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Schlösserstiftung digitalisiert alte Dias: Aus der Schublade ans Licht

Die Schlösserstiftung hat 50.000 alte Diapositive digitalisieren lassen. Die ältesten Originale sind über 70 Jahre alt. Nun sind sie für jedermann zugänglich.

Potsdam - Es ist geschafft. Etwa 50 000 Diapositive aus dem Archiv der Schlösserstiftung sind in den vergangenen eineinhalb Jahren digitalisiert worden. In wenigen Wochen soll der komplette Bestand auch ordentlich katalogisiert sein. Bisher sind erst 31 000 Stück in die Datenbank der Stiftung eingepflegt worden. Aus Kapazitätsgründen. „Zwischenzeitig brach unser Server unter der Datenlast zusammen, da mussten wir nachrüsten“, sagt Jürgen Becher, Leiter des Dokumentationszentrum der Stiftung. Gemeinsam mit Bildarchivar Matthias Forster ist er für das umfangreiche Projekt verantwortlich.

Begonnen hatte die Arbeit im Winter 2014. Bevor die Dias kartonweise an eine eigens beauftragte Firma verschickt werden konnten, mussten die Originale zusammengesucht werden. Vieles lagerte bereits im Bildarchiv der Stiftung in der Gregor-Mendel-Straße. Nicht wenige allerdings wurden zerstreut in den Büros der einzelnen Fachbereiche aufbewahrt. „Bisher wussten wir meist nur, dass es zu einem bestimmten Objekt oder Sachverhalt Bilder geben muss. Wir wussten aber häufig nicht, wo sie sind. Viele Mitarbeiter hatten ihre eigenen kleinen Sammlungen angelegt und das gewünschte Bild schlummerte eben in dieser oder jenen Schublade irgendeines Schreibtischs“, sagt Becher.

Dias zeigen historische Stadtansichten von Potsdam

Denn die Bilder, um die es geht, wurden vornehmlich von Stiftungsmitarbeitern gemacht, um Zustände vor und nach einer Sanierung und Arbeitsfortschritte vom kleinsten Detail bis zur Gesamtaufnahme zu dokumentieren. Es wurden gärtnerische Details fotografiert, Bepflanzungen zu allen Jahreszeiten. Es gibt Fotos von Veranstaltungen, von Besuchern oder Mitarbeitern beim Arbeiten, bei Eröffnungen, beim Feiern. Und natürlich jede Menge Dias, die Ansichten der historischen Gebäude, Gemälde und Kunstgegenstände zeigen. Ebenfalls im Besitz der Stiftung befinden sich Dias mit historischen Potsdamer Stadtansichten.

Das Diapositiv, ein entwickeltes Stück Film zwischen zwei Glasplatten, in einem Rahmen aus Glas oder Plastik, war über Jahrzehnte das bevorzugte fotografische Mittel und Format. Es war schnell gemacht, nahm wenig Platz weg und konnte mit einem Diaprojektor vielen Menschen zeitgleich präsentiert werden, bei Vorträgen zum Beispiel. Doch auch ein Dia büßt irgendwann an Qualität ein, leidet unter Staub und Temperaturschwankungen, geht kaputt. Deshalb war eine Umwandlung in das moderne und hoffentlich langlebige digitale Medium notwendig geworden. Die echten Dias wurden soweit wie möglich gereinigt, sortiert und frisch eingelagert, um bei Bedarf stets auch auf die Originale – die ältesten stammen aus den 1940er-Jahren – zugreifen zu können.

Jedermann hat Zugriff auf die Bilder

Nun ist der Schatz gehoben, Jürgen Becher ist erleichtert. Doch der vielleicht sogar wichtigere Effekt dieser Umwandlung besteht darin, dass demnächst jedermann darauf Zugriff hat. Bereits jetzt sind etwa 14 000 Stück online in der Fotothek der Stiftung einzusehen und zur privaten Nutzung freigegeben. Etwa 50 000 Bilder gibt es, weil sich aber viele Motive ähneln, sollen am Ende rund 30 000 zugänglich sein. Solche Bilder werden immer wieder für Forschungszwecke und wissenschaftliche Arbeiten gesucht, häufig auch als Referenz für Sanierungsarbeiten. Nahaufnahmen von geöffnetem Mauerwerk oder freiliegenden Fenstereinfassungen geben Auskunft über Baumaterial und Bauweise. Auch für Ausbildung alter Handwerke ist so etwas mitunter gefragt.

Knapp 90 000 Euro aus EU-Mitteln, Schlösserstiftungskapital und Geld der Stiftung Pro Sanssouci hat das komplette Projekt gekostet. Neben Stiftungsbildern wurden dabei kurzfristig auch Hunderte Bilder des Potsdamer Fotografen Peter Rohn digitalisiert. Rohn hatte in den ersten Wochen nach dem Mauerfall 1989 im und am Mauerstreifen zwischen Potsdam und Berlin fotografiert. Diese Fotosammlung hatte er kürzlich der Stiftung überlassen, auch zu dem Zweck, dass sie nun komplett sichtbar wird.

Suche nach Fotos vom Parktheater an der Orangerie

Mittelfristig sollen die 50 000 Bilder auch über die Deutsche Digitale Bibliothek abfragbar sein und somit in die Sammlung Europeana einfließen, die virtuelle Bibliothek des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes Europas. Weil noch immer die Hintergründe und vor allem genauen Datierungen vieler Fotos unklar sind, soll auf der Internetseite zu jedem Bild eine Kommentarspalte eingerichtet werden. Becher und Forster hoffen auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Und noch immer werden Fotos vom Parktheater an der Orangerie gesucht. Das hat es mal gegeben, doch ein Bild davon fehlt bislang.

Spektakuläre Funde von Potsdamer Orten gab es keine. Was daran liegen kann, dass bei Terminen wie beispielsweise Staatsempfängen von offizieller Seite aus fotografiert wurde, Bilder, die nicht ins Stiftungsarchiv gelangten. Hingegen gibt es viele Aufnahmen von Veranstaltungen im Schloss Charlottenburg wie die Französische Woche in den 1970er-Jahren. Ganz private Bilder wie eine Faschingsfeier der Stiftungsmitarbeiter in historischen Räumlichkeiten dürfen zum Schutz der Privatsphäre nicht veröffentlicht werden. Es möchte sicher niemand mit Kostümierung und Bowleglas zu sehen sein, sagt Becher verständnisvoll.

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