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Elena Simanovski ist Leiterin der russischen Samstagsschule Potsdam

© Privat

Russische Community in Potsdam: Ukrainisch lernen in russischer Schule

Kaum Putin-Fans in der Landeshauptstadt: Die Leiterin der russischen Samstagsschule in Potsdam über die Stimmung in der Community.

Potsdam - Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die russische Community in Potsdam: Mehr als 1300 Menschen aus dem Gebiet der russischen Föderation leben in der Landeshauptstadt (Stand 2019), eine von ihnen ist die Russisch-Lehrerin Elena Simanovski. Sie ist Koordinatorin der russischen Samstagsschule in Potsdam, die von rund 140 Schüler:innen besucht wird und mit dem Verband Deutsche Jugend in Europa kooperiert.

Sie habe viele Kontakte zu anderen russischstämmigen Potsdamer:innen, sagt Simanovski: „Wir alle sind solidarisch mit der Ukraine.“ In ihrem näheren Bekanntenkreis und unter ihren Kolleg:innen sind sich in diesem Punkt alle einig, ähnlich sieht die Bewertung Wladimir Putins aus: „Er ist eine Katastrophe für Russland und die Ukraine“, sagt Simanovski. Ihr Sohn hatte kürzlich eine Petition mit dem Titel „Russischsprachige Bewohner gegen Putins Aggression“ gestartet, die mittlerweile von mehr als 500 Menschen unterschrieben wurde (PNN berichteten).

Schule plant ukrainische Klassen

Es gibt jedoch Ausnahmen: Sie wisse, dass es auch unter einigen russischstämmigen Eltern ihrer Schüler:innen Putin-Anhänger gebe, sagt Simanovski, diese seien aber in der Minderheit. „Uns in der Schule ist es wichtig, nicht Putins Propaganda weiterzutragen, sondern die russische Sprache zu vermitteln“, sagt Simanovski. Teile ihrer Verwandtschaft leben in Russland, manche davon seien Putin-Gegner, manche Anhänger. „Mit einigen kann ich frei sprechen, mit anderen lieber nicht“, sagt sie. „Die staatliche Propaganda funktioniert bei einigen leider sehr gut.“

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Die Samstagsschule möchte die Kinder der ukrainischen Geflüchteten, die jetzt in Potsdam angekommen sind, unterstützen: „Wir nehmen am Samstag ein ukrainisches Kind auf, wir wollen zwei oder drei neue Lern-Gruppen in der Schule aufmachen, in denen dann auch Ukrainisch gelernt wird“, sagt Simanovski. Ein paar Ukrainisch-Lehrer:innen gebe es dafür schon, aber es werden noch weitere gesucht. Derzeit arbeiten 14 Lehrer:innen an der Samstagsschule. Interessierte können sich über die E-Mail-Adresse Bilingua.schule@gmail.com an Simanovski wenden.

Simanovski erwartet sinkendes Interesse an Russisch-Kursen

Die Schüler:innen der Samstagsschule sind zwischen zwei und 18 Jahren alt, es gibt auch Deutschunterricht für Erwachsene. Simanovski hat mitbekommen, dass einige Schüler:innen an den Potsdamer Regelschulen Anfeindungen ausgesetzt waren: „Das geschah aber meist unter jüngeren Kindern“, sagt sie. „Natürlich muss man darüber sprechen, aber ich würde das Ganze nicht zu hoch aufhängen.“ Sie selbst habe im Alltag noch keine Beleidigungen oder Ähnliches erfahren.

Dennoch beobachtet sie, dass das Ansehen Russlands durch Putins Krieg leidet: „Ich habe 2014 als Dozentin an der Viadrina in Frankfurt an der Oder gearbeitet. Als der Krieg im Donbass losging, haben viele Studierende aus Protest aufgehört, Russisch als Fremdsprache zu lernen“, sagt Simanovski. „Ich lehre derzeit für einen Russisch-Kurs an der Universität Potsdam und ich glaube, dass es im Sommersemester wieder so sein wird.“ Dennoch gebe es keinen pauschalen Russland-Hass bei ihren Studierenden: „Ich habe mit ihnen gesprochen und sie haben klar gesagt: Das ist kein Krieg der Russen, sondern von Putin und seiner Mafia“, sagt Simanovski.

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