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Russisch-Orthodoxes Gemeindezentrum: Der Ort ist gefunden, das Geld nicht

Der Bauplatz für das russisch-orthodoxe Gemeindezentrum am Kapellenberg wurde am Sonntag geweiht. Wann die Bauarbeiten beginnen können, ist allerdings unklar.

Potsdam - Erzbischof Tichon von Podolsk hat am gestrigen Sonntag den Bauplatz für das neue russisch-orthodoxe Gemeindezentrum am Kapellenberg geweiht. Der Erzbischof steht der Diözese von Berlin und Deutschland vor. In einer festlichen Prozession zogen zahlreiche Gläubige von der Alexander-Newski-Kirche aus zu dem Ort, an dem einmal das Gemeindeleben pulsieren soll: Veranstaltungs- und Seminarräume sowie ein Taufbecken wird es den Plänen zufolge in den zwei dicht nebeneinanderstehenden Neubauten des Gemeindezentrums geben. Der Bauplatz liegt knapp 100 Meter von der Alexander-Newski-Kirche entfernt. Das historische Gotteshaus soll auch nach der Fertigstellung des Gemeindezentrums weiterhin der zentrale sakrale Ort für die Gemeinde bleiben. Am gestrigen Sonntag wurde zugleich das 190-jährige Bestehen der Alexander-Newski-Kirche gefeiert. Mehrere Hundert Menschen, unter ihnen Vertreter der Stadtpolitik, waren zu den Feierlichkeiten auf den Kapellenberg gekommen.

Auch wenn der Bauplatz für das Gemeindezentrum nun geweiht wurde, ist noch unklar, wann mit den Bauarbeiten tatsächlich begonnen werden kann. Denn nach wie vor ist die Finanzierung nicht gesichert. „Wir hoffen auf gute Spendenbereitschaft“, sagte Ipodiakon Sergej Koljada am Sonntag. Ein Ipodiakon steht in der Hierarchie unterhalb eines Diakons. Koljadas Vater, Erzpriester Anatolij Koljada, ist der Hauptgeistliche der Potsdamer Gemeinde, Sergej Koljadas Bruder Daniel arbeitet hier als Diakon.

Die Kosten für das Gemeindezentrum gab Sergej Koljada mit rund zwei Millionen Euro an. Noch vor einiger Zeit hatte man mit einem Finanzbedarf von deutlich weniger, nämlich nur anderthalb Millionen Euro, gerechnet. Laut Sergej Koljada fehlen momentan noch 1,5 Millionen Euro für den Bau des Gemeindezentrums. Einen Termin für den Baustart konnte der Ipodiakon daher noch nicht nennen: „Ich kann das nur ganz schwer sagen, wann Baubeginn ist.“ Natürlich wünsche man sich, dass es „so schnell wie möglich“ losgehe. Einen wichtigen Schritt auf dem Weg dahin wird die Gemeinde voraussichtlich demnächst machen: „Wir stehen kurz davor, den Bauantrag zu stellen und den Pachtvertrag abzuschließen“, sagte Sergej Koljada.

Staatliche Gelder oder Kirchengeld gibt es nicht

Das neue Grundstück, das sich am Kapellenberg etwas unterhalb des Plateaus befindet, auf dem die Alexander-Newski-Kirche steht, gehört laut Koljada der Stadt Potsdam. Die Kommune wolle der Kirchengemeinde das rund 1500 Quadratmeter große Areal in Erbpacht überlassen. Dazu soll zunächst ein Gutachter das Grundstück bewerten. Auf dieser Grundlage kann dann die Höhe der Erbpacht errechnet werden.

Mit staatlichen Geldern oder einer Finanzspritze von der Russisch-Orthodoxen Kirche könne man nicht rechnen, sagte der Ipodiakon. „Da wurde uns sofort klar gemacht: Da gibt’s nichts.“ Dies gelte sowohl für die öffentliche Hand als auch für die Orthodoxe Kirche. Die bisherigen Spender kommen Koljada zufolge aus der Region um Potsdam.

Räume werden dringend benötigt

Wie wichtig der Kirchengemeinde das geplante neue Zentrum ist, machte der Ipodiakon zugleich deutlich: „Wir führen im Moment kein normal geregeltes Gemeindeleben.“ Früher habe man Räume in Potsdam angemietet, momentan hingegen nicht. „Sie kennen ja die Mieten in Potsdam“, sagt Koljada dazu nur. Nicht zuletzt für Gruppen mit Kindern benötige man dringend Räumlichkeiten. Man sei „eine sehr kinderreiche Gemeinde“ - aber eben auch eine arme. Etwas mehr als 1000 Mitglieder habe die Gemeinde derzeit.

Im neuen Gemeindezentrum, das nach den Plänen des Potsdamer Architekturbüros Van Geisten Marfels entstehen soll, ist gleich eine ganze Reihe von Räumen vorgesehen. Für das rituelle Leben ganz wichtig ist zudem das neue Taufbecken, in dem auch erwachsene Täuflinge ganz eintauchen können. Der Taufritus wird in der Russisch-Orthodoxen Kirche durch Untertauchen des Täuflings vollzogen. Bisher hat die Potsdamer Gemeinde nur ein Taufbecken für Kinder. Dieses ist für Erwachsene zu klein, weshalb man sich zurzeit mit einem komplizierten Provisorium begnügen muss.

Äußerlich soll sich das neue Gemeindezentrum unauffällig in die Umgebung einfügen. Die beiden halbkreisförmigen Gebäude sind mit Holzfassaden geplant.

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