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Wegen Bauarbeiten bleibt die Babyklappe länger geschlossen.

© B. Settnik/dpa

Schließung wegen Bauarbeiten voraussichtlich bis 2020: Brandenburgs einzige Babyklappe am St. Josefs geschlossen

Die einzige Babyklappe im Land Brandenburg ist bis auf Weiteres außer Betrieb. Die anonyme Abgabestelle auf dem Gelände des Potsdamer St. Josefs Krankenhauses sei seit dem 27. Juli geschlossen, wie Krankenhaussprecher Benjamin Stengl den PNN sagte.

Brandenburger Vorstadt - Grund seien die laufenden Bauarbeiten auf dem Krankenhausgelände. Der Hinweis findet sich auch auf der Webseite des Krankenhauses – wenn man danach sucht. Aktiv öffentlich gemacht hatte das Krankenhaus die Schließung der Babyklappe nicht. Man habe aber Partner wie die Stadtverwaltung und die Caritas informiert, so der Sprecher.

Die Babyklappe war im Jahr 2003 eingerichtet worden. Seit der Inbetriebnahme der Babyklappe sei das Angebot 17 mal genutzt worden, so Stengl. In den Jahren 2017 und 2018 seien gar keine Babys in der Klappe abgelegt worden. Langfristig wolle man an dem Angebot festhalten. „Im Zuge der Sanierung des Josefs-Haus arbeiten wir an einem Plan, die Babyklappe ab 2020 an anderer Stelle auf unserem Campus wieder in Betrieb zu nehmen.“

Im benachbarten Berlin gibt es derzeit fünf Babyklappen: in den Vivantes-Krankenhäusern in Neukölln und Hellersdorf, im Waldkrankenhaus Spandau und im St. Josefs Krankenhaus in Berlin-Tempelhof – ein Partnerkrankenhaus des Potsdamer St. Josefs. Die von Potsdam aus nächstgelegene Babyklappe befindet sich nun im Krankenhaus Waldfriede in der Argentinischen Allee in Berlin-Zehlendorf an der U-Bahnstation Krumme Lanke.

Die bundesweit erste Babyklappe war im Jahr 2000 von einem Hamburger Verein eröffnet worden. In ganz Deutschland gibt es davon mittlerweile rund 100, sie werden auch Babynest oder Babykorb genannt. In der Regel befinden sie sich an ruhigen Seiteneingängen der Krankenhäuser. Wird ein Baby dort abgelegt, wird im Inneren ein Alarm ausgelöst, so dass eine ärztliche Versorgung rund um die Uhr gewährleistet ist.

Babyklappen sollen es Müttern in Notsituationen ermöglichen, ihre neugeborenen Kinder auch anonym in medizinische Versorgung zu geben. So soll auch Kindstötungen vorgebeugt werden. Die abgegebenen Kinder werden von den Jugendämtern in Obhut genommen, die Adoptiveltern für sie suchen. Kritiker monieren, dass die Zahl der Kindstötungen nicht gesunken sei, die Zahl der anonymen und elternlosen Findelkinder habe hingegen zugenommen. Kinder und Eltern litten später unter den Folgen der anonymen Trennung.

Wie berichtet hatten im Mai die Bauarbeiten zur Sanierung des historischen Hauptgebäudes an der Allee nach Sanssouci begonnen. In diesem, dem historischen Josefs-Haus, befand sich bisher auch die Babyklappe. 15 Millionen Euro investiert die katholische Alexianer GmbH. Die Bauarbeiten an dem betagten Gebäude sind durchaus aufwendig, es wird praktisch entkernt. Auch alle Stromleitungen werden entfernt. Bis zum Ende der Baumaßnahmen im Jahr 2020 sei ein Betrieb der Babyklappe deshalb nicht möglich, hieß es. „Eine Interimslösung ist technisch nicht umsetzbar“, so Stengl.

Stattdessen verweist das Krankenhaus auf die Möglichkeit der vertraulichen Geburt – also der Entbindung ohne Namensnennung mit anschließender Adoptionsfreigabe. Sie ist seit 2014 gesetzlich geregelt. Damit stehen Schwangeren sowohl vertrauliche Beratung als auch ärztliche Hilfe bei der Geburt zur Verfügung, ohne die Anonymität aufzugeben.

Für den Krankenhausbetrieb wurde das Josefs-Haus schon seit dem Jahr 2016 nicht mehr genutzt. Früher war dort auch die Geburtshilfe untergebracht. Inzwischen ist sie in das Hauptgebäude an der Zimmerstraße umgezogen. Für die Erweiterung des Krankenhauses mit einem neu entstandenen Anbau, der 2006 fertiggestellt wurde, sowie dem Neubau hinter der denkmalgeschützten Fassade in der Zimmerstraße hatte die Alexianer GmbH 53 Millionen Euro ausgegeben.

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