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Die Sanierung schreitet fort: Das Sockelgeschoss des Neuen Palais ist trockengelegt. 

© Ottmar Winter

Sanierung abgeschlossen: Das Neues Palais ist trocken und fledermausfreundlich

Das Sockelgeschoss des Neuen Palais im Park Sanssouci in Potsdam ist fertig saniert. Die Arbeiten am Schloss gehen weiter.

Potsdam - Ein Keller sollte es nie sein. Das riesige gemauerte Gewölbe auf 11.000 Quadratmetern Fläche unter dem Neuen Palais sollte das Schloss vielmehr vor aufsteigender Nässe aus dem sumpfigen Potsdamer Boden bewahren. Weder Zwischenwände noch Fensterglas gab es dort, als das Palais vor 250 Jahren fertig war – die Luft sollte hindurchströmen können, erklärt Heike Zeymer von der Architekturabteilung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Das Problem: Bei dem sogenannten „Opfergeschoss“ ohne Nutzung ist es nicht lange geblieben. Wände wurden eingezogen, Fenster eingesetzt. Das Untergeschoss wurde für Lagerräume, Dienstpersonal, später in der Kaiserzeit zum Einbau von Haustechnik wie einer Heizung genutzt. Mit fatalen Folgen für das Gebäude, das durch die feuchten Wände und zusätzlich von oben über den Umlaufsockel eintretendes Regenwasser litt – über Jahrhunderte hinweg und trotz diverser Renovierungsversuche.

Jetzt kann die Luft wieder strömen. Und das Palais, so sagt es Christoph Martin Vogtherr, der neue Generaldirektor der Schlösserstiftung, „steht zum ersten Mal trocken“. Seit 2014 wurde das Sockelgeschoss inklusive der darauf aufgestellten 172 Skulpturen für 15,75 Millionen Euro restauriert. Am Mittwoch gab Vogtherr mit Projektleiterin Heike Zeymer sowie Kathrin Lange und Roland Will von der Abteilung Restaurierung einen Einblick über die nun abgeschlossenen Arbeiten.

Wie schlimm es um das Palais stand, erklärte Heike Zeymer anhand von Fotos. Beim Abnehmen der Sandsteinplattenverkleidung gab es teils böse Überraschungen: Bei Sanierungsversuchen in den 1970er Jahren war offenbar mit Beton gearbeitet worden, was ein Herauslösen der Platten ohne Schädigung des darunterliegenden Mauerwerks unmöglich machte. Gleichzeitig war die Unterkonstruktion stellenweise so stark angegriffen, dass sie nur von den Sandsteinplatten gehalten wurde. „Es war höchste Zeit, da etwas zu tun“, sagt Zeymer.

Insgesamt 3000 Quadratmeter Sandsteinplatten und mehr als 3000 Meter Treppenstufen wurden bewegt und mit einer Abdichtung versehen. Die Ziegelgewölbe darunter wurden ausgebessert, Wände zurückgebaut und ein neues Belüftungssystem mit automatisch schließenden Lamellenfenstern und Lüftern eingebaut. Auch Brandschutzmaßnahmen gab es. Für einen barrierefreien Zugang zum Schloss wurde im Ehrenhof rechterhand des Haupteingangs ein Aufzug gebaut, der Rollstuhlfahrer auf den Sockel und damit die Eingangsebene heben kann. Weil seine Oberfläche wie der sandige Boden im Hof aussieht, ist er im unbenutzten Zustand beinahe unsichtbar.

Das Sockelgeschoss, das lange für die Stiftung als Lagerraum genutzt wurde, steht nun wieder „zu 90 Prozent“ leer, sagte Zeymer – auch dank des vor einem Jahr eröffneten zentralen Kunstdepots. Nut tierische Bewohner gibt es noch: Die Gewölbe sind Winterquartier für Fledermäuse, wofür extra Einfluglöcher belassen wurden. Besucher können das Untergeschosse nur im Rahmen von Spezialführungen besichtigen.

Die restaurierten Skulpturen auf dem Sockelumgang können dagegen alle Spaziergänger in Augenschein nehmen. Jede der 172 überlebensgroßen Skulpturen haben die Restauratoren überarbeitet. Koordiniert von der Skulpturenwerkstatt der Stiftung arbeiteten zusätzlich bis zu drei externe Firmen an den vor Ort errichteten Werkstätten, 30 bis 40 Skulpturen wurden zeitgleich aufgearbeitet, erklärte Kathrin Lange, die Direktorin der Abteilung Restaurierung.

Die Arbeiten am Neuen Palais gehen weiter

Zu tun war auch hier einiges: Erosion, Witterung und eindringende Feuchtigkeit hatten die Sandsteinskulpturen teilweise stark mitgenommen – von abgeplatzten Stellen über Salzkrusten bis hin zum Bewuchs mit Flechten. Betroffen waren auch im 20. Jahrhundert restaurierte Skulpturen, bei denen teils Zement und Beton für nötige Ergänzungen genutzt wurde, wie Roland Will erklärte. Die Skulpturen seien zuerst mittels Kompressen aus speziellen Fasern entsalzt und entwässert worden. Dann seien „offene Bereiche“ behandelt worden. Anschließend wurden Fehlstellen mit einer mineralischen Steinersatzmasse ergänzt. Verschiedene Farbtöne seien dabei bewusst erhalten geblieben, so dass die Restaurierungen aus dem 20. Jahrhundert anhand ihrer hellen Farbe einfach zu erkennen sind, aber auch an den älteren Figuren geschützte Bereiche heller als dem Wetter ausgesetzte Bereiche sind.

Gearbeitet wird am Neuen Palais auch weiter. Derzeit läuft die Sanierung des Schlosstheaters, das wie berichtet wegen einer Verzögerung erst im Sommer 2020 eröffnen kann. Gleichzeitig haben die Planungen für die Dachsanierung begonnen, wie Schlösserchef Vogtherr sagte. Mit dem Baubeginn rechnet er nicht vor 2021/22. Das Dach soll bei laufendem Betrieb in Abschnitten restauriert werden – Skulpturenschmuck inklusive. Die Maßnahme soll aus dem sogenannten Sonderinvestitionsprogramm des Bundes, dem zweiten Masterplan, bezahlt werden, 20,8 Millionen Euro sind veranschlagt. Mit einem Aufzug im Inneren soll das Schloss zudem komplett barrierefrei zugänglich werden. Weitere Arbeiten an den Innenräumen müssten noch warten. Mit den Masterplan-Mitteln könne nur die Außenhaut und die Grundsicherung des Gebäudes bezahlt werden, hieß es.

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