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Wiedereröffnet. Die sanierte Schlosskirche Prötzel.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Landeshauptstadt: Schlosskirche von Prötzel wiedereröffnet Sakralbau gehört zu wertvoller Barockanlage

Prötzel -Nachdenklich steht Rolf Kaupat in der Ahnengruft in der Schlosskirche von Prötzel bei Strausberg. Der 74-Jährige schaut auf die frisch geweißten Wände und den begradigten Fußboden.

Prötzel -Nachdenklich steht Rolf Kaupat in der Ahnengruft in der Schlosskirche von Prötzel bei Strausberg. Der 74-Jährige schaut auf die frisch geweißten Wände und den begradigten Fußboden. „Hier hat alles angefangen. Die Gruft der einstigen Schlossbesitzer sorgte dafür, dass unsere Sanierungsbemühungen Erfolg hatten“, sagt Kaupat, der bis vor Kurzem dem Förderverein zur Rettung der 1697 erbauten Schlosskirche Prötzel vorstand. Am Sonntag wurde das sanierte Gotteshaus feierlich wiedereröffnet.

Der Kampf um Gelder für das marode Bauwerk schien nach Kaupats Angaben zunächst aussichtslos. Schließlich gibt es im Land Brandenburg doch viele Sakralbauten, die vor dem Verfall stehen. Erst als bekannt wurde, dass in der Kirchengruft gut erhaltene Mumien liegen, sei das Interesse auch außerhalb von Prötzel gewachsen, erinnert sich Kaupat.

Der evangelische Kirchenkreis Fürstenwalde-Strausberg übernahm die Bauherrschaft, stellte erfolgreich Förderanträge an den Fonds zur Rettung von Bauwerken mit überregionaler Bedeutung, gewann Kirchengemeinde, Kommune und Förderverein für die Bereitstellung der benötigten Eigenmittel. An der Finanzierung der vor zwei Jahren begonnenen Sanierung von Dach, Fassade und Innenraum beteiligte sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. „Insgesamt flossen in die Kirchensanierung 675 000 Euro“, sagt Petra Kobalz vom kirchlichen Bauamt. Vor zwei Jahren begann die aufwendige Komplett-Sanierung der Schlosskirche. Die Mumien aus der Gruft sollen dafür aber nicht ausschlaggebend gewesen sein, heißt es von offizieller Seite. „Baugeschichtlich etwas Besonderes ist das Gotteshaus zum einen, weil der 1786 angebaute Turm an der falschen, der östlichen Seite steht. Üblich sind Kirchtürme an der Westseite“, erläutert Architektin Bettina Krassuski, die die Sanierung leitete. Andererseits ist der Sakralbau ihren Angaben nach ein historisch gewachsenes Ensemble zusammen mit dem Schloss Prötzel, das östlich der Kirche liegt und als eine der wertvollsten Barockanlagen im Land Brandenburg gilt. Den eigentlichen Kirchenschatz aus der Gruft hat außer Archäologen, Restauratoren und dem Familienverband derer von Eckardstein schon lange keiner mehr gesehen. „Bestattet wurden hier Angehörige der Familie von Eckardstein, die 1801 Gut, Schloss und Schlosskirche Prötzel erworben hatte“, erzählt Kaupat. Die acht Särge mit den sterblichen, mumifizierten Überresten wurden an einen anderen Ort ausgelagert. Drei der am besten erhaltenen Totenschreine aus dem 19. Jahrhundert wurden nach Angaben des kirchlichen Bauamtes restauriert.

Was mit den Mumien passiert, ob sie öffentlich zugänglich bleiben oder nicht, ist bisher unklar. „Das müssen die von Eckardsteins entscheiden“, sagt Kobalz. Vor den Sanierungsarbeiten war der jetzt wieder offene Gruft-Zugang an der Westseite der Kirche jedenfalls zugemauert. „In den 1990er Jahren haben hier die Vandalen gehaust“, sagt der Kirchenälteste Eberhard Klemke. Jugendliche hatten laut Klemke Gitterstäbe des Gruft-Fensters herausgebrochen, waren durch die Öffnung geschlüpft und hatten sämtliche Särge aufgebrochen. „Erst dadurch entdeckten wir, dass die Toten mumifiziert und gut erhalten sind“, sagt Klemke. Durch das offene Kirchenfenster herrschte offenbar eine gute Luftzirkulation, die zur Konservierung der Leichen beitrug. Das geht aus einem archäologischen Gutachten hervor, dass die Bauherrin erstellen ließ. Rolf Kaupat hofft nun auf einen Touristenmagneten in der Region – zumindest bei offiziellen Anlässen wie dem 300. Geburtstag des Preußenkönigs Friedrichs II. im nächsten Jahr. „Die Gruft mit den Mumien gehört zur Geschichte unseres Dorfes, und die ist öffentlich“, sagt sein Sohn Olaf Kaupat.

Bernd Kluge

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