zum Hauptinhalt

Schloss Babelsberg: Pläne für eine dauerhafte Öffnung

Die Schlösserstiftung möchte das Innere von Schloss Babelsberg dauerhaft wieder für Besucher öffnen. Für ein entsprechendes Konzept gibt es erste Pläne. Anhand von originalen Ausstattungsstücken soll die Gründerzeit wieder erlebbar werden.

Babelsberg - Einige Jahrzehnte lang war hier die Welt zu Ende. Für Millionen Menschen im Osten des geteilten Deutschlands begann dahinter die Terra incognita, das unbekannte Land. Hinter dem Schloss Babelsberg verlief einst ein Teil der Grenzanlagen zu West-Berlin – jenes politische Gebilde, das auf DDR-Landkarten häufig schlicht gelb dargestellt wurde. Wie die Wüste.

Dabei ist die Landschaft rings um den Babelsberger Park alles andere als eine karg-trockene Angelegenheit. Gerade hier wird der Betrachter des herrlichen Zusammenspiels zwischen gestalteter Kulturlandschaft und der sich sanft hingebenden Havel gewahr. Von der Glienicker Brücke aus kann man sowohl zum Schlosspark Glienicke als auch auf den Babelsberg schauen, an dessen zum Wasser hin abfallenden Hang ein mittelalterlich anmutendes Schloss die ohnehin schon zauberhafte Szenerie verschönert. Jedes Krümchen Natur ist hier zugleich ein Stück Kulturgeschichte.

Alles sollte schön mittelalterlich wirken

Den Reiz des Babelsbergs hatte auch Prinz Wilhelm, der zweitälteste Sohn von Königin Luise und Friedrich Wilhelm III., im Jahre 1811 bei einem Manöver seiner Garnison für sich entdeckt. Die Aussicht von dort auf die umliegende Havellandschaft soll ihm sehr gefallen haben. Zwei Jahrzehnte später ließen sich der Prinz und seine Gemahlin Augusta hier ein Schloss errichten, zunächst den östlichen Teil. Später wurde angebaut. Alles sollte schön mittelalterlich wirken. Man wählte den gotischen Stil nach englischem Vorbild. Draußen im Land ging es hingegen nicht so beschaulich zu. So schlug Wilhelm im Auftrag seines Bruders, König Friedrich Wilhelm IV., die Märzrevolution von 1848 in Berlin gewaltsam nieder. Seinen Beinamen hatte er fortan weg: Kartätschenprinz.

In Babelsberg hingegen wohnte das Prinzenpaar in einer Art Märchenschloss, das von innen und außen ein Gefühl der Glückseligkeit verströmte. Das Interieur in den Räumen: eine Mischung aus Erbstücken sowie anderen Möbeln, darunter Maßanfertigungen – und vielen Souvenirs.

Auf einem Vortrag am vergangenen Mittwochabend im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) zeigte Samuel Wittwer, Chef aller Schlösser innerhalb der Schlösserstiftung, eine historische Aufnahme vom Arbeitsplatz Wilhelms. Das Zimmer war eingerichtet wie das Kabinett eines Sammlers: Viele Bilder an den Wänden, der Schreibtisch war voll von kleinen Gegenständen. Darunter: eine Hand aus Marmor. Dabei soll es sich, so jedenfalls die Vermutung, um die Hand der Prinzessin Elisa Radziwill gehandelt haben, jener Prinzessin, deren Heirat sich Wilhelm allein aus Staatsräson versagen musste.

Durch das Schloss wandeln

Die historischen Ausstattungsgegenstände sind heute nicht mehr im Schloss vorhanden. Teils sind sie aber erhalten. Schlösserchef Wittwer stellte in seinem von der Studiengemeinschaft Sanssouci organisierten Vortrag die derzeitigen Ideen der Stiftung für eine Wiederbelebung der Schlossräume vor. Künftige Besucher des – momentan nicht zugänglichen – zinnenbekrönten Schlosses sollen später einmal durch ein Haus wandeln können, das von seiner Ausstattung her ungefähr die Zeit von 1835 bis 1890 widerspiegelt. Das Arbeitszimmer von Augusta, der Teesalon, die Bibliothek und der Speisesaal sowie der imposante achteckige Tanzsaal sollen mit ihrer jeweiligen Einrichtung wieder im Glanz des 19. Jahrhunderts erstrahlen, „um die Lebenswelt von Wilhelm und Augusta atmosphärisch nachvollziehen zu können“, wie Wittwer es ausdrückt. Der Schreibtisch von Wilhelm ist zwar nicht mehr vorhanden, aber ein Teil der Gegenstände, wie die Marmorhand oder auch eine Kanonenkugel aus dem Deutsch-Dänischen Krieg, hat sich bis heute erhalten. Die Schlösserstiftung will anhand dieser Dinge eventuell später einmal ein Stück deutscher Geschichte erklären. Das Vorhaben trägt den Arbeitstitel „Der sprechende Schreibtisch“.

„Wo können Sie sich über die Gründung des Kaiserreichs informieren?“, fragte Wittwer am Mittwochabend im überfüllten Vortragssaal des HBPG. Und gab sich sogleich selbst die Antwort: „Fast nirgendwo!“ Daher sei das Arbeitszimmer Wilhelms, der mit der Reichsgründung 1871 Deutscher Kaiser wurde, ein wichtiger Bestandteil in dem Bemühen, die Geschichte dieses Zeitabschnitts zu erzählen.

Auch Neues im alten Schloss

Das Interesse der Kaiserfamilie an historischen Versatzstücken zur räumlichen Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes zeigt sich unter anderem an der einstigen Bibliothek des Schlosses. Von einem dortigen Schrank haben sich bis heute nur noch die Türfüllungen erhalten. Aber gerade sie sind besonders wertvoll, stammen sie doch schon aus dem 16. Jahrhundert. Der Schrank selbst entstand erst viel später.

Auch über die jüngere Schlossgeschichte sollen sich die künftigen Besucher des Hohenzollernbaus informieren können, sagt Wittwer. Zudem werde man Fragmente ausstellen, die einst am Schloss vorhanden waren, in den Wirren der Zeiten jedoch beschädigt wurden oder gar im Schlosspark vergraben waren. Auch Platz für Wechselausstellungen ist vorgesehen – denn der Besucher soll von Zeit zu Zeit Neues im Schloss entdecken können. „Wir möchten natürlich, dass Sie das lieben und immer wieder hinkommen“, sagt Wittwer. Und wann ist es so weit? „2018 beginnen wir mit den Voruntersuchungen und den Detailplanungen.“ Die Wiedereröffnung wird also noch ein paar Jahre dauern. An einem Zeitplan werde derzeit gearbeitet, heißt es aus der Schlösserstiftung. Immerhin: In diesem Jahr zur Pückler-Ausstellung wird man den Schlossbau für einige Monate besuchen können.

+++

Noch sind die Räume des Schlosses Babelsberg nicht öffentlich zugänglich. Der rbb öffnete vor Kurzem mit seiner Aktion „Meine Entdeckung“ einigen Besuchern trotzdem die Türen - und die PNN waren mit dabei.

+++

Zur Startseite