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In der Coronakrise wurde der Besuch auf den Geburtenstationen erheblich begrenzt.

© Daniel Karmann/dpa

Schwanger in der Pandemie: „Traurig, dass man alles alleine erlebt“

Wie Potsdamer Frauen die Schwangerschaft in der Corona-Zeit erleben, welche Einschränkungen es gibt und was Krankenhäuser empfehlen.

Von Birte Förster

Potsdam - Schwanger sein und ein Kind zur Welt bringen mitten in der Pandemie: Dass dies mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist, zeigte sich bereits im März vergangenen Jahres. Mit Beginn der Corona-Pandemie wurde in Potsdam Vätern nicht mehr erlaubt, die Geburt ihres Kindes mitzuerleben. Im städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“ sowie im St.-Josefs-Krankenhaus durften Väter ihre Partnerin aus Infektionsschutzgründen nicht mehr in den Kreißsaal begleiten.

Kreißsaal-Verbot für Väter aufgehoben, strenge Regeln aber weiterhin

Mittlerweile wurde diese umstrittene Regelung längst wieder aufgehoben, aber strenge Vorsichts- und Hygienemaßnahmen gelten bei Geburten weiterhin. Im Bergmann-Klinikum werden Schwangere zwei Wochen vorher und am errechneten Entbindungstermin auf das Coronavirus getestet. Genauso die Väter, oder eine andere Begleitperson, allerdings nur am Tag der Entbindung. Bis zum Vorliegen eines negativen Testergebnisses müssen die Begleitpersonen volle Schutzkleidung tragen, danach eine FFP2-Maske.

Im St.-Josefs-Krankenhaus ist das Tragen einer FFP2-Maske für die Väter ebenso verpflichtend, ein Coronatest wird bei ihnen allerdings nicht durchgeführt. In beiden Einrichtungen gelten auch strenge Besuchsregelungen: Auf Station im St.-Josefs etwa dürfen die Mütter und ihre Neugeborenen in der Regel nach wie vor nur von einer Person für eine Stunde am Tag besucht werden.

Schutzkleidung bis zum Negativ-Ergebnis

Während der Pandemie hat auch die Potsdamerin Maria Schwarz im Bergmann-Klinikum ein Kind zur Welt gebracht. Im vergangenen Jahr, am 6. November, wurde ihre Tochter geboren. Ihr Mann durfte damals mit dabei sein. Er sei zu Beginn auf das Coronavirus getestet worden und musste Schutzkleidung tragen, bis das negative Ergebnis vorlag, berichtet die 33-Jährige. Die Geburt sei dann problemlos verlaufen, zudem seien sie damals die einzigen werdenden Eltern im Kreißsaal-Bereich gewesen. „Dadurch ging es dann“, sagt die junge Mutter.

Das hängt wohl auch mit der deutlich niedrigeren Zahl von Geburten im vergangenen Jahr zusammen. Laut Informationen des Klinikums lag die Zahl der Geburten im Jahr 2020 dort bei 1568, in den Vorjahren waren es noch deutlich mehr: 1925 Geburten im Jahr 2019, im Jahr davor 1993. 

Nach der Geburt nach Hause

Um auch nach der Geburt das Infektionsrisiko gering zu halten, entschied sich Maria Schwarz dagegen, auf Station aufgenommen zu werden, auch wenn der massive Corona-Ausbruch im Klinikum damals bereits längst vorüber war. Dreieinhalb Stunden nach der Geburt seien sie und ihr Mann wieder nach Hause gefahren. Dass das möglich war, hängt auch damit zusammen, dass die beiden bereits erfahrene Eltern sind – das Neugeborene ist ihr drittes Kind. „Ich war froh, dass das nicht meine erste Schwangerschaft ist“, sagt Schwarz. 

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Dadurch wurde der Potsdamerin jedoch der Unterschied zu ihren vorherigen Schwangerschaften allerdings stärker bewusst. Anders als vor Corona konnte ihr Mann nun weniger daran teilhaben. Nur ein einziges Mal durfte er sie zum Ultraschall begleiten. „Es ist traurig, dass man das alles alleine erlebt“, sagt sie. Und auch sonst sei vieles reduzierter: Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse finden nur online statt, Kontakte zu anderen werdenden Eltern aufzubauen sei schwieriger, meint Schwarz. Angesichts dessen sei sie sehr froh gewesen, dass ihr Mann bei der Geburt dabei sein durfte. Angst, sich während der Schwangerschaft mit dem Coronavirus zu infizieren, hätte sie keine gehabt, sagt Schwarz. Wie auch nach der Geburt hätten sie sehr aufgepasst und Kontakte gemieden. 

Ärztin: Vor Entbindung isolieren, Hygieneregeln einhalten

Dass viele schwangere Frauen die Bedrohung durch das Coronavirus ernst nehmen, bestätigt Susanne Westermann, Oberärztin im Kreißsaal des St.-Josefs-Krankenhauses. Den schwangeren Frauen rät sie dazu, sich vor der Entbindung zu isolieren und die Hygieneregeln zu beachten. „Die Frauen setzen das sehr gut um“, sagt Westermann. Dennoch hätten auch einige mit Corona infizierte Frauen dort entbunden. Es seien bislang wenige gewesen, konkrete Zahlen kann sie nicht nennen. Die Frauen hätten in der Regel keine Symptome gezeigt und erst durch den Test im Krankenhaus von der Infektion erfahren.

Ohnehin zählten normal gesunde Schwangere nicht unbedingt zur Risikogruppe, auch wenn diese etwas immunsupprimiert seien, meint die Oberärztin. Dennoch mahnt sie zur Vorsicht. Bei einem schweren Covid-19-Verlauf sei die Behandlung von Schwangeren schwieriger. Der Einsatz von Medikamenten wie Kortison und anderen sei bei werdenden Müttern nicht problemlos möglich, außerdem könnten die Patientinnen nicht, wie es im Falle einer Lungenentzündung üblich ist, auf dem Bauch liegen. 

Klinikum behandelte elf Schwangere mit Corona-Infektion

Auch das Bergmann-Klinikum rät Schwangeren zur Einhaltung der Hygieneregeln. Bei Schwangeren und Entbundenen sei es bereits zu „sehr schweren Verläufen“ gekommen, wie der Internetseite des Klinikums zu entnehmen ist. Seit November vergangenen Jahres seien im Klinikum elf infizierte Schwangere behandelt worden, teilte Kommunikationsreferentin Peggy Herzog mit. Eine der Patientinnen sei wegen Covid-19 behandelt worden. Alle anderen Schwangeren hatten zwar auch eine Corona-Infektion, „die aber nicht im Vordergrund stand“, so Herzog. Diese Frauen hätten keinerlei Symptome gezeigt. Welche Symptome die wegen Covid-19 behandelte Schwangere genau hatte und welchen Verlauf deren Erkrankung nahm, konnte die Kommunikationsreferentin aus Datenschutzgründen nicht mitteilen. 

Entwarnung geben beide Krankenhäuser vorerst, was die Ansteckung des ungeborenen Kindes angeht. Hinweise darauf, dass das Virus während der Schwangerschaft übertragen werde, gebe es derzeit nicht, bestätigen beide Einrichtungen.

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