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Sanierung des Brandenburger Tors: Frischekur fürs Butterstück

Zur Restaurierung ist das Brandenburger Tor seit September vergangenen Jahres eingerüstet. Nun ist eine Farbgebung in verschiedenen Gelbtönen geplant. Das Tor soll künftig dezent illuminiert werden.

Potsdam - In der Mitte prangt der preußische Adler, zu seiner Rechten wacht Herkules, in der Hand eine Keule, links vom Wappentier thront Mars, der Kriegsgott mit seiner Axt. Ihnen allen sieht man hier oben auf dem Brandenburger Tor in Potsdam die Spuren der Vergangenheit an: Gelbe und weiße Farbreste mischen sich mit dem Grau des Sandsteins. Vom Baugerüst aus, nur wenige Zentimeter vor der Wappenkartusche stehend, wird der Betrachter auch kleiner Risse gewahr, Ergänzungen aus Sandstein für verloren gegangene steinerne Substanz sind zu erkennen.

Kräftig leuchtet hingegen die Krone auf der Spitze der Kartusche hoch oben an der Westseite des Brandenburger Tores. Das goldene Kreuz, das bis vor einigen Monaten noch über der Krone thronte, fehlt allerdings. Es wurde gestohlen. Jemand muss vor einiger Zeit auf das Baugerüst gestiegen sein und dann das Kreuz heruntergeholt haben. Es soll ersetzt werden.

400.000 Euro für Reinigung und neue Ziegel

Über den Stand der zurzeit laufenden Restaurierungsarbeiten am Tor informierten auf einem Presserundgang am gestrigen Donnerstag Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) und der im Rathaus für die Innenstadt zuständige Gebietsdenkmalpfleger Roland Zurkuhlen. Seit September vergangenen Jahres ist das Tor eingerüstet. Ein Schutzdach wurde über das gesamte Bauwerk gezogen. Die Firma PKZ Werkstätten für Denkmalpflege Poznan, die eine Zweigstelle in Potsdam besitzt und schon seit den 1970er Jahren in Potsdam arbeitet – unter anderem in Sanssouci –, ist am Brandenburger Tor derzeit dabei, witterungsbedingte Schäden, aber auch die Folgen unsachgemäßer Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren zu beseitigen.

Putz- und Mauerwerksflächen werden überarbeitet, die Trophäen sowie alle Putz- und Sandsteinflächen gereinigt. Das Dach soll mit neuen und historischen Ziegeln komplett neu gedeckt werden. Für alle Arbeiten sind Kosten von 400 000 Euro veranschlagt. Denkmalpfleger Zurkuhlen schätzt, dass die Sanierung ungefähr in einem Vierteljahr, also Ende August, abgeschlossen sein wird. Das Tor soll künftig dezent illuminiert werden.

Auch die Farbgebung des historischen Bauwerks wird sich etwas verändern. Das Tor soll künftig nicht mehr in einer einzigen gelben Farbe gestrichen werden. In Zukunft wird es mehrere Gelbtöne geben. Insgesamt soll der Bau eine etwas dunklere Anmutung bekommen, sagte Zurkuhlen. In den vergangenen Jahrhunderten hatte man dem Tor verschiedene Farbfassungen verpasst, zuletzt bei der Sanierung 1993/94 ein butterfarbenes Gelb, weshalb so mancher Potsdamer fortan vom Butterstück sprach, wenn das Brandenburger Tor gemeint war.

Einige Elemente werden vergoldet

Die ursprüngliche Farbfassung von 1770/71 ist heute nicht mehr bekannt. Aus der Erbauungszeit weiß man allerdings, dass die Sandsteinfiguren auf der Attika einst weiß gestrichen waren. Friedrich II. habe damit erreichen wollen, dass der Sandstein von unten wie heller Marmor wirkte, erläuterte Zurkuhlen. Da man aber heute nicht mehr weiß, wie die übrigen Teile des Brandenburger Tores ursprünglich farblich gefasst waren, hat man sich jetzt dafür entschieden, auf das Farbkonzept des 19. Jahrhunderts zurückzugehen. Und dies sieht eine differenzierte Farbgebung in verschiedenen Gelbtönen vor. Der Figurenschmuck auf der Attika soll demnach in einem hellen Gelb gefasst werden, am übrigen Tor werden sich etwas dunklere Gelbtöne abwechseln. Einige besondere Elemente werden vergoldet. Man wolle damit dem Farbkonzept aus dem 19. Jahrhundert möglichst nahe kommen, wohl wissend, es nicht hundertprozentig treffen zu können, sagte der verantwortliche Bauleiter Steffen Stich.

Der Figurenschmuck auf der Attika des Tores wurde bei der letzten Restaurierung in den 1990er Jahren mit einer Silikatfarbe gestrichen – wie man jetzt weiß, war dies ein Fehler. Denn ursprünglich, so Zurkuhlen, war der figurale Schmuck mit einer Ölfarbe angestrichen, die ungefähr fünf Millimeter in den Sandstein eingedrungen ist. Und darauf halte nun einmal keine Silikatfarbe. Daher werde man die Figuren nun wieder mit einer Ölfarbe behandeln. Welche Bildhauer im 18. Jahrhundert die Schmuckelemente schufen, sei nicht ganz eindeutig, erklärte Zurkuhlen. Möglicherweise sei unter ihnen der Potsdamer Hofbildhauer Gottlieb Heymüller gewesen.

Friedrich II. wollte nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges mit dem Bauwerk im Stile eines Triumphtores den Aufstieg Preußens zu einer europäischen Großmacht symbolisieren. Charakteristisch für das 1770/71 errichtete Brandenburger Tor, für das man Anleihen am Konstantinbogen in Rom nahm, sind seine zwei vollständig unterschiedlich gestalteten Seiten. Die Stadtansicht des Brandenburger Tores gestaltete Carl von Gontard mit korinthischen Pilastern und Trophäen. Die dem Luisenplatz zugewandte Seite, von Gontards Schüler Georg Christian Unger entworfen, ist mit ihren korinthischen Doppelsäulen und der großen Wappenkartusche deutlich prächtiger gestaltet. Die beiden seitlichen Durchgänge durch das Tor entstanden erst viel später unter Friedrich Wilhelm IV. im 19. Jahrhundert.

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