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Im Klinikum Ernst von Bergmann ist die 18-jährige Schülerin auf der Isolierstation.

© Sandra Calvez/PNN

Update

Schülerin infiziert?: Potsdam wartet auf Ergebnisse zu Coronavirus-Verdachtsfall

Heute sollen die Ergebnisse zu dem Potsdamer Verdachtsfall vorliegen. Die möglicherweise mit dem Coronavirus infizierte Schülerin wird im Bergmann-Klinikum beobachtet - einige Patienten dort sind verunsichert, andere warnen vor Panik. 

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Potsdam - Nach dem Auftreten eines Coronavirus-Verdachtsfalls in Potsdam werden am heutigen Donnerstag die Ergebnisse eines entsprechenden Schnelltests erwartet. Dieser war am Mittwochabend bei der Patientin durchgeführt worden und dann zur Überprüfung an die Infektiologie der Berliner Charité gegeben, wie die Sprecherin des Klinikums "Ernst von Bergmann", Damaris Hunsmann, gesagt hatte. Die anderen Patienten in der Potsdamer Klinik reagierten am Donnerstag unterschiedlich auf die Nachricht. Einige sahen es gelassen, andere wirkten verunsichert. 

Die 18-Jährige Zehntklässlerin des Potsdamer Schiller-Gymnasiums, die aus China stammt, war am Mittwochabend mit Verdacht auf Infektion mit dem Coronavirus in Fahrland von einem Rettungswagen abgeholt und ins Bergmann-Krankenhaus gebracht worden. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte in der Stadtverordnetenversammlung über den Verdachtsfall informiert. Laut PNN-Informationen soll sich das Mädchen im Dezember in China aufgehalten haben.

Der Verdacht war am Donnerstag auch bei Patienten und Besuchern im Bergmann-Krankenhaus Thema. "Ach, keine Panik", sagte eine junge Frau, die im Foyer auf einen Termin wartete. "Die Patientin ist doch auf der Isolierstation und solange sich alle schön die Hände waschen, passiert schon nichts." Andere dagegen waren beunruhigt. "Ich habe schon Angst, wenn ich jetzt hier reingehe", so eine Frau. "Ich desinfiziere mir als erstes die Hände, wenn ich hineinkomme." Einer Kollegin habe sie vorhin lieber nicht die Hand gegeben, und Türen öffne sie zur Sicherheit nur noch mit dem Ellbogen. "Aber eine Maske trage ich nicht."

Im Foyer des Klinikum Ernst von Bergmann können sich Patienten und Besucher die Hände desinfizieren. 
Im Foyer des Klinikum Ernst von Bergmann können sich Patienten und Besucher die Hände desinfizieren. 

© Sandra Calvez/PNN

Schule des Mädchens veröffentlicht Stellungnahme

Noch am späten Mittwochabend hatte das Schiller-Gymnasium auf seiner Homepage Stellung zu dem Fall genommen. Da die betroffene Schülerin "schon mehrere Tage nicht in der Schule war, besteht keine Ansteckungsgefahr durch Aufenthalt im Schulgebäude", schreibt dort der vormalige Schulleiter Andreas Mohry. 

Die Schülerinnen und Schüler, mit denen die möglicherweise mit dem Virus infizierte junge Frau zusammen wohne, blieben vorsichtshalber zu Hause, teilte die Schule weiter mit. Es sei keine Schulschließung angeordnet worden. Zudem habe es abgesehen von der Aufforderung, Ruhe zu bewahren, von offiziellen Stellen keine weiteren Weisungen gegeben, heißt es in der Mitteilung. Das Gymnasium stelle es jedoch Schülern frei, bis zum Vorliegen eines Befundes voraussichtlich Donnerstagnachmittag zuhause zu bleiben - dieses Angebot nahmen offenbar viele Schüler wahr. Das Schiller-Gymnasium pflegt Kontakte zu China, 2008 unterhielt es ein Jahr lang eine Außenstelle im chinesischen Tianjin. 

Auch bei den PNN meldete sich Mohry noch einmal zu Wort: "Nach den aktuellen Befunden des EvB" habe die Schülerin offensichtlich eine normale Grippe. Man habe lediglich aus Vorsicht den Weg über die Notaufnahme genutzt, "um absolut sicher zu sein". Genaueres könne er nach dem offiziellen Befund durch die Charité mitteilen. Wie er zu seinen Erkenntnissen gelangt, ist unklar: Das Bergmann-Klinikum kann derzeit keinen Test auf das Coronavirus durchführen, das geht nur in der Berliner Charité. Das Ergebnis des Tests ist nach wie vor offen.

Rettungskräfte in Schutzanzügen im Einsatz

Nach PNN-Informationen waren am frühen Mittwochabend die Rettungskräfte alarmiert worden, weil die Schülerin entsprechende Symptome bei sich festgestellt hatte. Daraufhin wurde sie von medizinischem Personal in Schutzanzügen im Potsdamer Ortsteil Fahrland abgeholt und ins Bergmann-Klinikum gebracht. 

„Die Person ist im Bergmann-Klinikum gut versorgt“, sagte der stellvertretende Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, gegenüber den PNN. Das Krankenhaus erfülle alle Voraussetzungen, falls sich der Verdacht bestätige. Wichtig sei jetzt, dass die Person isoliert bleibe und möglichst wenig Kontakt zu anderen Menschen habe. Falls sich der Verdacht bestätige, würden die Ärzte versuchen, den Verlauf so milde wie möglich zu gestalten. Ein Medikament gegen die Erkrankungen gibt es bekanntlich nicht.  Die Amtsärztin der Stadt habe die Aufgabe herauszufinden, mit wem die betroffene Schülerin Kontakt hatte.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte: "Der Verdacht ist relativ vage". Er entspreche noch nicht einmal den Kriterien des Robert Koch-Instituts für das Virus.

Nicht der erste Fall in Brandenburg

Der Nachrichtenagentur dpa sagte ein Ministeriumssprecher, dass dies nicht der erste Verdachtsfall in Brandenburg sei - aber der erste in Potsdam. Es habe bereits am Dienstag eine Person gegeben, die isoliert wurde. Sie kam den Angaben zufolge aus China - aber nicht aus dem dortigen Risikogebiet. Der Test auf das Coronavirus sei allerdings negativ verlaufen.

Laut Gabriel Hesse habe der Fall aus Bayern gezeigt, dass auch Personen ohne Symptome ansteckend sein können - schließlich hatte die Chinesin, bei der sich der 33-jährige Mann dort vermutlich angesteckt hat, erst auf dem Rückflug von Deutschland erste Symptome gespürt. Seitdem seien auch sogenannte begründete Verdachtsfälle meldepflichtig, so Hesse. Davon spreche man, wenn eine Person, die im Risikogebiet war oder Kontakt zu Personen aus demselben hatte, Grippesymptome aufweise. 

Darauf muss man jetzt achten

Till Schumacher, Oberarzt am Bergmann-Klinikum, empfiehlt vorbeugend gegen eine mögliche Erkrankung vor allem auf Hygiene zu achten: Dazu gehöre regelmäßiges Händewaschen. Das Tragen eines Atemschutzes sei im Moment aber nicht notwendig.

Typische Symptome bei einer Erkrankung mit Coronavirus sind Fieber, Husten und Atembeschwerden. Beim Hausarzt sollte man sich telefonisch melden, wenn man gerade von einer Reise aus China zurückgekehrt ist und Kontakt zu Menschen aus Zentralchina hatte. Wichtig: Kontakt mit anderen Patienten sollte vermieden werden, daher sollte man sich nicht ins Wartezimmer setzen, teilte das Landesgesundheitsministerium auf Anfrage mit. (mit dpa)

Alles, was man zum Virus wissen muss, wo es weitere Informationen gibt und wann man zum Arzt muss findet man hier.

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