zum Hauptinhalt
Königliches Bad. Schwimmen mit Blick aufs Marmorpalais, das wollen viele. Erlaubt ist das Baden im Neuen Garten nur an einer Stelle, an vielen weiteren tun es die Besucher trotzdem. Damit werde das Welterbe zerstört, warnt die Schlösserstiftung.

© Johanna Bergmann

Schlösserstiftung warnt vor Vandalismus in Welterbe-Parks: Kaputtgebadet

Bis zu 4000 Menschen kommen bei Sommerwetter täglich in den Neuen Garten, um im Heiligen See zu baden. Dem Welterbe-Park drohen dadurch „unersetzbare Verluste“, warnt die Schlösserstiftung.

Potsdam - Sonnenhungrige Pärchen, Freunde und Familien mit Kind und Kegel lagern auf den Wiesen zwischen der Gotischen Bibliothek, dem Mamorpalais und dem Rotem Haus, machen ein Picknick und drehen zur Erfrischung eine Runde im Heiligen See, sogar gegrillt wird ungeniert: Der zum Potsdamer Unesco-Welterbe gehörende Neue Garten wird bei sommerlichen Temperaturen zunehmend zum Ausflugsdomizil. Bei der Schlösserstiftung ist man über die Entwicklung alarmiert. Die Bader und Picknicker kosten die Stiftung nicht nur Geld – sie könnten auch das Welterbe in Gefahr bringen, wie Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN auf Anfrage sagte.

Uferlinie des Heiligen Sees in Mitleidenschaft gezogen

So seien die biotopgeschützten Wiesen im Gartenbereich zwischen dem Grünem Haus und dem Hasengraben durch Übernutzung bereits versteppt. Grillen und Lagerfeuer verursachten Brandflecken auf der Wiesennarbe, die Uferlinie des Heiligen Sees werde zunehmend in Mitleidenschaft gezogen.

Durch zunehmendes Radfahren auf nicht dafür freigegebenen Wegen sei der erst 2014 grunderneuerte Weg von der Gotischen Bibliothek entlang des Treffpunkts Freizeit teilweise schon wieder schwer beschädigt. „An Sommertagen kann man auf vielen Wegen nicht mehr ungehindert spazieren gehen“, so Kallensee. Auch das erst 2014 erneuerte Fahrradleitsystem sei durch Vandalismus an Schwerpunkten wie der Gotischen Bibliothek, dem Albrechtstor unweit des Augusta-Stiftes und der Schwanenbrücke zerstört.

Trotz Verbot wird auch das Westufer stark genutzt

Bis zu 4000 Besucher täglich kämen an warmen Tagen zum Picknicken, Baden, Radfahren und Lagern in den Neuen Garten, so der Stiftungssprecher. Zum Baden ist nur die Badestelle am Ostufer freigegeben und entsprechend beschildert. Trotz Verbot werde jedoch auch das Westufer des Heiligen Sees stark durch Badende frequentiert. Auch der Zaun zum Schutz der sanierten Uferlinie zwischen Grünem und Rotem Haus wird immer wieder in Teilbereichen zerstört. Die Uferlinien brechen weiter aus, wertvolle Wiesenbiotope werden nachhaltig geschädigt.

Ein weiteres Problem bereiten die von den Ausflüglern zurückgelassenen Müllmassen: An warmen Tagen müssten Gärtner und Gartenarbeiter täglich Müll entfernen. Neben den regulär vier Gartenarbeitern hätten auch die elf Gärtner mit der Müllentfernung zu tun. Das schlägt auch finanziell immer deutlicher zu Buche: Allein die Reinigung der freigegebenen Badestelle und der angrenzenden Liegewiese kostet die Stiftung jährlich 69 000 Euro. Der größte Posten dabei ist die Müllentsorgung: Lagen die Kosten in den vergangenen Jahren noch bei 18 000 Euro, erhöhte sich das im vergangenen Jahr auf 21 000 Euro, sagt Stiftungssprecher Kallensee: „Tendenz steigend!“ Zudem beklagt die Stiftung regelmäßig Vandalismus an Bänken, Papierkörben, Hinweisschildern und Gehölzgruppen.

Nicht nur der Neue Garten sei von der Entwicklung betroffen

Um die Beschädigungen in den Griff zu bekommen und dem Treiben Einhalt zu gebieten, seien täglich Ordnungskräfte unterwegs. Bei Verstößen gegen die Parkordnung würden die betreffenden Besucher zunächst angesprochen und auf die Regelungen aufmerksam gemacht. „Wird dies ignoriert, können Bußgelder verhängt werden“, so Kallensee. Die 2006 erlassene sogenannte Stiftungsanlagenverordnung sieht bei Ordnungswidrigkeiten Geldbußen von bis zu 10 000 Euro vor.

Betroffen ist nicht allein der Neue Garten. Auch die Uferbereiche und Wiesenflächen am Tiefen See in Park Babelsberg seien ähnlich betroffen. Auch im Park Sanssouci nehme das Radfahren, Lagern oder Picknicken auf dafür nicht freigegebenen Wegen und Flächen weiter zu.

Die Schlösserstiftung wertet die Saison 2015 und die aktuelle Situation derzeit aus und will dann über mögliche Konsequenzen nachdenken, sagte der Stiftungssprecher: „Wenn es so weitergeht, drohen in diesem Welterbe-Garten unersetzbare Verluste.“ 

Zur Startseite