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Im Umbau. Die Kläranlage im Norden wird erweitert, gestern gab es den ersten Spatenstich. 

© Martin Müller

Sauberes Wasser in Potsdam: Mammutinvestition in Nedlitzer Kläranlage

Startschuss für ein Potsdamer Großprojekt: Die Kläranlage in Nedlitz soll für rund 23 Millionen Euro erweitert werden. Ab 2021 genügen die Kapazitäten für 120 000 Einwohner. 

Von Helena Davenport

Nedlitz - Es sei nicht gerade selbstverständlich, dass ein Klärwerk so viel Aufmerksamkeit bekommt, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) – nicht ohne dabei zu grinsen – am gestrigen Vormittag im gut gefüllten Festzelt am Lerchensteig. Mitarbeiter der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP), Anwohner, Stadtverordnete sowie Journalisten hatten sich versammelt, um die Erweiterungsarbeiten an der Kläranlage Nord feierlich mit einem Spatenstich zu eröffnen. Andererseits sei das Interesse verständlich, so Rubelt weiter: „Denn hier bekommt Potsdams Wachstum ein Fundament.“

Bis April 2021 soll die Kapazität der Kläranlage, die das Schmutz- und Niederschlagswasser aus Potsdams nördlichen Stadtgebieten entsorgt, um 30 Prozent gesteigert werden. Zurzeit ist die Anlage auf eine maximale Einwohnerzahl von 90 000 ausgerichtet. Ziel ist es, die Anlage für 120 000 Bürger fit zu machen. Weitere Gründe für die Erweiterung seien die EU-Wasserrahmenrichtlinie und das gemeinsame Nährstoffreduzierungskonzept der Länder Berlin und Brandenburg, durch das die Phosphatgehalte in den Havelgewässern weiter reduziert werden sollen, sagte Ulf Altmann, Geschäftsführer der EWP.

Gase der Kläranlage werden für die Stromerzeugung genutzt

22,8 Millionen Euro investiert die Stadt in das Bauprojekt, das in drei Schritten vonstattengehen soll und die biologische Reinigungsstufe betrifft. Bei letzterer nehmen Mikroorganismen die organischen Bestandteile aus dem Abwasser auf und wandeln Ammonium in Stickstoff um, der anschließend entweichen kann. Seit 2012 werden diese bei der Reinigung entstandenen Gase im Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt. Zwei Rundbecken, in denen die Vorklärung stattfindet, gibt es bereits. Hinzukommen sollen nun zwei sogenannte „Nachklärbecken“ mit Durchmessern von je 40 Metern, eine Flockungsfiltration und ein Rücklaufschlammpumpwerk.

Im ersten Schritt werde zunächst das Baufeld vorbereitet, sodass in der zweiten Bauphase ab April kommenden Jahres die Becken gebaut werden können, erklärte am gestrigen Mittwoch Bernd Möhring, Projektleiter der Münchner Firma Regierungsbaumeister Schlegel. Rund ein Jahr werde der zweite Schritt dauern. Viele Vorkehrungen müssten getroffen werden – etwa der Bau einer Stützmauer, da die neuen Becken höher sein werden als die schon vorhandenen. Auch der Fakt, dass die Kläranlage parallel weiterläuft, trage dazu bei, dass die Erweiterung so viel Zeit in Anspruch nehme, sagte Möhring. 2021 könne der neue Filter dann in Betrieb genommen werden. Allerdings habe sich dieser erst im August 2022 eingelaufen. Erst dann sei die Bauphase komplett abgeschlossen.

Weniger Geruch und weniger Lärm - nach zweieinhalb Jahren Baustelle

„Wir legen hier den Baustein für mindestens 20 Jahre“, sagte Altmann. Die Erneuerungen sorgten nicht nur dafür, dass sich die Schallemissionen verringern, auch der Geruch im Umfeld der Anlage werde sich verbessern, erklärte der EWP-Geschäftsführer. Während des Spatenstichs zog tatsächlich ein fauliger Geruch in die Nase. Verantwortlich hierfür sei allerdings die Kompostieranlage, nicht die Kläranlage, hieß es. Was den Lärm betrifft: Bevor die Kläranlage leiser wird, müssen sich die Anwohner erst einmal auf zweieinhalb Jahre Baulärm einstellen. Allerdings werde man nur tagsüber bauen und stehe mit den Anwohnern in Kontakt. „Auch die Straße wird stärker belastet. Wir versuchen, die Störungen aber so gering wie möglich zu halten“, sagte Altmann.

Seit 1964 besteht die Kläranlage in Nedlitz. Nach mehreren kleineren Nachrüstungen wurde die Einrichtung von 1998 bis 1999 zum ersten Mal komplett modernisiert und für 90 000 Anwohner vergrößert. Damals seien 15 Millionen Euro investiert worden, sagte Altmann. Drei Jahre später habe man die Abluftbehandlungsanlage für 1,2 Millionen Euro erneuert. 2017 erfolgten weitere kleinere Umbauarbeiten. Der aktuelle Umbau stellt also die bislang größte Investition in das Klärwerk dar. Das Nährstoffreduzierungskonzept von Berlin und Brandenburg sei im bundesweiten Vergleich sehr anspruchsvoll, sagte Möhring. In beiden Ländern sollen nun nach und nach alle Kläranlagen modernisiert werden.

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