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 Schulkrankenschwestern helfen Kindern auch mit chronischen Krankheiten oder Ängsten.

© picture alliance / Patrick Pleul

Schulkrankenschwestern in Brandenburg: Gerade in der Pandemie unverzichtbar

Vor fünf Jahren startete das Modellprojekt der Schulgesundheitsfachkräfte. Trotz des Erfolges ist unklar, ob es weitergeführt wird. Die Linke drängt auf eine dauerhafte Anstellung der Schulkrankenschwestern. 

Potsdam - In Brandenburg erfunden, von Schülern, Eltern und Lehrern für gut befunden, von anderen Bundesländern wie Hessen kopiert – und nun in der Mark vor dem Aus: Die 18 Schulkrankenschwestern, die derzeit an 27 Brandenburger Schulen im Einsatz sind, wissen nicht, wie es für sie nach Jahresende weitergeht. Das seit 2016 laufende Modellprojekt endet und obwohl die Schulgesundheitsfachkräfte, wie sie offiziell heißen, Eingang in den Kenia-Koalitionsvertrag gefunden haben, hat sich die rot-schwarz-grüne Landesregierung bislang nicht zu einer Verstetigung des Angebots bekannt.

„Das ist nicht akzeptabel“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der oppositionellen Linksfraktion, Kathrin Dannenberg, am Freitag in Potsdam. Auf die Arbeit der Fachkräfte könne nicht verzichtet werden – „schon gar nicht in der Pandemie“. Am Mittwoch befasst sich der Gesundheitsausschuss des Landtages in einem Fachgespräch mit dem Projekt.

Unterstützung bei Diabetes, Depressionen oder Handicap

Bei den Schulgesundheitsfachkräften gehe es nicht nur um „Pflasterkleben“, machte Dannenberg deutlich. Sie seien Ansprechpartner für Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, aber auch bei psychischen Belastungen wie Depressionen oder Angststörungen, unterstützten den gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Handicap. Dazu komme die Beratung von Lehrern, etwa zum richtigen Agieren, wenn ein Schüler einen epileptischen Anfall hat, aber auch Erste-Hilfe-Kurse sowie Infos zur Zahngesundheit und zum gesunden Essen.

Darüber hinaus übernehmen die Fachkräfte eine Aufgabe, die gesetzlich seit einigen Jahren nicht mehr abgedeckt ist, wie Angela Schweers, Vorsitzende des Bezirksverbandes Potsdam der Arbeiterwohlfahrt (Awo), betonte: Sie untersuchen Schüler beim Wechsel an eine weiterführende Schule. Vorgeschrieben sei nur noch die Schuleingangs- und -ausgangsuntersuchungen. „Wir haben einen blinden Fleck in der Schulzeit“, so Schweers. Die Awo Potsdam ist Träger des Projekts, das in über das Land verteilten Schulen zum Einsatz kommt. 

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Mit nachweisbarem Erfolg, wie die AWO-Projektleiterin für Schulgesundheit, Gudrun Braksch, berichtet. Eine Evaluierung habe ergeben, dass 87 Prozent der Schüler, die eine Gesundheitsfachkraft aufsuchen, hinterher wieder in den Unterricht zurück können – und nicht von den Eltern zum Arzt gebracht werden müssen. Auch teure Rettungswageneinsätze oder gar Klinikaufenthalte würden vermieden.

Aktualisierung der Hygienepläne

In der Coronakrise seien die Schulhelfer zudem damit betraut, Hygienepläne zu aktualisieren, so Dannenberg. Impfen dürfen sie bislang nicht. Dass das Land ein Programm „Aufholen nach Corona“ mit externen Partnern auflegen will, die sich um psychosoziale Folgen der Pandemie für Kinder kümmern sollen, und gleichzeitig bewährte Strukturen wie die Gesundheitsfachkräfte nicht verstetige und an die Gesundheitsämter anbinde, sei unverständlich, so die Abgeordnete. Für die 18 Vollzeitstellen würden 700.000 Euro im Jahr benötigt. In diesem Jahr unterstützt das Land das Modellprojekt mit 450.000 Euro, die Restsumme stemmen Partner wie die Awo oder die Unfallkasse. 

Marion Kaufmann

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