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Die neue Zufahrt zur Rosa-Luxemburg-Schule wird wieder aufgerissen

© Andreas Klaer

Rosa-Luxemburg-Grundschule in Potsdam: Gerade erst saniert, jetzt schon wieder Baustelle

Eltern ärgern sich über Leitungsarbeiten auf dem neuen Freigelände der Luxemburgschule in Potsdam. Der Kommunale Immobilienservice verteidigt die Maßnahme.

Potsdam - Für Eltern der Luxemburg-Grundschule handelt es sich um einen Schildbürgerstreich: Das frisch sanierte und hübsch gestaltete Außengelände der Schule muss für eine Baustelle für neue Rohre zum Teil wieder aufgerissen werden. Das 405.000 Euro teure Vorhaben hat der Kommunale Immobilienservice (Kis) nun auf Anfrage der alternativen Fraktion Die Andere verteidigt – doch bei den Eltern bleiben Zweifel.

„Inselmäuse“ ans Abwassernetz

Was ist passiert? Die Stadt errichtet über den Kis auf einer Teilfläche des Schulgrundstückes eine neue Kindertagesstätte, die eine fast 20 Jahre alte Container-Kita am Standort ersetzen soll. Und diese neue Kita namens „Inselmäuse“ muss nun an das Abwassernetz der Stadtwerke angeschlossen werden – über das schöne neue Schulgelände. „Dieses Vorhaben erscheint uns nicht tragbar“, hatten Elternvertreter der Schule bereits Ende Juni in einem Schreiben an den Kis moniert. Auch die Fraktion Die Andere kritisiert in ihrer Kleinen Anfrage an die Stadt, durch die geplante Baustelle sei für die schon über viele Jahre sanierte Schule an der Burgstraße einmal mehr von einer „massiven Beeinträchtigung“ auszugehen.

Doch der Kis verteidigt das Vorgehen. Da die Entscheidung für die geplante Kita erst in der Schlussphase der Sanierung und Erweiterung der Luxemburg-Grundschule getroffen worden sei, konnten die für die Kita notwendigen Erschließungsleistungen nicht schon parallel zu den Schulbaumaßnahmen erbracht werden, so der städtische Eigenbetrieb. Daher sei es erforderlich, Teile des fertig gestellten Geländes zur Verlegung der Regen- und Abwasserleitungen wieder zu öffnen – es geht konkret um die nördlich gelegene Schulzufahrt.

Rohrarbeiten bis August

Die Arbeiten für den Neubau der Kita haben demnach bereits im Oktober begonnen und werden voraussichtlich bis nächsten August dauern, so der Kis. Die umstrittenen Rohrarbeiten werden in zwei Bauabschnitten durchgeführt – geplant sind die Oster- und die Sommerferien im April und Juni/Juli. Damit sollen die Beeinträchtigungen für den Unterricht möglichst gering gehalten werden, so der Kis. Die Eingänge zum Schulgebäude und auch die Fahrradabstellanlage würden während der Bauabschnitte uneingeschränkt nutzbar bleiben. Lediglich der schuleigene Parkplatz könne nicht mehr benutzt werden. Die Außenanlagen sollen dann bis Oktober 2019 wieder hergestellt sein.

Doch aus Sicht der Eltern wäre auch eine andere Lösung denkbar – etwa die Leitung über ein benachbartes Grundstück der kommunalen Bauholding Pro Potsdam zu verlegen. Auch eine sogenannte Druckleitung könnte aus Sicht der Eltern helfen: Dies würde eine deutlich verringerte Verlegungstiefe nach sich ziehen, damit könne man auch das Baugeschehen in Grenzen halten. „Der Strom für die dann nötigen Rohrpumpen ließe sich von einer kleinen Photovoltaikanlage auf dem Dach der neuen Kita nahezu kostenfrei erzeugen“, so der Vorschlag der Eltern, unter denen sich Fachleute wie Architekten, Wasserbau-Ingenieure oder Projektentwickler im Bauwesen befinden.

Der Kis wiederspricht

Denn noch eine Sorge treibt sie um: Dass die Arbeiten deutlich länger dauern könnten als vom Kis bisher versprochen. Denn das Areal ist als Bodendenkmal ausgewiesen, was aus Sicht der Eltern den Zeit- und Kostenaufwand des Vorhabens „schwer zu kalkulieren macht“. Doch der Kis hält in seiner Antwort auf die Anfrage von Die Andere dagegen: Selbst bei einem außergewöhnlichen Fund würde sich die Bauzeit erfahrungsgemäß nur um bis zu sechs Wochen verlängern.

Auch die Idee der Eltern für die Druckleitung samt Pumpwerken hält der Kis für nicht praktikabel: Ein solches System bringe einen fortlaufenden Energie-, Wartungs- und Überwachungsaufwand mit sich. Trotz aller Bemühungen könne zudem ein unerwarteter Ausfall oder eine Überlastung einer derartigen Anlage nicht ausgeschlossen werden – was bei einem geplatzten Abwasserrohr bedeuten könnte, dass dadurch Außenflächen der Kita überflutet und kontaminiert werden könnten. Zudem habe die Kostenkalkulation eines eigens beauftragten Fachplanungsbüros den von den Eltern vorgerechneten „wesentlichen wirtschaftlichen Vorteil“ nicht bestätigen können.

Untergrund mit anderen Leitungen belegt

Auch die Variante, die Leitung über die Pro-Potsdam-Areale zu führen, erwies sich als unmöglich. Laut Kis ist es für das Verlegen von Rohren laut Vorgaben der Stadtwerke nötig, dass man auch Eigentümer ist. Der Kis also hätte das Gelände von der Pro Potsdam erwerben müssen. Das habe aber wiederum die Pro Potsdam abgelehnt. Der Untergrund sei dort unter anderem schon komplett mit anderen Leitungen belegt. Außerdem wäre dort eine Feuerwehrzufahrt, hieß es aus dem Unternehmen auf Anfrage. So bleibt dem Kis nur folgende Feststellung zu den Ideen der Eltern: „Ein Einvernehmen konnte trotz aller Bemühungen leider nicht erzielt werden.“

Die Elternvetreter bedauern das. Gesamtelternsprecher Matthias Rauer sagte den PNN am Mittwoch: „Bei den von uns vorgeschlagenen Lösungen wären Synergieeffekte möglich gewesen.“ Auch die negative Sicht des Kis zu den vorgeschlagenen Druckleitungen könne man nicht nachvollziehen, ein angefragter Wasserbau-Ingenieur habe deutlich geringere Kosten geschätzt.

Schon jetzt zeige sich, dass die Kita-Baustelle vor Ort Probleme mit sich bringe – ein Laster habe bereits den Pfosten des Eingangstores umgefahren. Die vom Kis ins Feld geführte Kostenkalkulation habe man nie gesehen: „Wäre sie im Sinne des Kis, hätte man uns damit sofort überzeugen können und nicht das ehrenamtliche Engagement von Bürgern sinnlos ins Leere laufen lassen müssen.“

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