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Engagierte Eltern bauen in Potsdam CO2-Messgeräte für Schulen, die es sonst nur teurer in China gibt. Die Geräte können auch Schüler selbst herstellen.

© Andreas Klaer

Selbstbau-Messgerät für Potsdamer Schulen: Kohlendioxid-Ampeln in Handarbeit

Vier Potsdamer haben im alternativen Kulturzentrum Freiland Messgeräte für die Raumluft gebaut, die auch Schüler für ihre Schulen herstellen können. 

Von Carsten Holm

Potsdam - Vier „Maker“ machen’s: Ein Potsdamer Quartett hat am Wochenende im alternativen Kulturzentrum Freiland sogenannte CO2-Ampeln konstruiert, mit denen Schulen ausgestattet werden können. „In vielen Studien wurde nachgewiesen, dass der Anteil von Aerosolen, die Coronaviren tragen, in der Raumluft umso größer wird, je höher die Belastung mit Kohlenstoffdioxid ist“, sagt Georg Lösel, der Initiator der Gruppe. Die Ampel zeige in Klassen an, „wann gelüftet werden sollte, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren“.

Lokale Lösungen für technische Probleme

Die Gruppe rechnet sich den sogenannten „Makern“ zu, einer lockeren, sich immer wieder neu formierenden Bewegung, die auf lokaler Ebene Lösungen für technische Probleme entwickelt und versucht umzusetzen. Das kann mitunter recht schnell gehen: Zehn Tage vor dem ersten Selbstbauversuch hatte Lösel im Magazin „Make“ des hannoverschen Heise-Verlags gelesen, wie CO2-Ampeln hergestellt werden können. Der 49 Jahre alte IT-Sicherheitsmann bei den Stadtwerken suchte via Twitter nach Mitstreitern und wurde fündig. Mario Parade, 47, Lehrer an der Montessori- Schule in Potsdam-West und im Wissenschaftsladen des Freilands engagiert, stieß dazu, der 46 Jahre alte Tasso Mulzer, Laboringenieur an der renommierten Berliner Beuth Hochschule für Technik, und der 36-jährige Mediengestalter Frieder Knabe.

Die Macher der Kohlendioxid-Ampel in Potsdam. Das Quartett will Schulen für das Selbstbau-Gerät begeistern.
Die Macher der Kohlendioxid-Ampel in Potsdam. Das Quartett will Schulen für das Selbstbau-Gerät begeistern.

© Andreas Klaer

Industriell hergestellte CO2-Ampeln kosten 70 bis 100 Euro, vielerorts sind sie zur Zeit ausverkauft. Diesen Preis, so Lösel, könne man Schulen „nicht zumuten“. Die Idee der Potsdamer Initiative: Ampeln in Selbstbauweise zu produzieren, die den Gehalt von Kohlenstoffdioxid mit Leuchtdioden anzeigen, je nach Lage in den Farben Rot, Gelb oder Grün. Jetzt bauten die Tüftler die erste Ampel-Box zusammen, sie ist 10,5 Zentimeter lang wie breit und drei Zentimeter hoch. Sie kann an den Fenstern oder auf dem Tisch des Lehrers stehen. Die Kosten für ein Gerät: zwischen 30 und 35 Euro.

Funktionstest in der Werkstatt

Dass ihre Ampeln funktionieren, testeten die Vier vom Freiland, die eng mit dem Wissenschaftsladen und der Offenen Werkstatt Machbar-Potsdam verbunden sind, sogleich. Zu Beginn entsprach der Anteil an CO2 in ihrem 49 Quadratmeter großen Arbeitsraum den üblichen 450 Parts per million (ppm) in der Raumluft, nach eineinhalb Stunden war er bereits auf 660 ppm gestiegen, später dann auf 1500. Nach fünf Minuten kräftigen Lüftens fiel er wieder auf 450. Als kritische Größe gelten Werte von 800 bis 1000 ppm – dann sollte frische Luft hineinkommen. Der Vorteil für die Schulen: die Ampeln zeigen an, ob die Klassenzimmer vielleicht alle 20 Minuten, vielleicht aber auch nur in den Pausen durchgelüftet werden müssen.

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Lehrer Parade schlägt zudem vor, dass die Schüler die Ampeln für ihre Klassenräume selbst zusammenbauen. Das sei doch „eine schöne Vorstellung, wenn die Älteren der Sekundarstufe die Geräte für die Grundschüler montieren“. Das Thema könnte zudem ein Unterrichtselement werden: „Wie funktioniert das? Wie stellt man das her? Welche Bedeutung hat das Treibhausgas CO2?“ 

Außerdem seien selbst hergestellte Ampeln „leichter zu reparieren als Industrieprodukte“. Doch zuvor müssen die vier „Maker“ noch für den Einsatz ihrer Ampeln in den Potsdamer Schulen werben. Carsten Holm

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