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Nicht alltäglich. Restaurator Michael Görlach legt Hand an eines der Bleiglasfenster der Pfingstkirche. 

© Ottmar Winter PNN

Sanierung der Pfingstkirche: Noch zwei Öhrchen festmachen

Restauratoren schließen einjährige Rettungs- und Aufarbeitungsarbeiten ab. Die Kosten halten sich im veranschlagten Rahmen.

Von Carsten Holm

Potsdam - Fast ein Jahr haben die Restauratoren Hand angelegt, um die evangelische Pfingstkirche in neuem Glanz erscheinen zu lassen. Immer wieder wuselten Kathrin Rafoth und ihr Ehemann, der Restaurator Michael Görlach, das Gerüst an der sogenannten Apsis, dem Gewölbe über dem Altarraum, hinauf und hinab. 

Es galt, das 126 Jahre alte Altarfenster mit dem Namen „Jesus als Kinderfreund“ auszubauen, bevor sie die knapp vier Meter hohe und 2,50 Meter breite Glasmalerei in 21 Einzelteile zerlegt und zum Transport in ihre Werkstatt in Erfurt vorbereitet hatten. Ihre letzte, kleine Anstrengung: „Wir mussten noch zwei Öhrchen an der großen Rosette festmachen. Das war ein bisschen krisselig.”

126 Jahre altes Altarfenster ein "Kleinod der Kunst"

Dann war ihr Job beendet. Rafoth war ins Schwärmen geraten, als sie im Juni vergangenen Jahres in der Pfingstkirche begann: „Es ist ein Kleinod an Kunst“, sagte sie den PNN, „das Glas stammt aus der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München, eine der renommiertesten Werkstätten, die es Ende des 19. Jahrhunderts gab. Und es gibt sie noch heute.“ 

Restauratoren hätten nicht allzu oft mit Mayer’schen Werken zu tun, deswegen sei der Auftrag in Potsdam „etwas ganz Besonderes“ – auch, weil in der Kirche noch weitere führende Häuser jener Zeit vertreten seien: die Königliche Glasmalereianstalt München etwa und der Freiburger Glasmaler Fritz Geiges.

Noch ein paar Stunden weiterarbeiten musste vor Pfingsten die Babelsberger Diplom-Restauratorin Anne Charlotte Schlüter. Ihre Aufgabe war es, verborgene Schätze hinter den weißen Wänden der 1894 von Kaiserin Auguste Victoria eingeweihten Kirche im Stil der märkischen Backsteingotik sichtbar werden zu lassen. 

Mit großer Geduld wusch sie Zentimeter um Zentimeter der weißen Leimfarbe ab, mit der in den 1950er-Jahren die Wände vieler Kirchen überstrichen wurden – weil nichts vom Wort Gottes, das der Pfarrer verkündete, ablenken sollte. Heute trauen die Hirten ihren Schäfchen mehr zu. Zum Vorschein kamen wundervolle Ornamente wie ein gemalter Vorhang mit Faltenwurf und Engeldarstellungen.

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Michael Lunberg, Oberkonsistorialrat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Vorsitzender des Kirch-und Orgelbauvereins der Pfingstkirchengemeinde, war zufrieden: „Wir hatten 155.000 Euro veranschlagt und sind im Rahmen geblieben.“ 45.000 Euro kamen vom Kirchenkreis Potsdam, je 30.000 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und aus der Stadtkasse. Den Rest sollten die 2100 Gemeindeglieder aufbringen.

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