zum Hauptinhalt

Rückschlag für den Tierschutzverein Potsdam: Geplantes Tierheim liegt in Trinkwasserschutzzone

Etwa 100 Tierschützer protestierten am Mittwochnachmittag vor dem Rathaus in Potsdam für ein neues Tierheim. Denn nach einer erneuten Hiobsbotschaft steht das Projekt auf der Kippe. Die Tierschützer befürchten das Aus für ihr Tierheim.

Potsdam - Die Pläne für ein neues Tierheim auf dem Sago-Gelände haben abermals einen herben Rückschlag erlitten: Die Energie und Wasser Potsdam (EWP) hat dem für das Projekt verantwortlichen Tierschutzverein (TSV) in einem Schreiben mitgeteilt, dass sich das Areal an der Michendorfer Chaussee in einer Trinkwasserschutzzone befindet. Die Tierschützer befürchten nun das Aus für das Projekt.

Laut dem den PNN vorliegenden Schreiben sorgt sich die EWP – da das Gelände bisher keinen Abwasseranschluss besitzt – um den Schutz des Trinkwassers. Schließlich seien derzeit bei Arbeitseinsätzen auf dem Areal bis zu 200 Personen sowie Tiere vor Ort. Zugleich aber seien das Aufstellen von Trockentoiletten, das Versickern von Abwasser, das Verbringen von Fäkalien als auch die Neuerrichtung von Kleinkläranlagen verboten. „Völlig unklar ist uns in dem Zusammenhang, wie mit den Fäkalien der Tiere umgegangen wird“, so die EWP-Abteilung für Wassermanagement in dem Papier. Daher solle der TSV darlegen, wie er sich die weitere Erschließung vorstelle. Zugleich gilt in dem Gebiet laut Landesverordnung die „Freilandtierhaltung“ als verboten, „ausgenommen Kleintierhaltung für die Eigenversorgung“. Gemeint sind dabei „Nutztiere, die im Freien gehalten werden“.

Eine weitere Hiobsbotschaft für den Tierschutzverein

Der TSV reagierte bestürzt. „Wir sind höchst beunruhigt bis völlig verzweifelt“, sagte Vereinschef Niklas Wanke am Mittwoch den PNN. Es handele sich um eine „weitere Hiobsbotschaft“. Aus seiner Sicht sei nun das gesamte Projekt an der Michendorfer Chaussee gefährdet. Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte den PNN, in Zweifelsfällen könne der TSV bei der Stadtverwaltung Ausnahmegenehmigungen für den Bau und den Betrieb des Tierheims beantragen: „Eine Tierbetreuungseinrichtung ist auf dem Sago-Gelände aus unserer Sicht weiterhin möglich.“ Auf dem von der Stadt gekauften Gelände hat der Verein in den vergangenen Wochen bereits den künftigen Tierheimbetrieb vorbereitet – bis die Kommunalaufsicht Ende Januar Zweifel an der Zulässigkeit des Grundstückverkaufs durch die Stadt anmeldete (PNN berichteten). Vor dem Rathaus demonstrierten am Mittwoch rund 100 Tierschützer für ein neues Tierheim.

EWP will sich am Donnerstag erklären

Die Nachricht von der EWP sei völlig überraschend gekommen, sagte Wanke – niemand habe bisher den Status Trinkwasserschutzzone erwähnt. Tatsächlich wurde die Schutzzone erst vor einem Jahr, im Februar 2014, vom Landesumweltministerium auf das Sago-Gelände ausgeweitet, wie PNN-Recherchen ergaben. Damals hatten die Stadtverordneten bereits die Vergabe des Areals an den TSV beschlossen, die Vertragsverhandlungen mit der Stadt liefen. Doch Informationen über den neuen Schutzstatus seien den Verhandlungspartnern nicht übermittelt worden, so Brunzlow. Woran das lag, blieb am Mittwoch unklar. Die EWP teilte mit, zu dieser und anderen Fragen seien Detailprüfungen erforderlich: Man werde sich am Donnerstag erklären.

Die Politik reagierte am Mittwoch umgehend. Die Potsdamer Grünen forderten die Stadtverwaltung auf, ihre Schikanen gegen den Tierschutzverein zu beenden. Mit einem Antrag im Stadtparlament wolle man dafür sorgen, dass endlich ein Tierheim gebaut werde, so die Grünen. SPD-Chef Mike Schubert sagte, angesichts der Probleme müssten alle Beteiligten an einen Tisch: „Wir sollten aber an dem Standort festhalten.“

Zur Startseite