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Schul-Musical: Haispray: Schwitzen für die beste Haarpracht

Alle zwei Jahre führen Schüler des Helmholtz-Gymnasiums ein berühmtes Musical auf. Im April ist „Haispray“ im Nikolaisaal zu sehen. Jetzt wird geprobt

Von Sarah Kugler

Potsdam - Das Schlagzeug gibt schon einen gut gelaunten Beat vor, Trompete und Keyboard stimmen mit ein und auch eine Querflöte gesellt sich schüchtern dazu. Dann geht es los: Nach und nach kristallisiert sich aus dem musikalischen Einspieldurcheinander eine fetzige Melodie heraus, bei der das Stillsitzen doch sehr schwerfällt. Vor allem dann, wenn die Schauspieler auf der Bühne Songs zum Niederknien schmettern und Choreografien zum Besten geben, die bis in die Haarspitzen mit Energie gefüllt sind.

Schüler des Helmholtz-Gymnasiums proben derzeit für das Kult-Musical „Hairspray“ und führen es im April an vier Abendvorstellungen im Nikolaisaal auf. Seit 2006 stellen die Schüler alle zwei Jahre eine solche Inszenierung auf die Beine, zuletzt war es „Linie 1“.

„Hairspray“ spielt im Baltimore der 60er-Jahre und erzählt die Geschichte des pummeligen, aber lebensfrohen Teenagermädchens Tracy Turnblad, hier gespielt von der 16-jährigen Silva. Sie träumt davon, in der populären Fernsehsendung „The Corny-Collins-Show“ tanzen zu dürfen und die „Miss Teenage Hairspray“-Wahl zu gewinnen. Zu allem Überfluss verliebt sie sich auch noch in den jungen Sänger Link Larki, der eigentlich eine Beziehung mit der arroganten Amber von Tussle hat. Als Tracy dann tatsächlich an der Fernseh-Show mit Corny Collins teilnehmen darf, wird sie über Nacht zum Vorbild vieler Teenager. Ihre neue Berühmtheit nutzt Tracy zu einer Kampagne gegen die Diskriminierung von Ghetto-Kids, die in der „Corny-Collins-Show“ nicht mittanzen dürfen.

Seit über einem Jahr ist das Musical schon in Vorbereitung. Derzeit laufen die Proben auf Hochtouren. Jedes Wochenende feilen die Schüler aus der siebenten bis zwölften Jahrgangsstufe am perfekten Zusammenspiel von Musik und Schauspiel, was schon mal bis zu acht Stunden dauern kann. Dabei müssen nicht nur die Schauspieler, die größtenteils aus dem zwölften und teilweise aus dem elften Jahrgang stammen, Höchstleistungen bringen. Auch Orchester, Chor, Kulissen und natürlich Ton und Licht sollen möglichst perfekt sein. „Das kann manchmal echt anstrengend sein“, sagt die 15-jährige Franca, die im Orchester Keyboard spielt. „Aber es macht Spaß und am Ende entschädigt einen das Ergebnis.“

Damit genau dieses auch stimmt, haben sich die Schüler mit ihrer Regisseurin Dorothea Lukowsky und der Choreografin Daniela Thiele professionelle Hilfe von außen geholt. „Wir arbeiten oft mit Laien zusammen und versuchen immer alles rauszuholen, was geht“, so Lukowsky. „Es kommt darauf an, die Figuren aus dem vorgegebenen Textbuch mit Leben zu füllen, ihnen Energie und Spannung einzuhauchen.“ Um das zu erreichen, herrscht bei den Proben ein recht zackiger Ton: Kichern, Nuscheln und Rumgehampel werden nicht zugelassen. „Sie nimmt uns schon ganz schön ran“, sagt die 18-jährige Michaela schmunzelnd. Sie spielt die zickige Amber von Tussle. „Aber am Ende des Tages zahlt es sich aus und die Harmonie stimmt trotzdem immer.“

Das gleichzeitige Singen und Tanzen war für die meisten Darsteller eine große Herausforderung, die sie aber mit Bravour meistern, wie auch Choreografin Daniela Thiele findet. „Die Schüler lernen wahnsinnig schnell“, sagt sie. „Sie hatten vielleicht drei Stunden für jede Choreografie und die haben das tausendmal schneller begriffen als so mancher Profi.“

Auch das Zusammenstellen der Besetzung sei fast wie von selbst gelaufen. „Es war sehr schnell klar, wer für welche Rolle geeignet ist“, sagt Helgert Weber, Musikpädagoge und musikalischer Leiter der Produktion. „Da gab es kaum Diskussionen.“

Und tatsächlich stimmt die Besetzung bis in das letzte Ensemblemitglied: Jeder Darsteller verkörpert seinen Charakter mit so viel Herz und Hingabe, dass es die reine Freude ist, zuzusehen. Dabei sind manche Rollen eine echte Herausforderung. Zum Beispiel die von Simon. Der 17-Jährige spielt Tracys Mutter Edna, eine Rolle, die immer von einem männlichen Darsteller verkörpert wird und neben dem Tragen eines Fatsuits – eines Fettanzugs – noch so manch andere Tücke bereithält. „An das Laufen in den hohen Schuhen musste ich mich echt gewöhnen“, erzählt er lachend. „Aber das Schlimmste steht mir ja erst noch bevor: Ich muss mir die Beine wachsen und Augenbrauen zupfen lassen.“ Auch die schlanke Silva muss in einen Fatsuit schlüpfen. „Das ist schon ein bisschen komisch“, sagt sie. „Vor allem beim Tanzen ist es ein ganz anderes Bewegungsgefühl.“ Natürlich darf bei diesem Musical die perfekte Frisur und Maske nicht fehlen. Hierbei helfen die Profis von „Haarphilosophie“, die entweder das echte Haar mit viel Spray zu hohen Türmen toupieren oder den Darstellern passende Perücken verpassen. Und wenn das alles sitzt, kann es auch auf der großen Bühne losgehen. Denn: Niemand stoppt den Beat dieser Aufführung.

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