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Schleichwege in Potsdam: Stillstand im Kampf gegen Schleichverkehr

Trotz Anwohnerbeschwerden will die Stadt keine Blitzer, Schilder und Verkehrsberuhigung im Norden. Nicht nur dort hatten sich Bürger zuletzt über Staus im Wohngebiet geärgert.

Potsdam - Trotz Anwohnerbeschwerden will die Stadtverwaltung auf eine Geschwindigkeitsüberwachung in der Viereckremise verzichten. Das Wohngebiet im Potsdamer Norden leidet derzeit unter Schleichverkehr wegen der Sperrung der Nedlitzer Straße. Die Stadt argumentiert jedoch, bei Probemessungen sei nur jedes 100. Auto schneller als Tempo 30 gefahren. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hervor. Angesichts der geringen Quote sei eine dauerhafte Geschwindigkeitsüberwachung an dieser Stelle nicht erforderlich, heißt es darin weiter. Hintergrund sei auch, dass stadtweit rund 280 Messstellen und Unfallhäufungsstellen zu überwachen sind. Im Klartext: Für einen dauerhaften Blitzer in der Viereckremise fehlt dem Ordnungsamt das Personal.

Wie berichtet hat der Autoverkehr in dem Wohngebiet am nördlichen Ende des Bornstedter Felds stark zugenommen, seit die Nedlitzer Straße wegen des Baus der neuen Tramstrecke gesperrt ist. Auf dieser Bundesstraße sind normalerweise an Wochentagen rund 19 000 Autos in beiden Richtungen unterwegs. Während der Bauzeit hat die Stadtverwaltung eine Umleitungsstrecke ausgewiesen. Sie verläuft über die Pappelallee, die Potsdamer Straße und die Amundsenstraße. Im Berufsverkehr ist die Umleitungsstrecke stark belastet. Doch zahlreiche Autofahrer scheuen den Umweg und suchen sich derzeit stadtauswärts ihren Weg durch die schmalen Straßen des benachbarten Wohngebiets. Anwohner fühlen sich nicht nur durch den Lärm gestört, sondern sorgen sich auch um die Sicherheit – vor allem um die von Kindern. Denn häufig seien Autos mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs.

Gibt es eine Alternative zur Nutzung von Schleichwegen?

Um die Autofahrer zu bremsen, hatte die Stadtverwaltung bereits an zwei Stellen in der Viereckremise Querschwellen montiert. Das scheint jedoch nicht immer zu helfen: Leider müsse immer wieder festgestellt werden, dass sich uneinsichtige Verkehrsteilnehmer unangemessen verhalten, heißt es in der Antwort der Stadtverwaltung weiter. Einen verkehrsberuhigten Bereich könne man nur einrichten, wenn dies von der Stadtverwaltung beschlossen würde – als Teil eines Bebauungsplans oder eines Stadtentwicklungskonzepts. Beides sind sehr langwierige Verfahren. Kurzfristig hätte dies also keine Wirkung. Zusätzliche Schilder oder Piktogramme, die auf Tempo 30 hinweisen, hatte die Verwaltung bereits auf Anfrage des SPD-Stadtverordneten Uwe Adler abgelehnt.

Schleichverkehr ist in Potsdam ein verbreitetes Problem: Wie berichtet hatte die Stadt Ende 2016 angekündigt, gegen verschiedene Schleichwege vorzugehen. Wie aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage des SPD-Fraktionschefs Pete Heuer deutlich wird, gibt es aber kaum Fortschritte. Bisher wurden nur Poller aufgestellt, um die unerlaubte Überquerung der Fußgängerzone in der Brandenburger Straße zu unterbinden. Für die Gutenbergstraße soll eine Untersuchung zeigen, wie der Durchgangsverkehr zur Friedrich-Ebert-Straße gestoppt werden kann. Auch für die Bertha-von-Suttner-Straße in der Nauener Vorstadt gibt es noch keine Lösung: Derzeit laufe eine verkehrsplanerische, verkehrsrechtliche und bauliche Prüfung. Außerdem werde geprüft, ob man die Maßnahme, die man noch nicht genau kennt, erstmal versuchsweise installiert. Das Ergebnis soll im Oktober im Bauausschuss vorgestellt werden.

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Kommentar: Die immer wiederkehrenden Probleme der Politik bei der Umleitung von Verkehrsströmen deuten hin auf ein größeres Problem, meint PNN-Autor Marco Zschieck in seinem Kommentar. 

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