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Schulen in Potsdam: An Potsdamer Schulen fallen mehr Stunden aus

An Potsdamer Schulen ist die Zahl der ausgefallenen Unterrichtsstunden leicht gestiegen, zeigt eine neue Statistik. An manchen Schulen liegt die Ausfallquote bei fünf Prozent. Es gibt aber auch positive Beispiele.

Potsdam - In Potsdam ist der Anteil der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden im ersten Schulhalbjahr leicht gestiegen – auf zwei Prozent. Das entspricht 8838 Stunden. Im Vorjahreszeitraum waren es 1,9 Prozent. Das geht aus Zahlen des Landesbildungsministeriums hervor, die den PNN nach Anfrage vorliegen. Demnach schwankte die Ausfallquote an den Potsdamer Schulen zwischen null Prozent an der Montessori-Schule in Potsdam-West – und 5,5 Prozent an der Priesterweg-Grundschule im Stadtteil Drewitz.

Die Zahlen sind detailliert. So bewege sich Potsdam beim Thema Ausfall im Landesschnitt, sei sogar 0,1 Prozentpunkte besser, wie ein Sprecher sagte. Zum Vergleich: Im Hamburg beispielsweise lag die Quote im selben Zeitraum bei 0,7 Prozent des Unterrichts, in Berlin dagegen ebenso bei rund zwei Prozent.

Mehr Stundenausfall bei Schulen im Potsdamer Süden

Schlechter als der Landesschnitt sind laut den Zahlen vor allem Schulen im Potsdamer Süden – etwa die Priesterweg-Grundschule in Drewitz mit 5,5 Prozent Ausfall oder das Leibniz-Gymnasium mit einer Quote von fünf Prozent. Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass die Priesterweg-Schule im Vorjahreszeitraum auf lediglich 1,5 Prozent ausgefallene Stunden kam, das Leibniz-Gymnasium dagegen schon damals auf vier Prozent. Die Schulen selbst äußerten sich auf Anfrage nicht zu den Hintergründen. Ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte, für die unterschiedliche Entwicklung seien die Ursachen im Detail schwer interpretierbar. Landesweit zeigt sich ein Anstieg des Vertretungsbedarfs infolge anwachsender Stunden für Fort- und Weiterbildung, unter anderem für zu qualifizierende Seiteneinsteiger.

Ein positives Beispiel ist die Montessori-Schule: Dort gab es auch im ersten Hälfte des Schuljahrs 2015/2016 keine Ausfallstunden – obwohl jeweils zwischen fünf und acht Prozent der insgesamt bis zu 18 000 Unterrichtsstunden vertreten werden mussten, weil Lehrer fehlten. Leiterin Ulrike Kegler sagte den PNN auf Anfrage, ihre Einrichtung sei eine Ganztagsschule. Sollte tatsächlich aus Lehrermangel drohen, dass eine Stunde ausfällt, würden die Kinder in andere Klassen aufgeteilt: „Dann lernen sie auch mal etwas anderes kennen.“ Zudem gebe es eine Vertretungsreserve des Lehrerkollegiums, um bei Krankheitsfällen von Kollegen gerüstet zu sein – die wiederum auch von zu Hause aus Aufgaben erstellen könnten, damit der Unterricht passgenau fortgesetzt werden könne. Andere Schulen mit signifikant geringen Ausfallraten waren im ersten Halbjahr die Pestalozza-Grundschule in Groß Glienicke und die Grundschule Bornim, beide erreichen eine Ausfallquote von nur 0,1 Prozent.

An Renn-Grundschule gibt es viele Vertretungen - dank engagierter Lehrer

Unter dem Landesschnitt lag auch die Renn-Grundschule in Eiche mit 1,3 Prozent Ausfall. Allerdings führt die Schule in einer anderen Kategorie: Der Anteil der überhaupt zur Vertretung angefallenen Unterrichtsstunden lag an der Schule bei 22,1 Prozent. Das heißt, für fast jede vierte Stunde musste ein anderer Lehrer gesucht werden – und wurde an dieser Schule zumeist gefunden. Das sei aber nur dem Engagement der Kollegen zu verdanken, hieß es vonseiten der Schulleitung. Sehr oft sei noch fachbezogener Vertretungsunterricht angeboten worden.

Allerdings sind die Zahlen der Statistik eben auch Zahlen. Schon länger kritisieren zum Beispiel Elternvertreter oder auch der Deutsche Philologenverband, dass die Bundesländer bundesweiten Stundenausfall aufgrund von Lehrermangel nicht länger statistisch verschleiern dürften. So würde nicht extra ausgewiesen, wenn etwa in einer Vertretungsstunde nur Aufgaben erteilt werden, die Schüler dann lösen müssen. Dauerhafter Stundenausfall führe zu Leistungsabfall.

Bildungsministerium lehnt Vertretungsreserve ab

In Potsdam hatte vergangene Woche die Direktorin der Waldstadt-Grundschule für Aufsehen gesorgt, weil sie sich angesichts eines Personalengpasses an die Eltern wandte und schrieb, die Absicherung des Fachunterrichts gestalte „sich teilweise sehr schwierig“ (PNN berichteten). Laut Ministerium fielen an der Schule im ersten Halbjahr 2,2 Prozent der Unterrichtsstunden aus. Die Quote der zur Vertretung angefallenen Unterrichtsstunden lag bei 13,1 Prozent – also für etwa jede achte Stunde musste ein Ersatzlehrer gefunden werden.

Als Konsequenz hatte der Potsdamer Kreiselternratssprecher Markus Kobler gefordert, generell die Vertretungsreserve an den Schulen zu erhöhen. Das lehnte das Bildungsministerium ab, weil es eben auch sein könnte, dass der Ersatzpool nicht benötigt wird. Hingegen sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag, Marie Luise von Halem, die Forderung nach einer Erhöhung der Vertretungsreserve laufe ins Leere, „denn wir haben die Lehrkräfte nicht mehr“. Sie setzt nach einer beschlossenen Initiative ihrer Fraktion auf die Qualifizierung von Seiteneinsteigern, wozu das Ministerium noch in diesem Jahr ein Konzept vorlegen soll. „Es freut mich, dass es damit künftig mehr Möglichkeiten gibt, dass unsere Kinder von Menschen unterrichtet werden, die in ihrem Leben mehr gesehen haben als Bildungseinrichtungen von innen“, sagte von Halem.

Hier finden Sie die gesamte Statistik zum Unterrichtsausfall an Schulen in Potsdam >>

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An Potsdamer Schulen fällt etwas mehr Unterricht aus als im Vorjahr. Es braucht dringend neue Lösungen, meint PNN-Autor Henri Kramer.  

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