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Homeschooling bleibt Studien zufolge meist an den Müttern hängen. In der Coronakrise kehren alte Rollenmuster zurück.

© imago images/Jochen Tack

Update

Schlecht bezahlt und überlastet: Superheldinnen in der Coronakrise

Heute ist die 31. Brandenburger Frauenwoche gestartet: Unter dem Motto „Superheldinnen am Limit“ sind mehr als 50 Veranstaltungen im ganzen Land geplant.

Potsdam - Unter dem Motto „Superheldinnen am Limit“ ist am Donnerstag die Brandenburger Frauenwoche gestartet. Die Eröffnung übernahm Staatssekretärin Anna Heyer-Stuffer bei einer virtuellen Auftaktveranstaltung in Oranienburg, an der auch die Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg teilnahmen.

Wie unter einem „Brennglas“ mache die Pandemie deutlich, in welchen Bereichen Frauen doppelt und dreifach belastet seien, sagte Dörnenburg der Deutschen Presse-Agentur. „Kinder betreuen, arbeiten geht, Wäsche machen und vielleicht auch noch tolle Geliebte sein - und das alles in Corona-Zeiten“, zählte sie auf.

Auch für Frauenministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) wird die besondere Belastung von Frauen in der Pandemie deutlich, das weise auch klar auf strukturelle Problemlagen bei der Gleichstellung der Geschlechter hin. „Unsere Aufgabe muss es sein, Strukturen und Entscheidungskulturen zu ändern. Es bedarf der Mitbestimmung von Frauen und zwar überall.“

Frauenwoche findet komplett online statt

Die Brandenburger Frauenwoche geht auf die Wendezeit zurück und findet 2021 bereits zum 31. Mal statt – erstmals allerdings ausschließlich online. Im letzten Jahr kamen - noch vor dem ersten Lockdown - 500 Menschen zum Auftakt im Hans Otto Theater zusammen. 

In diesem Jahr müssen alle Veranstaltungen im virtuellen Raum stattfinden. Martina Trauth, die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Potsdam, sagt, sie habe anfangs wenig Hoffnung gehabt, dass sich viele Potsdamer Vereine und Organisationen beteiligen würden. Doch zu ihrer Überraschung seien am Ende 20 Veranstaltungen zusammengekommen. „Ich bin überrascht aber auch bestätigt in meiner Annahme, dass gleiche Rechte und gleiche Chancen von Frauen in Potsdam viele Menschen für wichtig und diskussionswürdig erachten“, sagt Trauth. 

Probleme sind ähnlich wie 1990

Die erste Brandenburger Frauenwoche fand 1991 in der Aufbruchstimmung kurz nach der Wiedervereinigung statt. Regine Hildebrandt (SPD), damals Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen in der Landesregierung, schrieb in einem Grußwort: “Frauenpolitik” müsse dafür Sorge tragen, dass “Frauen nicht zu den großen Verlierern der marktwirtschaftlichen Rosskur werden, der wir jetzt ausgesetzt sind.” Die Ministerin betonte die Bedeutung von Kindergärten und Krippen für berufstätige Frauen. Kinderbetreuung sei eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, nicht nur der Frauen, schrieb die Ministerin. 

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Heute klingen die Problembeschreibungen ähnlich. Die Coronakrise habe zum Teil sogar zu einer Rückkehr traditioneller Rollenverteilungen geführt, warnen die Veranstalter:innen. Wieder seien es vor allem die Frauen, die sich um Kinderbetreuung und Homeschooling kümmern müssten. „Unsere gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Schlechterbezahlung von Frauenberufen oder das Ehegattensplitting, fördern nicht die gleiche Teilung von Arbeits- und Betreuungszeit zwischen Frauen und Männern“, sagt Martina Trauth. 

Nach der Auftaktveranstaltung am heutigen Donnerstag folgen Diskussionsrunden in Videokonferenzen, außerdem Podcasts sowie Kunstinstallationen und Autokonzerte. Geplant sind mehr als 50 Veranstaltungen im ganzen Land. Das ganze Programm ist unter www.potsdam.de/kategorie/chancengleichheit zu finden. 

Die Frauenwoche soll nach Angaben des Sozialministeriums am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, enden. Damit solle verdeutlicht werden: Frauenrechte sind Menschenrechte, hieß es. (mit dpa)

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