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Landeshauptstadt: Salsa mit türkischen Buletten

Bei der zehnten Erlebnisnacht wurde nicht nur wieder ausgiebig gefeiert, sondern auch bis spät geshoppt

Auch bei der zehnten Erlebnisnacht ist Jörn Rohde noch immer aufgeregt. Bei der Eröffnung der Nacht aller Nächte tritt er mit flatternden Spickzetteln auf die Luisenplatz-Bühne, versucht möglichst allen Sponsoren zu danken, kann einen Erlebnisnacht-Neuling vorstellen, der Nauener und Brandenburger Tor illuminieren wird, und kommt dann doch ins Plaudern über zehn Jahre Erlebnisnacht.

Der Hafthorn-Chef hat das Event der Innenstadtgastronomen, die sich mit den Einzelhändlern in der City verbündet haben, von Anfang an maßgeblich mitorganisiert. Er hätte nie gedacht, sagte Rohde, dass es die Gastronomen mit ihrem Veranstalter P3 Projekt GmbH bis zum zehnten Event schaffen würden, denn die Skepsis war anfangs bei allen Beteiligten groß. Würde so eine Event-Nacht gelingen, würde sie fröhlich und friedlich bleiben und wer würde überhaupt mitmachen? Bei der ersten Erlebnisnacht hätte man mit einigen Tausend gerechnet und dann wurden es mehrere Zehntausend. Darauf sei mancher gar nicht vorbereitet gewesen, erzählt Rohde. Dietmar Teickner habe man bei der ersten Erlebnisnacht 2005 den Gummibärenladen leergekauft und der Geschäftsmann hätte dann vor Freude auf dem Ladentisch getanzt.

Jetzt sind unter Teickners Regie Bärenland und Lakritzkontor vereint, mit einem Totalausverkauf muss er aber nicht mehr rechnen. „Inzwischen kommen die meisten Besucher, um zu essen und zu trinken und um Musik zu hören“, sagt Teickner und feiert selbst kräftig mit. Seine Meinung wird allerdings gleich um die Ecke Lügen gestraft. Denn bei Calzedonia wühlt die Damenwelt kaufsüchtig in der bunten Unterwäsche. Das Geschäft hat bis 22 Uhr geöffnet. Bei Karstadt hofft man sogar bis Mitternacht auf Kauflustige. Das Warenhaus hat das „Weiße Theater“ Berlin gebucht und seine Protagonisten kommunizieren wortlos mit den Besuchern und entlocken so manchem ein Lächeln. Der Gedanke an eine drohende Schließung soll erst gar nicht aufkommen. Die Ausstellungsbetten von Samina werden jedoch nur befühlt. Wer wagt schon ein kleines Nickerchen, wenn ringsum der Bär tobt. Wie lange es die kopflosen Herren vom Straßentheater dulce compania aushielten, wer weiß es? Sie konnten ja nicht einmal essen oder trinken.

Dabei gab es reichlich Gaumengenüsse – von der ewigen Bratwurst bis zum Köfte im Dürum, einer türkischen Bulette im Teigfladen. Auf dem Luisenplatz hatten sich 20 Händler mit ihren Ständen versammelt, neben der Bühne wurde am Nachmittag von Spitzenköchen bei pro agro gekocht und es gab Naschereien bis hin zur Eisspezialität. 30 Gastronomen haben sich laut Organisatorin Gitty Oeckel an der Erlebnisnacht beteiligt und in der Brandenburger und der Friedrich-Ebert- Straße zogen die meisten Händler zumindest mit einer Geschäftsöffnung bis 22 Uhr mit. Ansonsten wurde bei vielseitigen Musikangeboten durchgefeiert bis weit nach Mitternacht. Sehr schnell bildeten sich Fangemeinden und es wurde nicht nur beim wiederbelebten Salsa am Nauener Tor mitgetanzt, sondern auch vor anderen Bühnen gewippt, sich im Takt bewegt oder eben ein Tänzchen aufs Straßenpflaster gelegt. 50 Stellen mit besonderen Angeboten waren ausgewiesen und die reichten von den nagelneuen Autos der Firma Sternagel bis zur Hüpfburg, von aufwendigen Modeschauen bis zum Flamenco. Die Präsidentin des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg und Boutique-Chefin in der City, Karin Genrich, stellte mit einer ganzen Reihe weiterer Geschäftsleute Modisches vor. Als besonderen Clou gab es Plauener Spitze zu bewundern, die als festliche Kleidung dem Publikum manches Ah und Oh entlockte.

Sein Licht hatte der Erlebnisnacht-Neuling, die Selux AG Berlin, etwas unter den Scheffel gestellt. Zwar waren das Brandenburger und das Nauener Tor stilvoll und dezent beleuchtet worden, aber bei dem Gewimmel ringsherum mit all den Nebenlichtern kamen sie doch weit weniger zur Geltung, als man nach der Ankündigung gedacht hatte. Firmeninhaber Armin Bansbach, der mit Selux schon viele Berliner Events ausgeleuchtet hat und dessen Firma auch für historisches Leuchten sorgt, er wird Kandelaber zwischen Neuem Palais und Communs aufstellen, kann da vielleicht noch etwas zulegen. Aber er versicherte: „Ich liebe Potsdam“ und das heißt doch wohl, dass er sich als Wiederholungstäter eignet.

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