Wolfgang Joop bis hin zu Yoga-Stunden im Museum.

Letzteres ist nicht nur ein neckischer Gag, sondern hat durchaus inhaltliche Bezüge zur Kunst, erklärt Julia Teller vom Bereich Veranstaltungen. „Im Yoga geht es darum, sich zu erden, Stabilität zu finden“, ergänzt ihre Kollegin Andrea Schmidt aus dem Bereich Vermittlung. Auch in der Kunst spiele das Thema Balance eine Rolle, sagt sie: „Das kann man gut auf den Körper übertragen.“ Mit ihren Kollegen erarbeitet Andrea Schmidt unter anderem die Wandtexte, die später in der Ausstellung zu lesen sind, die Texte für die App, sie schult rund 20 freien Museumsguides, bereitet pädagogisches Begleitmaterial vor, hält aber auch selbst Vorträge vor Besuchern.

Die Kunsthistorikerin Andrea Schmidt arbeitet im Bereich Kunstvermittlung unter anderem mit Guides und entwickelt pädagogisches Begleitmaterial.
Die Kunsthistorikerin Andrea Schmidt arbeitet im Bereich Kunstvermittlung unter anderem mit Guides und entwickelt pädagogisches Begleitmaterial.

© Andreas Klaer

Ein Jahr Vorlauf - beginnend mit dem Symposium

Die Vorbereitung der Vermittlungsangebote und des Rahmenprogramms beginnt in der Regel mit dem wissenschaftlichen Symposium ein Jahr vor Eröffnung der Ausstellung, erklärt Julia Teller. Dann kommen die Kollegen mit dem Thema tiefer in Berührung, hören mehr zu aktuellen Forschungsthemen. Von den Kuratoren werden sie auch auf Seitenaspekte aufmerksam gemacht, die Anknüpfungspunkte für Angebote bieten könnten. Bei der Rembrandt-Ausstellung war das zum Beispiel die Beschäftigung mit dem Kolonialismus, zu der es schließlich eine Podiumsdiskussion mit der Schlösserstiftung gab, erinnert Julia Teller. „Als Potsdamer Haus sind uns Kooperationen mit anderen Potsdamer Einrichtungen wichtig“, sagt sie. „Wir versuchen immer, Potsdam mit einzubeziehen.“

Die Kunsthistorikerin Julia Teller entwickelt das Rahmenprogramm.
Die Kunsthistorikerin Julia Teller entwickelt das Rahmenprogramm.

© Andreas Klaer

Bei der Ideenfindung gibt es auch eine enge Zusammenarbeit mit der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, die unter anderem die sozialen Medien wie Instagram, Twitter und Facebook bespielt. Einmal wöchentlich kommen die drei Abteilungen zusammen und tauschen sich über die Vorhaben aus. Gemeinsames Ziel ist es, Menschen mit verschiedenen Interessen niederschwellig zu erreichen, erklärt Julia Teller. Dass alle Angebote im Haus entwickelt werden, ist dem Museum wichtig, wie Achim Klapp von der Öffentlichkeitsarbeit betont.

Kleider entwerfen wie Natalja Gontschorawa

Ein Schwerpunkt in der Vermittlung ist die Arbeit mit Schulen. Es gibt zu jeder Ausstellung Lehrerfortbildungen und unter dem Titel „KunstGeschichten“ pädagogisches Material, das Lehrkräfte, aber auch Eltern über die Webseite abrufen können. Zur russischen Avantgarde werden die jungen Ausstellungsgäste zum Beispiel dazu angeregt, im Stil der Künstlerin Natalja Gontscharowa, die auch Möbel und Kleider entwarf, den Entwurf für eine Bluse zu zeichnen.

Normalerweise sind im Barberini Extra-Eintrittszeiten für Schulklassen vorgesehen, jenseits der regulären Öffnungszeiten, damit es auch mal etwas lauter werden darf. Wegen Corona war das längere Zeit nicht möglich, weil Gruppenbildung nicht erlaubt war. „Das war eine harte Zeit ganz ohne Kinder“, sagt Andrea Schmidt. Aber – wie für die Großen – wurden auch für Schulklassen digitale Alternativen entwickelt, die teils kostenlos angeboten wurden.

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Mancher Besucher hat weniger Berührungsängste bei digitalen Führungen

Überhaupt, das Digitale. Auch wenn das Barberini mit der eigenen App, der Multimediawand und der Webseite auch vor Corona schon digital unterwegs war, hat das während des Lockdowns an Bedeutung gewonnen. Als die Ausstellung „Impressionismus in Russland“ im vergangenen November zum ersten Mal hing, konnte zwar kein Besucher im Haus empfangen werden – wohl aber wurden ab Dezember Live-Führungen über Zoom gegeben. „Dadurch haben wir ein internationales Publikum erreicht, das sonst nicht in unser Museum gekommen wäre“, berichtet Andrea Schmidt. „Wir hatten zum Beispiel Besucher aus Russland, die uns dann erklärt haben, wie eine Teezeremonie funktioniert – das war ein Stück Kulturaustausch.“ Sie hat auch die Erfahrung gemacht, dass sich manch Teilnehmer in der Zoom-Führung eher traut, Fragen zu stellen als bei einer Gruppenführung im Haus. Diese digitalen Führungen soll es auch nach Corona weiter geben – als Ergänzung.

Julia Teller und Andrea Schmidt sind Kunsthistorikerinnen. Während Teller als Quereinsteigerin aus der Verlagsbranche ans Barberini und damit zurück in die Kunst gewechselt ist, war Andrea Schmidt schon vorher unter anderem beim Kasseler Kunstverein und als freie Kunstvermittlerin tätig.

Das Museum Barberini ist Potsdams meistbesuchte Kultureinrichtung. Mit hochkarätigen Ausstellungen zieht es ein Publikum aus der ganzen Republik und darüber hinaus an. Aber welche konzeptionellen, handwerklichen und logistischen Herausforderungen sind für die Vorbereitung einer Schau eigentlich zu bewältigen? Die PNN begleiten den Umbau für die Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ und stellen die Menschen vor, die daran beteiligt sind – ein Einblick in die Kunst hinter der Kunst.

Teil 1: Museumschefin und Kuratorin Ortrud Westheider

Teil 2: Maler- und Lackiermeister Frank Herber

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