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Landeshauptstadt: Schloss im Kunstschnee

Im Schloss Marquardt wird derzeit der Märchenfilm „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ für das diesjährige ARD-Weihnachtsprogramm gedreht – die Titelrolle spielt die Potsdamerin Lea Müller

Marquardt - Dieses Märchen geht nicht gut aus: Das Waisenmädchen Inga, das sich so rührend um das noch jüngere Waisenkind Emil kümmert, wird in der Weihnachtsnacht im Schein der letzten Schwefelhölzer erfrieren. Wie in der Buchvorlage von Hans Christian Andersen. Zumindest einen Hoffnungsschimmer wollen Regisseur Uwe Janson und Drehbuchautor David Ungureit den Fernsehzuschauern aber lassen: Sie zeigen, wie in Emil später der Geist des Mädchens, für das Teilen etwas Selbstverständliches ist, weiterlebt. „Man bleibt, wenn man etwas Positives in der Welt bewirkt“, fasst Janson die Idee zusammen.

Gedreht wird „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ noch bis zum 18. März auf Schloss Marquardt, das für die Filmarbeiten teilweise mit Kunstschnee präpariert wurde. In der Titelrolle ist die Potsdamerin Lea Müller zu sehen, vor der Kamera stehen außerdem Ex-Tatort-Kommissarin Nina Kunzendorf als böse Waisenhaus-Leiterin, Oliver Korittke („Wilsberg“) als Gendarm und Tatort-Kommissar Jörg Hartmann – ebenfalls Potsdamer.

Für Lea Müller ist es die erste Märchenrolle: „Ich habe mich total gefreut“, erzählt die 13-Jährige, die unter anderem im TV-Drama „Die Grenze“ mitgespielt hat: „Bis jetzt habe ich nur in Krimis und Erwachsenenfilmen gespielt – das Märchen kann ich auch mal gemeinsam mit meinen Freunden gucken.“ Auch von den Kostümen und ihrer Filmfrisur – Leas naturblonde Haare wurden mit Kunsthaar zu einem dicken Zopf verlängert – ist sie begeistert. Für die Dreharbeiten wurde die Siebtklässlerin von der Schule befreit. Lernen muss sie trotzdem: Jeden Abend übe sie ihren Text für den nächsten Tag, berichtet die Nachwuchsschauspielerin. Da kommen schnell mal mehrere Seiten zusammen.

Auch für Nina Kunzendorf, die für ihre Rolle eine kunstvoll aufgetürmte Frisur samt extravagantem Kleid trägt, ist das Märchengenre Neuland: Eine durch und durch böse Figur zu spielen, sei für sie reizvoll gewesen, sagte die Schauspielerin. Für die Zusage habe sie nicht lange überlegen müssen – obwohl sie sich als Kind von Märchen eher habe erschrecken lassen.

Dass es bei dem Andersen-Märchen nicht nur froh zugeht, freut auch Oliver Korittke: „Mein Lieblingsmärchen ist ,Das Kalte Herz’, weil ich keine Märchen mag, wo immer alles schöngewaschen wird“, sagte er den PNN. Wenn die Geschichte etwas düsterer ist, präge sich das nicht nur Kindern besonders ein, ist er überzeugt: „Das nimmt einen mehr mit, das geht einem näher.“

Gedreht wird nicht nur im Schloss selbst, das im Film als Waisenhaus zu sehen ist, sondern auch in den früheren Wirtschaftsgebäuden auf dem Parkgelände in Marquardt, in die Szenenbildner Oliver Munck mit seinem Team mehrere Sets einbaut. Ein Weihnachtsjahrmarkt soll zudem in der Zitadelle Spandau nachgestellt werden. Premiere feiert der Film – es ist der 27. in der beliebten ARD-Reihe – am ersten Weihnachtsfeiertag, wie die zuständige Redakteurin beim RBB, Sabine Preuschhof, sagte.

Für das Schloss Marquardt ist es nicht der erste Filmauftritt: Das um 1880 entstandene großzügige Gebäude, das später erweitert wurde und in den 1930er Jahren der Kempinski-Kette als ausgesuchtes Hotel diente, war schon mehrfach Drehkulisse. Erst im Winter wurde dort für die internationale Märchenfilmproduktion „Beauty and the Beast“ gedreht, 2007 hielt das Schloss als Kulisse für die Neuverfilmung von Fontanes Literaturklassiker „Effi Briest“ her. Anlässlich des 700. Jubiläums von Marquardt in diesem Jahr will der Kultur- und Heimatverein Wublitztal mit einem Ball am 14. Juni im Tanzsaal des Schlosses an die glanzvollen Zeiten des Bauwerks erinnern.

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