zum Hauptinhalt
Getürkt. Das Design der Stadtverwaltung ist recht gut getroffen.

© T. Metzner

Satire-Aktion: Der Umzugsschwindel

Plakate in Potsdam verkünden einen angeblichen Umzug der Stadtverwaltung in Leichtbauhallen – die weiß davon zwar nichts, reagiert aber gelassen.

Von Katharina Wiechers

Freundlich lächelt der Oberbürgermeister vom Plakat. „Das Stadthaus übernimmt Verantwortung und macht Platz für Geflüchtete“, steht neben dem Porträt von Jann Jakobs (SPD), im Hintergrund ist eine Leichtbauhalle zu sehen. Und darunter der Aufruf: „Umzugshelfer gesucht – Unser Stadthaus zieht um!“

Doch die Stadtverwaltung zieht natürlich nicht in Leichtbauhallen und braucht dafür folglich auch keine Umzugshelfer „im sachgerechten Blaumann-Anzug“ am kommenden Donnerstag. Denn bei den Plakaten, die in den vergangenen Tagen in Potsdam aufgehängt wurden, handelt es sich um Satire. Bekannt hat sich bislang niemand zu der Aktion. Die Facebook-Veranstaltung „Unser Stadthaus zieht in Leichtbauhallen“, auf der das Jakobs-Bild samt Aufruf ebenfalls zu sehen ist, ist von einem gewissen Benno Eisler erstellt – offenbar ein Fake-Account. Wer auch immer dahintersteckt, er oder sie hat sich sichtlich Mühe gegeben: Der Text ist mit dem Potsdam-Blau der Stadtverwaltung hinterlegt, und auch das offizielle Logo der Stadt ist zu sehen – wenn auch leicht verändert.

Kritik an der Wohnpolitik

Mit der Aktion soll auf die aus Sicht der Macher gescheiterte Wohnpolitik der Verwaltung aufmerksam gemacht werden. „Seit Jahren fehlt es an sozialem Wohnraum für Alteingesessene und Neuankömmlinge. Nicht die Menschen, die aus Krieg und Elend geflohen sind, sollen nun die Konsequenzen der verfehlten Wohnpolitik tragen“, heißt es in dem Aufruf.

In der Stadtverwaltung kennt man die Plakate. Und hat sich entschieden, nicht dagegen vorzugehen. „Wir nehmen die Satire entspannt“, sagte Stadtsprecher Markus Klier am Sonntag. Man finde es allerdings problematisch, dass die Diskussion über den Wohnungsbau auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen werde. Genau dafür hätten die Macher der Aktion aber den Weg bereitet. „Potsdam braucht beides: menschenwürdige Unterkünfte für Flüchtlinge und mehr Wohnraum in der Stadt. Deshalb arbeiten wir an beidem“, so Klier.

Und auch Jakobs selbst geht in seiner wöchentlichen Kolumne auf die „irrigen Plakate“ einiger „Scherzbolde“ ein. Von Wohnungsnot könne in Potsdam keine Rede sein, schreibt er. Allein im vergangenen Jahr seien 1083 Wohnungen fertiggestellt worden. „Wenn wir diesen Trend halten, sind wir auf dem allerbesten Weg“, so Jakobs. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false