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2480 Wohnungen möchte die Pro Potsdam ab Sommer im Schlaatz sanieren, den Beginn machen die 63 Wohungen am Binsenhof.

© Andreas Klaer

Schlaatz-Sanierung ohne Leerzug: Pro Potsdam investiert 1,6 Milliarden Euro bis 2030

Die Pro Potsdam hat in ihrer Jahrespressekonferenz einen Ausblick auf die nächsten zehn Jahre gegeben. Schwerpunkte der Sanierungen liegen im Schlaatz und in Drewitz, Mieten sollen moderat steigen. 

Potsdam - Große Pläne für das kommende Jahrzehnt: 1,6 Milliarden Euro will das kommunale Wohnungsbauunternehmen Pro Potsdam bis 2030 in Neubau und Sanierung seines Bestandes investieren. Dies gab das Unternehmen am Donnerstag bei seiner Pressekonferenz zum Jahresauftakt bekannt. Geplant sind 2800 neue Wohnungen für rund 700 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren, zudem sollen 3200 Wohnungen für rund 320 Millionen Euro ökologisch und sozialverträglich saniert werden. „Bis 2033 werden wir alle unsere Wohnungen auf den heutigen Stand der Technik gebracht haben“, sagte Pro Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke. 75 Prozent des Bestandes der Pro Potsdam sind bereits energetisch saniert.

Der Fokus der Sanierungen wird zunächst auf dem Stadtteil Schlaatz und später auf Drewitz liegen: Die Pro Potsdam hat am Schlaatz einen Bestand von 2480 Wohnungen, fast die Hälfte der gesamten Wohnungen des Stadtteils, so Nicke. Für die Sanierung sind bis 2033 rund 195 Millionen Euro eingeplant. Begonnen wird im Sommer mit 63 Wohnungen am Binsenhof, die innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden sollen.

Sanitäranlagen werden ausgewechselt, außerdem wird energetisch aufgebessert

Neu dabei ist, dass die Sanierungen „in bewohntem Zustand“ stattfinden werden, so Nicke. Bewohner der betroffenen Wohnungen werden also nicht für ein bis zwei Jahre in eine Ausweichwohnung umziehen, so wie in der Vergangenheit. Die Bauarbeiten sollen sich auf Bad und Küche konzentrieren, um die Sanitäranlagen auszuwechseln. Hinzu kommen energetische Sanierungen an Decken, Wänden und Böden, sowie der Austausch von Balkonen und Fenstern. Grundrissveränderungen werde es hingegen nicht geben. Anders als bei der Gartenstadt Drewitz seien die Sanierungsmaßnahmen nicht so umfangreich, sagte Pro Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal.

Gleichzeitig seien die Baukosten im Schlaatz höher als in Drewitz, da es nicht in gleichem Maße Fördergelder gebe. Pro Wohnung sind zwei bis drei Wochen Bauzeit angesetzt. Für die Bewohner sollen Sanitärcontainer vor dem Haus bereitgestellt werden, welche für die betreffenden Tage Bad und Toilette ersetzen. Zudem will die Pro Potsdam für die Kernbauzeit auch möblierte Appartements als Ausweichquartier zur Verfügung stellen. Ein Umzug sei nicht nötig, so Nicke: „Der Lebensmittelpunkt soll in der Wohnung bleiben.“

Hintergrund

Die Pro Potsdam hat derzeit 17.600 Wohnungen in ihrem Bestand (davon 13.400 im Plattenbau), bis 2030 sollen es 20.000 sein. Der Leerstand liegt bei knapp unter einem Prozent, wird laut Pro Potsdam aber in den kommenden Jahren auf 0,5 Prozent sinken. Seit 1990 konnte der CO2-Ausstoß pro Wohneinheit um 82 Prozent gesenkt werden, auf 1,35 Tonnen CO2 pro Wohnung und Jahr (Stand 2018). Das Unternehmen hat 495 Mitarbeiter und erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von rund 129 Millionen Euro. 

Ein Sanierungsbüro soll Mieter begleiten

Nicke kündigte an, dass mit allen betroffenen Mietern individuelle Gespräche geführt werden sollen, wie die Wohnsituation während der Sanierung gestaltet werden könne: „Es wird vor Ort auch ein Sanierungsbüro geben, um die Mieter zu begleiten.“ Der Vorteil der Sanierung in bewohntem Zustand liege in der Kosten- und Zeitersparnis, zudem seien dadurch weniger Wohnungen belegt. 

Die Neubau-Projekte der Pro Potsdam werden sich vor allem auf die Entwicklung des Quartiers Rote Kaserne West im Bornstedter Feld, das ehemalige Tram-Depot an der Heinrich-Mann-Allee und Krampnitz konzentrieren: Im Bornstedter Feld startet in diesem Jahr unter anderem der Bau von vier Kitas, zudem sollen bis 2021 zwischen der ehemaligen Tramwendeschleife und der Leonardo-da-Vinci-Schule 250 Sozialwohnungen entstehen. In Krampnitz beginnen im März umfangreiche Abbruch- und Erschließungsarbeiten, bei denen viele alte Garagen und Ställe abgerissen werden sollen. Im Anschluss sind bodenarchäologische Untersuchungen geplant, bevor der Bau der ersten 300 Wohnungen startet, die 2024 fertiggestellt werden sollen. 

2022 erste Mieter im ehemaligen Tram-Depot

Im September beginnen die Bauarbeiten für das Wohn- und Gewerbequartier, auf dem ehemaligen Tram-Depot: Insgesamt 700 Wohnungen sollen hier entstehen, ab 2022 sollen die ersten Mieter einziehen, so Nicke. Für den möglichen Umzug des Rathaus-Campus, den Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) erwogen hatte, stünde das Gelände nach wie vor zur Verfügung: „Das berührt den ersten Bauabschnitt nicht“, sagte Nicke. 

Für den Sanierungsträger der Pro Potsdam stehen in den nächsten Jahren vor allem die Entwicklung der Potsdamer Mitte rund um den Alten Markt an: Im Block III wird ab Mai 2020 gebaut, für Block IV beginnt im Sommer das Vergabeverfahren, voraussichtlicher Baustart ist 2023. Für das Kultur- und Kreativquartier, das bis 2023 auf dem Gelände des ehemaligen Langen Stalls entstehen soll, beginnt nun das Werkstatt- und Dialogverfahren.

Die Mieten sollen nur moderat steigen

Bei allen Projekten strebt die Pro Potsdam eine moderate Mietpreissteigerung an: „Die Mietenbremse begrenzt den durchschnittlichen Anstieg beim überwiegenden Teil unserer Wohnungen auf weniger als zwei Prozent“, sagte Westphal. Die durchschnittliche Netto-Kaltmiete bei der Pro Potsdam liegt derzeit bei 6,42 Euro pro Quadratmeter. Westphal betonte jedoch: „Wir brauchen weiterhin Fördermaßnahmen von Landesseite, um so arbeiten zu können, wie bisher.“

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