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Schiller-Gymnasium in Potsdam: Lehrer verbreitete Antisemitismus und Verschwörungstheorien

Ein Lehrer des Schiller-Gymnasiums verbreitete Verschwörungstheorien auf Twitter. Die Schule distanziert sich.

Potsdam - Wissenschaft und Lehre basieren auf Fakten, auf überprüfbaren Gegebenheiten. Im politischen Kontext sind ihr Gegenteil Verschwörungstheorien. Nicht ins Bild passt da ein Fall, der jetzt bekannt geworden ist: Bis vor Kurzem hat am Potsdamer Schiller-Gymnasium ein Lehrer unterrichtet, der im Kurznachrichtendienst Twitter teils antisemitische Verschwörungstheorien veröffentlichte.

Zum Stein des Debatten-Anstoßes wurde eine Grafik, die ein Hakenkreuz aus zwei gekreuzten Patronen und den Fahnen Israels, der USA, Großbritanniens und der Nato zeigt. Darüber steht auf Englisch die Überschrift „Die Achse des Bösen“. Ein anderer Twitter-Nutzer hatte die Stadtverwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei dem Twitter-User um einen Lehrer des Schiller-Gymnasiums handelte. „Was macht ihr dagegen?“, fragte der Nutzer. Er bekam prompt Antwort: Die Schule sei eine Privatschule. Die Stadt habe nichts damit zu tun. Man verurteile rassistisches und antisemitisches Verhalten.

Piratenpartei bestätigt Identität von „@PParzival“

Wichtig für die Diskussion ist, ob der Twitter-Account „@PParzival“ tatsächlich dem Lehrer zugeordnet werden kann. Das aber, seinen vollen bürgerlichen Namen, hat der Twitter-User selbst in einem Retweet verraten. Darüber hinaus bestätigten Kreise der Piratenpartei, wo „@PParzival“ auch aktiv war, seine Identität. Es handelt sich um einen Lehrer, der bis Ende des Schulhalbjahrs Ende Januar am Potsdamer Schiller-Gymnasium als Referendar tätig war.

Wie die PNN von der Schulleitung erfuhren, hat der Mann die Schule verlassen. Das habe jedoch Ausschließlich mit dem Verlauf seines Referendariats zu tun. Von seinen Aktivitäten auf Twitter habe die Schule nichts gewusst, sagte Schulleiter Andreas Mohry. Auch von seinen antisemitischen Ausfällen auf Twitter sei nichts bekannt, „weder im Kollegium noch im Unterricht“. Das Schiller-Gymnasium distanziere sich von jedweder rassistischen, antisemitischen oder sonstigen Verunglimpfung von Menschen jeder Herkunft und gleich welcher Nation, sagte Schulleiter Mohry.

Alle drei Minuten ein Tweet 

Rechtlich dagegen ist die Sache schwierig. Denn dienstrechtlich hat auch das Bildungsministerium kaum eine Handhabe. Mitarbeiter an Schulen freier Träger haben – anders als Beamte oder Angestellte an staatlichen Schulen – kein Dienstverhältnis mit dem Land. Erlange man von solchen Aktivitäten Kenntnis, könne man nur an den Träger herantreten und diesen bitten, tätig zu werden, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums den PNN. Ob der Mann mittlerweile an einer anderen Schule tätig ist, blieb offen. Und, Fakt ist auch: Nach bisherigem Kenntnisstand sind auch keine strafbaren Inhalte über den Twitter-Account verbreitet worden. Das allerdings festzustellen, würde einer Mammutaufgabe gleichen: Insgesamt zählt der Account mehr als 500000 Tweets. Das macht im Schnitt seit der Account-Eröffnung 2012: ein Tweet alle drei Minuten. Auch wenn es sich bei den meisten Beiträgen von Parzival lediglich um Retweets anderer Nutzer handelt, dürfte das ein zeitaufwendiges Hobby sein.

Der Fall erinnert an den einen kürzlich in Berlin vom Dienst suspendierten Lehrer. Der 37-Jährige Nikolai N. hatte an der Vineta-Grundschule in Gesundbrunnen unterrichtet. Als Volkslehrer verbreitete er auf YouTube Verschwörungstheorien nach Reichsbürger-Manier. Nach einem Tagesspiegel-Bericht wurde er bis auf Weiteres freigestellt. 

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