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Schloss Marquardt: Kostümball in Potsdam: The Dancing Dead

Im Schloss Marquardt ist im November der erste Kostümball geplant. Aber das ist nur der Anfang. Der Castlemanager hat noch weit mehr vor.

Potsdam - Filmstars sind an und in Schloss Marquardt an sich nichts Ungewöhnliches. Steven Spielberg und Toms Hanks waren hier für Szenen ihres Films „Bridge of Spies“, hier wurden und werden Historienfilme wie „Lotte Ulbricht – Der rote Faden“ oder Musikvideos gedreht, auch Hermine Huntgeburths Verfilmung von „Effi Briest“ mit Julia Jentsch und Sebastian Koch. Demnächst sollen hier allerdings tote Filmstars auferstehen: Beim Kostümball unter dem Motto „The Night of the dead Stars“ wird am 10. November der rote Teppich für Gäste im Kostüm von verstorbenen Hollywoodgrößen ausgerollt.

Ausgedacht hat sich das Julian F. M. Stoeckel, Model und Schauspieler, Designer und vor drei Jahren Teilnehmer der Dokusoap „Dschungel-Camp“. Der exzentrische 30-jährige Berliner mit Vorliebe für schrille Auftritte lernte Schloss Marquardt bei Dreharbeiten kennen, erzählt Schlossmanager Christian Schulze. „Das fand er dann so toll, dass er uns gefragt hat, ob wir Lust haben, mit ihm gemeinsam hier einen Maskenball zu veranstalten“, sagt Schulze.

Der studierte Eventmanager war genau der Richtige für so eine Idee. Schulze führt seit 2010 die Dorfgaststätte „Alter Krug“, die auch als Caterer für Schlossveranstaltungen zur Verfügung steht. Der Gastronom beobachtet genau, was da am Schloss um die Ecke vor sich geht. So richtig viel jedenfalls nicht – für seinen Geschmack könnte man viel mehr aus der Location rausholen. Deshalb übernahm er sehr gerne den Posten des Schlossherren, als dieser ihm angeboten wurde, und ist seit Anfang Juni ganz offiziell Castlemanager im Auftrag der Eigentümerin, der P12 Immobilien GmbH aus Pöcking in Oberbayern, die Schloss und Park seit 2010 besitzt. Und die die Immobilie seitdem auch zum Verkauf anbietet: für knapp zwölf Millionen Euro. Anhängig ist freilich ein hoher Sanierungsbedarf des denkmalgeschützten Ensembles: Das Investitionsvolumen wird auf 65 bis 85 Millionen geschätzt. Das mag potenzielle Käufer abschrecken, Schulze kann sich jedenfalls nur an eine Besichtigung eines Interessenten innerhalb der vergangenen Jahre erinnern.

Und eigentlich fühlt er sich ganz wohl in der Rolle der Interimsschlossherren, so jedenfalls ist der Eindruck, den er vermittelt. Schulze hat Ideen, ist praktisch veranlagt und, als Eventmanager mit Schwerpunkt Hochzeitsplanung, auch ein Romantiker. Das passt zu dem Schloss, das sich ganz malerisch in die Hanglage am Ufer des Schlänitzsees kuschelt und gerne für Hochzeitsgesellschaften gebucht wird. Noch verströmen Schloss und dazugehörige Gebäude insgesamt einen eher shabby Charme, der von Locationscouts der Filmfirmen für historische Settings sehr geschätzt wird.

Aber das Erdgeschoss mit Saal, Foyer, Damen und Herrenzimmer und der großen Seeterrasse wurde in den vergangenen fünf Jahren bereits denkmalgerecht restauriert und eignet sich für kleinere und größere Veranstaltungsformate. Schulze möchte hier nicht nur Hochzeiten stattfinden lassen, sondern auch Kulturveranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Weinabende. Zuletzt fand hier bis 2012 die jährliche Rohkunstbau-Ausstellung statt. Solche Sachen sind es, die er wieder in Marquardt sehen möchte.

Im kommenden Sommer soll es auch endlich im Schloss ein Café geben, zunächst nur an Sonntagen geöffnet. „Wir müssen ausprobieren, was geht.“ Grundsätzlich möchte er, soweit möglich, ein offenes Haus führen. „Das Tor zum Park ist immer geöffnet und wenn wir im Schloss sind und jemand kommt vorbei, dann manche ich auch spontan eine Führung“, sagt Schulze. „Hier soll wieder Leben reinkommen.“

Schloss und Saal eignen sich dabei auch hervorragend für Bälle. „Hier gehört beispielsweise ein Silvesterball her“, sagt er schwärmerisch. 2018 soll es so weit sein.

Zum ersten Mottoball hat Stoeckel viele Freunde und Bekannte aus dem Showgeschäft und der Berliner Szene, aus Wirtschafts- und Unternehmerkreisen angesprochen und eingeladen. Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, rein geht’s nur mit Einladung und in entsprechender Verkleidung. Die Kostümballnacht soll ein Probelauf für weitere dann öffentliche Festivitäten mit normalem Kartenverkauf werden. Auf der Gästeliste finden sich unter anderem Musical- und Schauspielstars und -sternchen, beispielsweise aus der GZSZ-Riege, Models, darunter Micaela Schäfer und Mister Austria, Musiker wie Stefanie Simon vom Schlagerfach und Opernsängerin Ruth Megary. Angefragt sind zudem Hannelore Elsner und Helmut Berger, Olivia Jones und Designer Harald Glööckler, der praktisch um die Ecke in Groß Glienicke wohnt, wenn er denn mal da ist. Glööckler, der Krönchen-Experte, zu Besuch im Schloss. Stoeckel und Schulze würde das freuen.

Und auch wenn das keinen nachhaltigen Erfolg bringen sollte: Marquardt wird weiterhin immer wieder irgendwo auf der Leinwand auftauchen. Im November will das ZDF hier Innenaufnahmen für zwei Historien-Dokus über den Moskauer Kreml und den Reichstag produzieren. Die zweite Staffel der USA-Serie „Sense8“ wird hier ebenfalls zum Teil entstehen. Gerade beendet wurden Werbeaufnahmen, ein Spot für VW und einer für den neuen Duplo-Riegel. Schulze war dabei und durfte die neue Schokokreation bereits kosten. „Ist lecker – aber mehr darf ich nicht verraten.“

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