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Beliebtes Ausflugsziel. Der Schlosspark Marquardt bietet viele lauschige Ecken und romantische Perspektiven. Entworfen hat ihn der berühmte Gartenkünstler Peter Joseph Lenné. Die heutigen Eigentumsverhältnisse sind kompliziert.

© Andreas Klaer

Schloss Marquardt in Potsdam: Stadt will Schlosspark übernehmen

Der romantische Park rund um Schloss Marquardt ist eher ungepflegt. Ein Grund: Einer der privaten Eigentümer verweigert die Übernahme eines Teils der Kosten.

Potsdam - In diesen heißen Sommertagen ist der Schlosspark im Potsdamer Ortsteil Marquardt mit seinen verschlungenen Wegen und hügeligen Grasflächen ein beliebter Ausflugsort, zumal man dort auch im Schlänitzsee baden kann. Doch aus Sicht des parteilosen Marquardter Ortsvorstehers Peter Roggenbuck ist in Sachen Parkpflege längst nicht alles so, wie es sein sollte. Ein Stichwort: Der Karpfenteich im Park. Hier hatte der Ortsbeirat die Stadt jüngst um Entschlammung gebeten. Dies sei zuletzt vor 20 Jahren passiert, so Roggenbuck. Auch der Graben im Park sei „zugewuchert, verschlammt, unansehnlich und die Faulgase geruchsbelästigend“, hieß es bereits vor vier Jahren in einem Beschluss des Ortsbeirats von 2018.

Peter Roggenbuck, der Ortsvorsteher von Marquardt
Peter Roggenbuck, der Ortsvorsteher von Marquardt

© Andreas Klaer

Die geforderte Entschlammung klappt nicht

Doch das alles klappt nicht. Das Baudezernat teilte nun mit, die eigentlich „vordergründig wasserbaulich einfache Entschlammungsmaßnahme“ werde wegen der Notwendigkeit „komplexer wasser- und umweltrechtlicher Verfahren“ und den damit verbundenen hohen Kosten sowie dem großen Personalaufwand nicht durch die Stadtverwaltung durchgeführt. Demnach gehören knapp 50 Prozent des Parks einem privaten Eigentümer. Doch dieser habe „bisher die Übernahme der anteiligen Unterhaltungskosten mit dem Hinweis abgelehnt, die öffentliche Parknutzung sei alleiniges Interesse der öffentlichen Hand und die damit verbundenen Kosten seien auch durch diese zu tragen“, so die Bauverwaltung. Und: Die gewünschte Entschlammung könne aufgrund fehlender Ressourcen „in absehbarer Zukunft“ nicht durchgeführt werden.

Die Verhältnisse vor Ort sind komplex. 50,3 Prozent des mehr als 15 Hektar großen Parks gehören der Stadt, Teile des Ufers besitzt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, ein Teil der „Liegewiese“ gegenüber dem Schloss und auch das Gebäude selbst befinden sich im Eigentum einer privatwirtschaftlichen Körperschaft, so das Rathaus. Das besondere Konstrukt daran: Trotz des Miteigentümers trägt die Stadtverwaltung allein die Kosten für die Unterhaltung der denkmalgeschützten Parkanlage. Für den Erhalt der öffentlichen Grünfläche würden aktuell jährlich circa 65 000 Euro aufgewendet, sagte Stadtsprecherin Christine Homann den PNN auf Anfrage. Hilfe erhalte man vom Ortsbeirat und Bürgern der Gemeinde.

Schloss und Park Marquardt in Potsdam
Schloss und Park Marquardt in Potsdam

© Sabine Schicketanz

Antrag zum Park längst beschlossen

Diese einseitige Konstruktion wollte die rot-grün-rote Rathauskooperation eigentlich beenden. Beschlossen worden war mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken erst Anfang Juni, dass das Rathaus Kontakt aufnehmen müsse mit den Eigentümern – mit dem Ziel, dass „über das Verhältnis der Pflegeanteile des Parks neu verhandelt“ wird. Dass Potsdam hier bisher allein agieren müsse, sei bei den vorliegenden Besitzverhältnissen nicht zu rechtfertigen, hieß es im Beschluss.

Doch die Hoffnung, dass sich etwas ändert, ist gering. Stadtsprecherin Homann sagte den PNN auf Anfrage, die privaten Miteigentümer hätten schriftlich eine Übernahme der Kosten abgelehnt. Da der Park als Denkmal zugänglich bleiben müsse, sei auch eine gewisse Pflege nötig – dies werde die Stadtverwaltung weiter tun, so die Sprecherin. Nach PNN-Informationen besteht intern die Sorge, dass eine unnachgiebige Haltung auch zu einer dauerhaften Schließung von Parkteilen führen könnte. „Die rechtliche Prüfung, inwieweit die Miteigentümer verpflichtend an den Unterhaltungskosten beteiligt werden können, ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Sprecherin Homann. Von Seiten des Schlossbetreibers hieß es gegenüber den PNN, die eigenen Flächen würden durchaus von den Mitarbeitern gepflegt und erhalten. Laut Schloss-Internetseite ist eine P12 Immobilien GmbH mit Sitz im bayrischen Pöcking der Inhaber.

Damit dieses von Gartenkünstler Peter Joseph Lenné entworfene Idyll aber mit Sicherheit dauerhaft für die Öffentlichkeit nutzbar bleibt, würde die Stadtverwaltung die Fläche nun gern übernehmen, ob zur Pacht oder gekauft. „Daran besteht grundsätzliches Interesse“, sagte Stadtsprecherin Homann. So eine vollständige Übernahme könne die Anlage langfristig in ihrem Bestand sichern, sagte sie. Bisher gebe es aber noch keine Anfrage der Stadt zu Verkauf oder Verpachtung, hieß es von den Schlossbetreibern.

Fragen nicht beantwortet

Anlass für die PNN-Fragen zum Schlosspark war übrigens auch der Umgang des Rathauses mit einer Kleinen Anfrage der Stadtverordneten Carmen Klockow (Bürgerbündnis), die einzig aus formalen Gründen nicht beantwortet wurde. Klockow hatte darin – auch auf Initiative des Ortsvorstehers Roggenbuck – wissen wollen, wie die Eigentumsverhältnisse vor Ort sowie die Parkpflege geregelt sind und ob die Stadt das im 19. Jahrhundert als englischer Landschaftspark gestaltete Areal übernehmen wolle. Doch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ließ die Fragen aus formalen Gründen – es fehlte die Begründung – nicht beantworten. So stellten die PNN die gleichen Fragen, die nun die Verwaltung auch beantwortete.

Der Eingang des Schlossparks Marquardt
Der Eingang des Schlossparks Marquardt

© Andreas Klaer

Hintergrund: Eine wechselvolle Geschichte

Das Schloss Marquardt wurde Ende des 18. Jahrhunderts nach einem Brandschaden als zweigeschossiges Herrenhaus neu errichtet. Im 19. Jahrhundert erfolgten weitere Umbauten. Für Rittergutsbesitzer Louis Ravené wurde das Herrenhaus ab den 1890er-Jahren stark erweitert. Genutzt wurde es schon vielseitig: als Wohnort oder Sommersitz adliger oder großbürgerlicher Besitzer, sowie ab 1932 als Ausflugsziel der bekannten Kempinski-Hotelgruppe, 1945 als Lazarett in Kriegszeiten und später als Wissenschaftsstandort – zu DDR-Zeiten hatte dort das Institut für Obstbau der Humboldt-Universität zu Berlin seinen Sitz. Derzeit fungiert es als Veranstaltungslocation, dazu als Kulisse für Filme, unter anderem die Komödie „Hanni und Nanni 3“ oder zuletzt auch das Lady-Di-Drama „Spencer“. Den am Schlänitzsee gelegenen Schlosspark gestaltete Potsdams berühmter Gartenkünstler Peter Joseph Lenné 1823 um. Bis in die 1930er-Jahre wurde der Park sukzessive vergrößert. Am Park gelegen ist auch die Marquardter Dorfkirche: Das ursprünglich 1733 errichtete und mit den Jahren baufällig gewordene Gotteshaus wurde um 1900 durch den heutigen Backsteinbau ersetzt. 

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