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Schulen in Potsdam: Mit Modulen gegen Wachstumsschmerz

186 Kinder lernen im neuen Erweiterungsbau der Grundschule am Humboldtring – der viel Lob bekommt.

Potsdam - Fast heimelig wirkt der kleine Schulraum, nur sechs Schultische mit je zwei Stühlen, vorne eine Tafel und an der Wand Regale mit Material. „Diese Teilungsräume sind echter Luxus“, sagt Melanie Wegener, Lehrerin an der Grundschule am Humboldtring. Sie steht im neuen Erweiterungsbau, dem sogenannten Flex- und Horthaus, der am gestrigen Donnerstag eingeweiht wurde. Vier solcher Teilungsräume gibt es, hier werden die ersten und zweiten Klassen, die in der Regel jahrgangsübergreifend unterrichtet werden, für Mathe und Deutsch acht Wochen pro Stunde in Kleingruppen unterteilt.

Den Neubau hat der Kommunale Immobilienservice (KIS) komplett in Modulbauweise errichten lassen. Das bedeutet, dass er aus 153 Einzelcontainern, auch Module genannt, zusammengesetzt ist. Die Module wurden zusammengeschraubt, dann mit klassischen Böden, Decken und Schulausstattung komplettiert. Das Außengelände ist mit Spielgeräten, Basketballkörben und Tischtennisplatte ausgestattet. Der komplette Auf- und Ausbau hat nur rund ein Jahr gedauert, drei Monate mehr als geplant, aber wesentlich weniger als ein klassischer Neubau. Auch die Kosten waren mit 5,2 Millionen Euro niedriger als bei einem vergleichbaren konservativen Bau. Mehrmonatige Verzögerungen hatte es allerdings vor Baubeginn gegeben, da erst eine aufwendige Kampfmittelbeseitigung im Boden durchgeführt werden musste.

Modern und ansprechend - kein Provisorium

Die Lehrer und Schüler sind am 18. Dezember eingezogen – und zeigen sich zufrieden. „Es hat gar nichts Provisorisches, von mir aus kann das so bleiben“, sagt Lehrerin Wegener. Das Gebäude sei modern und ansprechend eingerichtet. Auch Hortleiterin Annegret Pannhausen findet nur positive Worte: „Endlich haben wir genug Platz und die Einrichtung ist toll.“

186 Erst- und Zweitklässler lernen in dem neuen Gebäude, davon gehen 156 auch in den Hort. Und die Kinder scheinen sich dort wohlzufühlen. „Mir gefällt der Hort, da gibt es viele Spiele“, sagt der neunjährige Ahmed. Dem siebenjährigen Omar hat es die Bibliothek angetan, in der man in Ruhe lesen kann. „Mir gefällt einfach alles, am liebsten mag ich das Barbiehaus im Hort“, sagt die siebenjährige Laura.

Aubel: „Dieses Haus steht einer Schule aus ,Stein auf Stein’ in nichts nach“

Für Schulleiterin Kerstin Barz ist die Erweiterung „ein Gewinn für den Schulstandort Zentrum Ost“ und ein „Lernort, den wir mitgestalten konnten“. 80 Prozent der Wünsche des Kollegiums seien berücksichtigt und umgesetzt worden. „Die Räume sind sehr hell, haben große Fenster und kurze Wege für Schüler und Lehrer“, so Barz. Das rührt daher, dass Hort- und Klassenräume in ein und demselben Gebäude untergebracht sind. Dazu kommen noch Lehrerzimmer, Fachräume für Kunst und Musik und ein Lese- und Spielraum. Nur die Kantine ist in einem der älteren Schulgebäude untergebracht, außer zum Essen müssen die Schüler das Gebäude und Gelände nicht verlassen.

Auch Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) lobte die Lösung. „Dieses Haus steht einer Schule aus ,Stein auf Stein’ in nichts nach“, sagte Aubel in ihrer Ansprache zur offiziellen Einweihung. Man könne sie nicht mit früheren Containerbauten vergleichen. Durch den Modulbau, der die in der gleichen Straße in Sichtweite liegende Hauptgebäude ergänzt, wird die Grundschule von zwei auf vier Züge erweitert, zum vergangenen Schuljahresbeginn wurden 60 Schüler zusätzlich aufgenommen. Zunächst ist der Modulbau auf sechs Jahre ausgelegt, der KIS hat aber bereits eine Genehmigung für zehn Jahre beantragt. Genutzt werden soll der Bau mindestens so lange, bis in Babelsberg eine neue Grundschule steht – wann das der Fall sein wird, ist derzeit noch nicht klar (PNN berichteten).

Potsdam sei eine attraktive Stadt, die immer mehr Menschen anziehe – mit nicht nur positiven Folgen. „Wir leiden gewissermaßen unter Wachstumsschmerzen“, erklärte Aubel. In dieser Situation, in der es an Schulen mangele, sei die Modulbauweise „ein gutes Modell“.

Ein Modell, das scheinbar auch viele Eltern überzeugt. Denn, so betont Schulleiterin Barz, die Kinder kommen nicht nur aus Zentrum Ost, sondern auch aus Babelsberg, Hermannswerder, aus der Innenstadt und sogar aus Potsdam-West. Elternvertreterin Stefanie Dietz hat für ihre Kinder die Schule gewechselt, um an die Grundschule am Humboldtring zu kommen. Besonders überzeugend findet sie die kleinen Gruppen im Hort, die Ganztagsbetreuung mit Arbeitsgemeinschaften und Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag, die Arbeit der Sozialpädagogen. „Die Bedingungen hier sind ein Träumchen“, sagt sie.

Am heutigen Donnerstag ist von 15 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür im neuen Haus der Grundschule am Humboldtring.

Anmeldung für neue Grundschüler

Vom 12. bis 23. Februar können Eltern ihre Kinder für die Einschulung an einer der Potsdamer Grundschulen anmelden. Wie die Stadt in einer Pressemitteilung erklärte, habe sie sich für „deckungsgleiche Schulbezirke“ entschieden. Das bedeutet, dass Eltern die Schule für ihr Kind innerhalb der Stadtgrenzen frei wählen können. Begrenzt werde das allerdings durch die Aufnahmekapazitäten der Schulen. Wird eine Grundschule zu stark nachgefragt, entscheidet unter anderem die Wohnortnähe.

Die Koordination des Aufnahmeverfahrens übernimmt die nach Wohnort zuständige Grundschule. Das heißt, Eltern werden unabhängig von ihrem Schulwunsch zunächst von dieser Schule kontaktiert, zur Anmeldung aufgefordert und über einen Termin für die schulärztliche Untersuchung des Gesundheitsamtes informiert. Bei der Schulanmeldung müssen Eltern ihr Kind in der Schule vorstellen, dessen Geburtsurkunde und die Teilnahmebescheinigung an der Sprachstandfeststellung mitbringen.

Das nächste Schuljahr beginnt am 20. August 2018. Etwa 2000 Schulanfänger wird es in Potsdam dieses Jahr geben. 

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Kommentar: Die neuen Module für Schulen in Potsdam sind mehr als nur eine Notlösung, meint PNN-Redakteurin Sandra Calvez in ihrem Kommentar.

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