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Redebedarf. Anwohner und Stadtpolitiker kamen am Freitag zum Rundgang über den künftigen Schulcampus am Bahnhof Rehbrücke. Viele lehnten die Pläne ab.

©  Andreas Klaer

Schulen in Potsdam: Konflikt unter Kiefern

Pläne für einen großen Schulstandort sorgen in der Waldstadt für Unmut. Doch es gibt noch Bewegung.

Waldstadt - Waldspaziergänge sollen gemeinhin eine beruhigende und erholsame Wirkung mit sich bringen: Frische Luft zwischen Buchen und Kiefern macht den Kopf frei. Der Gang durch den Wald zwischen Caputher Heuweg und der Wetzlarer Bahn sorgte am Freitagnachmittag allerdings bei vielen Anwohnern für erhöhten Puls. Geladen hatten die Stadtverwaltung und die „Werkstadt für Beteiligung“ zum Rundgang über das Areal für einen künftigen Schulcampus am Bahnhof Rehbrücke.

Dort wo Wildschweine, Rehe und Füchse durchs Unterholz ziehen, sollen künftig bis zu 1400 Schüler lernen. Wie berichtet sind auf dem Areal eine sechszügige Gesamtschule, eine Förderschule, ein Hort, eine Kita und zwei Sportplätze vorgesehen. Letztere würden auch an den Wochenenden und Abenden vom Vereinssport genutzt. Stadtverordneten hatten im vergangenen Jahr beschlossen, einen Bebauungsplan für das etwa sieben Hektar große Areal zwischen Bahndamm und der Wohnbebauung Caputher Heuweg aufzustellen. Auch der Flächennutzungsplan muss geändert werden. Ein Teil des Areals steht unter Landschaftsschutz – bisher.

Bürgerinitiative stemmt sich gegen das Vorhaben 

Das Vorhaben treibt die Anwohner offensichtlich um. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet. Am Freitag nun kamen rund hundert Potsdamer zum Rundgang – die meisten aus der Waldstadt, viele im Rentenalter. Es sammelten sich so viele Menschen an der Straßenbahnwendeschleife, dass die meisten die einleitenden Worte von Erik Wolfram von der Stadtverwaltung zum Verfahren gar nicht verstanden. „Warum haben die denn kein Megafon mitgebracht?“, raunte ein Teilnehmer. Doch als Infoveranstaltung war der Treff auch nicht gedacht. Vielmehr wollte sollten die Rathausmitarbeiter herausfinden, wie sich die Anwohner denn einen Schulcampus an dem Standort vorstellen. Die Ergebnisse sollen in den städtebaulichen Entwurf einfließen.

Detailarbeit stellte sich jedoch als schwierig heraus. Denn zumindest die lautstarken Wortmeldungen waren eher von kompletter Ablehnung gekennzeichnet. Dementsprechend sorgte Wolfram für wenig Begeisterung als er ausführte, es ginge nicht mehr darum, ob ein Schulstandort entsteht, sondern wie. „Wie kann man nur auf die Idee kommen, den Wald abzuholzen?“, rief ein Mann aus den hinteren Reihen. Die Anwohner würden zuletzt gefragt, rief eine Frau. Man fühle sich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Tatsächlich sind die Pläne für den Schulstandort nicht ganz neu. Als Platz für eine weiterführende Schule steht er seit dem Jahr 2014 im Schulentwicklungskonzept. Das haben seinerzeit die Stadtverordneten mit breiter Mehrheit beschlossen. Im vergangenen Jahr kam noch ein zweiter, wettkampftauglicher Sportplatz hinzu. Dabei handelt es sich um den Ersatz für den Sportplatz Sandscholle in Babelsberg – falls auf dem dortigen Areal eine Grundschule gebaut wird.

„Wenn der Sportplatz kommt, wird hier alles zugeparkt“

Gleich gegenüber des künftigen Schulcampus’ wohnt seit mehr als 30 Jahren Doris Bothe. Sie hängt an dem Wald, sagt sie. Mit ihren Enkelkindern gehe sie dort gerne spazieren. Wenn schon gebaut werden muss, dann wünsche sie sich eine kleinteiligere Lösung. „Es heißt doch Waldstadt, weil es hier Grün gibt.“ Gerade für den zweiten Sportplatz, für den auch ins Landschaftsschutzgebiet eingegriffen würde, müsse es doch einen anderen Standort geben. „Wenn der Sportplatz kommt, wird hier alles zugeparkt.“

Ihre Hoffnung könnte sich erfüllen. „Wenn die Sandscholle bleiben kann, brauchen wir hier keinen Sportplatz“, sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg beim Rundgang. Das wäre möglich, wenn die Babelsberger Grundschule am Filmpark gebaut würde. Und auch für die Kita gäbe es eine Alternative: Der Investor des neuen Brunnenviertels auf dem ehemaligen Plattenwerksgelände auf der anderen Seite der Heinrich-Mann-Allee hat eine Fläche dafür vorgeschlagen. Allerdings müsste der Bebauungsplan geändert werden.

Auch die Stadtverwaltung deutete Kompromissbereitschaft an. Zum einen werde derzeit geprüft, ob auf der früheren Kulturbodendeponie nahe der Drewitzer Straße eine Grundschule errichtet werden kann. Dort könnten auch Sportflächen unterkommen. Zum anderen könnte der Planungsbereich am Bahnhof Rehbrücke auch erweitert werden, um mehr Abstand zwischen den Bauten zu erreichen.

Auf jeden Fall wird erstmal weiterdiskutiert: Das nächste Mal am Donnerstag, dem 12. April. Dann findet von 18.30 bis 20.30 Uhr in der Aula des Humboldt-Gymnasiums eine öffentliche Bürgerversammlung zum Thema statt.

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