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Wird geschlossen: Im Bürocontainer 1 befinden sich das Jugendamt.

© A. Klaer

Schadstoffbelastung: Schadstoff-Alarm im Potsdamer Jugendamt

Krebserregendes Formaldehyd gefunden: Erneut muss die Stadt einen Bürocontainer schließen

Innenstadt - Wieder ist in Bürocontainern der Stadtverwaltung der krebserregende Schadstoff Formaldehyd in zu hoher Konzentration nachgewiesen worden. Auf dem Campus der Stadtverwaltung in der Hegelallee ist im Bürocontainer 1, in dem unter anderem das Potsdamer Jugendamt und die Bußgeldstelle untergebracht sind, ist eine erhöhte Formaldehyd-Belastung gemessen worden. Nun müssen rund 140 Mitarbeiter bis Dezember umziehen. Auf die Stadtverwaltung kommen nun – wegen der nötigen Anmietung von Ersatzbüros – ungeplante Kosten von mehreren Hunderttausend Euro zu, wie Stadtsprecherin Christine Weber den PNN am Dienstag auf Anfrage bestätigte.

Bei Stichprobenmessungen sei in knapp einem Drittel der insgesamt 14 untersuchten Räume eine Belastung mit dem Schadstoff gemessen worden. Erreicht wurden laut Sprecherin Weber bis zu 160 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter Raumluft – Werte bis 124 Mikrogramm gelten laut Bundesgesundheitsamt und dem Bundesinstitut für Risikoforschung als gerade noch unbedenklich (siehe Kasten).

Stadtsprecherin Weber sagte, die erhöhten Schadstoffwerte könnten – auch bei Besuchern – zur Reizung von Schleimhäuten führen. Allerdings sei die Empfindlichkeit gegen Formaldehyd von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt: „Das variiert stark.“ Bei einer Messung vor drei Jahren hätten die Werte für Formaldehyd noch allesamt unter dem empfohlenen Richtwert gelegen.

Bereits Ende September hatte der baugleiche Bürocontainer 2 auf dem Gelände der Stadtverwaltung schließen müssen – auch dort war Formaldehyd nachgewiesen worden, teilweise ging es um bis zu 248 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter. Damals mussten 60 Mitarbeiter der städtischen Buchhaltung und des Fachbereichs Arbeitsmarktpolitik ins Stadthaus ziehen. Die dort ansässige Suppenküche für Bedürftige wurde kurzfristig im früheren Potsdam Museum in der Benkertstraße untergebracht. Vor den Messungen hatte es Beschwerden von Angestellten gegeben – es soll teilweise nach Jauche gestunken haben, hieß es damals.

Auch im Bürocontainer des Jugendamts roch es am Dienstag zumindest muffig. Stadtsprecherin Weber erklärte dazu, Mitarbeiter hätten in der Vergangenheit nur einige wenige Hinweise wegen der Raumluft gegeben: „Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Luft und etwaigen Gesundheitsbeschwerden festgestellt werden.“ Auch über langfristige Gesundheitsschäden bei Angestellten, die in den Containern arbeiteten, sei nichts bekannt. Ebenso lägen die Krankheitstage im Jugendamt unter dem Durchschnitt der Stadtverwaltung, sagte Weber.

Der Personalrat der Stadtverwaltung war zu dem Problem am Dienstag nicht zu erreichen. Nach PNN- Informationen soll der frühere Jugendamtsleiter Norbert Schweers in den vergangenen Jahren die Arbeitsbedingungen in dem Haus mehrfach kritisiert haben. Einzelne Mitarbeiter würden unter Augenschmerzen oder Atemwegsproblemen leiden, heißt es.

Die beiden Bürocontainer waren 1991 aufgestellt worden – eigentlich nur als Provisorien. Sie blieben mehr als 20 Jahre. Für das nächste Jahr war ein Umzug der Mitarbeiter in neue Räume im Gespräch, dies sollte im Zuge der geplanten Sanierung des Stadthauses in der Friedrich-Ebert-Straße geschehen.

Nun muss es schneller gehen. Das Jugendamt soll laut Weber zunächst ab dem 6. Dezember in neue Räume in der Behlertstraße 28 ausweichen, dem früheren Sitz der kommunalen Bauholding Pro Potsdam. Im Mai soll die Behörde dann noch einmal in Räume der „Com City“ in der Behlertstraße umziehen.

Das Jugendamt verfügt mit einem Etat von mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr über eines der größten Budgets der Stadtverwaltung und ist unter anderem für Kinderschutz, die Aufsicht über mehr als 130 Kitas und für die Bearbeitung von Anträgen auf Elterngeld zuständig.

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