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Landeshauptstadt: Rittergut sucht Retter

Am heutigen Mittwoch soll das Gutshaus Satzkorn versteigert werden – wieder einmal

Satzkorn - Wer Besitzer eines Potsdamer Gutshauses werden möchte, kann sich am heutigen Mittwoch diesen Traum erfüllen. Der einstige Herrensitz der Familie Brandhorst im Potsdamer Ortsteil Satzkorn steht heute Mittag im Amtsgericht der Landeshauptstadt zur Versteigerung. Angeschoben hatte das Versteigerungsverfahren die Stadtverwaltung, die von der jetzigen Eigentümerin – einer Berlinerin – 37 000 Euro verlangt. Diese Forderung beruhe auf „öffentlich-rechtlichen Ansprüchen“, so die Auskunft der Verwaltung (PNN berichteten). Der Verkehrswert des Anwesens wurde auf 70 000 Euro festgesetzt.

Ob bei der heutigen Versteigerung tatsächlich jemand seinen Arm hebt, bleibt die spannende Frage. Denn für Interessenten könnte aus dem Traum vom herrschaftlichen Sitz schnell ein Albtraum werden. Schließlich befindet sich das barocke Gutshaus in völlig desolatem Zustand: Das Dach des größtenteils etwa 270 Jahre alten Gebäudes ist teilweise notgesichert, Mauern sind durchfeuchtet, Zimmerdecken labil. Seit 1991 steht das denkmalgeschützte Herrenhaus leer. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, einen Investor zu finden, der es wieder aufbaut, sprach Ortsvorsteher Dietmar Bendyk vor zwei Jahren davon, das Haus sei nun „zum Umfallen verurteilt“.

Dabei hatte der einstige Herrensitz der Rittergutsbesitzerfamilie Brandhorst in früheren Jahrhunderten bessere Zeiten gesehen. Den im Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg vor knapp zehn Jahren veröffentlichten Forschungen von Ramona Simone Dornbusch zufolge erwarb Johann Conrad Friedrich Brandhorst 1739 den Satzkorner Rittersitz von Cuno von Hünicke. Brandhorst, der als Leibarzt Friedrich Wilhelm I. das Vertrauen des Königs genoss und dem als Hofrat sogar die Teilnahme am royalen Tabakskollegium gestattet war, ließ bald nach dem Erwerb des Anwesens das damals bestehende mittelalterliche Gutshaus weitgehend abreißen und baute ein neues Gebäude in barocken Formen auf. Die Fertigstellung seines Gutshauses erlebte Brandhorst allerdings nicht mehr, da er bereits am 1. Mai 1740 in seinem Wohnhaus Am Kanal 26 in Potsdam verstarb.

Laut der Veröffentlichung von Dornbusch, heute Mitarbeiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde, feierte die Familie Brandhorst, in deren Händen das Anwesen in der Folgezeit verblieb, im Jahre 1889 das 150-jährige Besitzjubiläum in Satzkorn. Seit dieser Zeit, so Dornbusch, tragen die Nachkommen der Familie den Doppelnamen Brandhorst-Satzkorn. HC

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