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Landeshauptstadt: Rückkehr ohne Aufsehen

Das Brockessche Palais erhält seine Figuren zurück. Ein Rechtsstreit war dafür nötig

Innenstadt - Im Normalfall wäre das ein Anlass für jeden Bauherren, sich feiern zu lassen. Ein Pressetermin würde anberaumt, ein wichtiger Stadtoberer käme vorbei und spräche salbungsvolle Worte, ein gegenseitiges Schulterklopfen fände statt – kurz gesagt, es wäre ein Ereignis mit Wohlfühlatmosphäre.

Doch stattdessen schweben die vier Putten und acht Sandsteinvasen nun ganz ohne offizielles Tamtam auf die Attika des Brockesschen Hauses in der Yorckstraße. Am Dienstag hat die Stahnsdorfer Steinmetzfirma Melior & Partner mit der Aufstellung begonnen, spätestens am Freitag soll die prächtige Fassade des 1776 von Carl von Gontard errichteten Barockgebäudes wieder vollständig sein, inklusive des krönenden Figurenschmucks. Dass dieser an sich erfreuliche Akt ohne viel Aufhebens über die Bühne geht, liegt an der Vorgeschichte.

Denn die Bauherren, die Asset-Firmengruppe und die Baywobau Berlin, hatten sich geweigert, der Forderung der Stadt nach einer Wiederaufstellung der Sandsteinskulpturen nachzukommen – und vor dem Verwaltungsgericht gegen den Bescheid aus dem Rathaus geklagt. Dabei war ein Großteil des barocken Zierrats sogar noch erhalten – alle vier Putten und insgesamt fünf der acht Vasen. Bereits 1992 wurden sie aus Sicherheitsgründen vom Gebäude genommen und lagerten seitdem auf dem Gelände der Stahnsdorfer Steinmetzfirma.

Diese Originale hätten die Bauherren nach Auffassung des Gerichts auch wieder aufstellen müssen. Um die von der Stadt ebenfalls geforderten Nachbildungen der drei verloren gegangenen Vasen wären sie allerdings herumgekommen. Schließlich einigten sich beide Seiten auf einen Kompromiss. Um sicherzustellen, dass die Bekrönung des friderizianischen Prachtbaus auch komplett ist, beteiligte sich die Stadt an den Kosten. 12 500 Euro aus Mitteln des Denkmalschutzes seien dem Bauherren zugeschossen worden, sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow den PNN. Das Gros sei für die Anfertigung der Vasenkopien ausgegeben worden, der Rest von 2500 Euro für einen einheitlichen Anstrich der Skulpturen. Bei derart herausragenden Denkmalen wie dem Brockesschen Palais sei es durchaus üblich, dass die Stadt dem Eigentümer finanziell unter die Arme greife. Insgesamt 50 000 Euro stünden für derlei Maßnahmen pro Jahr zur Verfügung.

Die finanziellen Belastungen für den Bauherren dürften sich dank des Zuschusses der Stadt in Grenzen halten. 50 000 Euro habe die gesamte Maßnahme gekostet, sagte Firmenchef Heinz-Otto Melior auf Anfrage. Darin enthalten seien nicht nur die Restaurierung der Originalfiguren und die Anfertigung der Kopien der Vasen, sondern auch die Aufstellung der Skulpturen auf dem Dach des Gebäudes.

Geschaffen wurden die Statuen von den Gebrüdern Wohler, die neben Gottlieb Heymüller und Johann Peter Benkert zu den bedeutendsten Barockbildhauern in Potsdam gehörten. Die Putten symbolisierten „Attribute der Glasherstellung“, sagte Denkmalpfleger Roland Zurkuhlen. Schließlich wurde das Brockessche Palais ja auch für einen Glasschleifer errichtet – Johann Christoph Brockes, dem das Haus auch seinen heutigen Namen verdankt. Er freue sich, dass das Gebäude nun wieder in seiner ganzen architektonischen Wirkung erlebbar sei, sagte Zurkuhlen und lobte auch die Kompromissbereitschaft der Bauherren. Bei der Baywobau war für eine Stellungnahme kurzfristig niemand zu erreichen. P. Straube

P. Straube

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