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Schule in Coronazeiten: Potsdamer Eltern fordern mehr Präsenzunterricht

Die Pläne des Ministeriums in Coronazeiten halten viele Familien in Potsdam für nicht ausreichend. Gleichzeitig kursiert die Angst vor Ansteckung in den Schulen.

Von Florian Kistler

Potsdam - Der Streit um die Fortsetzung des Vor-Ort-Unterrichts an den Potsdamer Schulen geht weiter. Nachdem das Bildungsministerium erst vergangene Woche ein Konzept für die Jahrgangsstufen eins bis vier, sowie den Klassen sieben und acht vorgestellt hat, regte sich bei einigen Eltern Widerstand gegen den Plan. Sie fürchten, dass das Konzept zum Nachteil der Kinder sein könnte. „Viele Eltern hatten in den vergangenen Wochen Probleme mit der Technik und waren überfordert. Eine Mehrheit fordert, dass die Schüler noch mehr Präsenzunterricht erhalten sollten“, so Markus Kobler, Sprecher des Kreiselternrats Potsdams. „Andere wiederum hätten es sogar lieber, dass ihr Kind noch weniger zur Schule geht, weil sie die Ansteckungsgefahr fürchten.“

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Markus Kobler
Markus Kobler

© privat

Dass, wie am Dienstag vom Land beschlossen, demnächst auch Kitas unter der Eigenregie der Kommunen wieder öffnen dürfen, findet Kobler zwar gut, er wünsche sich diesen kommunalen Handlungsspielraum allerdings auch vermehrt bei den Schulen. „Ich denke, das wäre sinnvoll, dass das Land Regelungen nicht stringent vorgibt. Schließlich hängt in Sachen Ansteckungsgefahr auch viel davon ab, wie groß die Schulen sind, wie der Aufbau ist und wie die Räume genutzt werden.“

Vorgaben vom Bildungsministerium

Der Plan des Bildungsministeriums sieht vor, dass das Homeschooling für die Schüler – zumindest tageweise – bis mindestens zu den Sommerferien weitergeht. Ab dem 25. Mai sollen nun auch wieder die Jahrgangsstufen eins bis vier und sieben und acht, die seit der Coronakrise noch überhaupt nicht Vorort unterrichtet wurden, zeitweise wieder zur Schule gehen. Vom Bildungsministerium gibt es Vorgaben, wie der Präsenzplan auszusehen hat, wenn auch mit kleineren individuellen Gestaltungsmöglichkeiten für die Schulen.

Damit ist auch klar, dass Unterricht zuhause für die Potsdamer Schüler weiterhin ein großes Thema bleiben dürfte. Das sehen viele Eltern als problematisch an. Sie fürchten, dass soziale Unterschiede auch den Lernfortschritt gefährden könnten. So könnten es sich viele Familien nicht leisten, Laptops oder Tablets für die Kinder anzuschaffen.

Für eine größere Bildungsgerechtigkeit

Um den daraus resultierenden Lernnachteil entgegenzuwirken, will das Brandenburger Kabinett eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern unterzeichnet. Damit erhält Brandenburg aus den Bundesfinanzhilfen rund 15 Millionen Euro. Das Land beteiligt sich mit zusätzlichen zehn Prozent an der Finanzierung. Das Geld soll für die Anschaffung digitaler Endgeräte verwendet werden. Die Schulen sollen den Kindern die Endgeräte, je nach Bedarf, auf Leihbasis zur Verfügung stellen. „Mit dem Geld, das wir den Schulträgern auf Antrag zur Verfügung stellen, können wir für eine größere Bildungsgerechtigkeit in Brandenburg sorgen“, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Potsdam. „Wichtiges Ziel ist es, dass die Endgeräte im ersten Schulhalbjahr 2020/21 für die Schüler verfügbar sind, die diese Unterstützung am dringlichsten benötigen.“

Pädagogisches Feingefühl gefordert

Kreiselternratssprecher Markus Kobler begrüßte die Anschaffung von digitalen Endgeräten. „Das ist eine gute Idee, dass so etwas angeboten wird. Vor allem für Familien mit mehreren Kindern, die sich nicht mehr Endgeräte leisten können oder selbst im Homeoffice sind und den PC benötigen.“ Er habe bereits selbst von vielen Fällen gehört, die mit solchen Problemen zu kämpfen hätten.

Dass es – wie ebenfalls von manchen Eltern befürchtet – Ungerechtigkeiten zwischen den geteilten Klassen wegen unterschiedlicher Termine bei der Leistungserhebung gibt, weist Uwe Sommerfeld, stellvertretende Schulleiter des Potsdamer Leibniz-Gymnasiums, zurück. „Klar wird derselbe Stoff und dasselbe Thema behandelt, man muss die einzelnen Lerngruppen aber für sich sehen. Das ist wie bei Parallelklassen und dieses System gibt es ja auch schon immer.“ Die Tests würden die Lehrer an die jeweiligen Lerngruppen, je nach Lernfortschritt und Schwerpunkten, allerdings anpassen. Man würde mit „pädagogischem Feingefühl“ an diese Sachen herangehen.

Nach Deutsch kommen Mathe und Englisch

Auch Kritik an den 10. Klasse-Prüfungen und der Vorbereitung hält Sommerfeld für unbegründet. Die sogenannten Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) werden derzeit geschrieben. Vergangene Woche wurde mit Deutsch gestartet, am 25. Mai folgt Mathe, zwei Tage später Englisch. Da man mit den Prüfungen ursprünglich schon Mitte April begonnen hätte, sei die Vorbereitung darauf bereits vor Ostern abgeschlossen gewesen, so Sommerfeld. „Natürlich ist bereits in dieser Zeit Unterricht ausgefallen, aber größtenteils waren wir fertig damit.“ Mit dem zusätzlichen Unterricht Ende Mai, in dem man sich intensiv auf die Prüfungsfächer vorbereitet habe, hätte man den Zeitverlust aufgeholt. „Man könnte eigentlich sagen, dass die Schüler durch diese intensive Zeit, in denen sie auch noch einmal Fragen stellen konnten, eigentlich einen Vorteil gegenüber anderen Jahrgängen haben“, so Sommerfeld.

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