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Riskante Manöver. Auf der Rudolf-Breitscheid-Straße endet der Streifen für Radfahrer im Nirgendwo – neben den Gleisen.

© A. Klaer

Riskantes Radfahren in Potsdam: Wo der Radweg neben den Gleisen endet

Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern steigt in Potsdam kontinuierlich. Potsdamer melden dem Rathaus deswegen immer wieder riskante Radlerpisten. Dort wird jeweils geprüft, ob was unternommen wird.

Potsdam - Gefährliche Pisten für Radfahrer: Immer wieder melden Potsdamer dem Rathaus riskante Stellen in der Landeshauptstadt. Allein in diesem Jahr seien bereits 30 entsprechende Hinweise eingegangen, sagte Torsten von Einem, Potsdams Radverkehrsbeauftragter am Donnerstag auf PNN-Anfrage: „Solche Örtlichkeiten wurden und werden überprüft.“

Beispiel Babelsberg. Der sogenannte Schulterblick ist hier ein Muss: Wer als Radfahrer die Rudolf-Breitscheid-Straße in Richtung S-Bahn-Brücke fährt, der hat diesen schnellen Blick nach hinten links verinnerlicht. Denn auf den knapp 300 Metern von der Kreuzung am Rathaus Babelsberg zur Wattstraße teilen sich Autofahrer, Radler und Straßenbahn nur eine schmale Spur. In der leichten Linkskurve kommen sich dabei alle sehr nah: Die Gleise schwenken nach ganz rechts neben den Fußweg, der weiß markierte Radweg endet abrupt. Die Radler müssen die Gleise in einem spitzen Winkel queren, bevor sie, etwa 100 Meter weiter, auf den Radweg in der Straßenmitte gelangen. Mit einem Blick zurück versichern sich an dieser Stelle viele, dass sie weder mit einer Tram noch einem Auto kollidieren.

Radfahrer geraten in Gleise - und stürzen

Das Problem bestünde seit etwa zehn Jahren, sagt die Potsdamerin Peggy Walter. Die 46-Jährige fährt hier fast täglich auf ihrem Weg zur Arbeitsstelle lang. Weil an dieser Stelle schon viele Fahrradfahrer zu Fall gekommen seien – der Radweg wird häufig von Liefer- und Kundenfahrzeugen eines Supermarkts blockiert –, hat sie bereits im vergangenen November auch den Radverkehrsbeauftragten von Einem darauf angesprochen. „Er hat mir und anderen Bürgern in die Hand versprochen, die gefährliche Stellen bis zum April zu ändern“, sagte Walter den PNN. Sie habe eine verbesserte Markierung auf der Straße empfohlen.

Von Einem bestreitet das: Grundsätzlich könne man wegen möglichen Nachtfrostes überhaupt erst ab Mitte April eine Straße neu markieren. Gleichwohl werde an der Stelle eine Änderung der Radwegmarkierung noch in diesem Jahr geprüft. Und weiter: „Noch immer geraten dort Radfahrer in die Gleise und stürzen. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll, Radfahrer auch über die Presse zu sensibilisieren und als Tipp mitzugeben, dass Gleise möglichst im stumpfen Winkel gequert werden sollen.“ Überhaupt schränkte er ein, dass bauliche Veränderungen von Radtrassen nicht in jedem Fall die Unfallhäufigkeit verändern: „Aus der Unfallanalyse wissen wir aber, dass die Infrastruktur nur einen kleinen Beitrag an Unfällen hat – ansonsten müssten gewisse Orte in Potsdam eigentlich Unfallschwerpunkte sein.“ Als Schwerpunkt gelten Orte mit fünf gleichartigen Unfällen innerhalb eines Kalenderjahres – solche Stellen gäbe es in Potsdam laut Torsten von Einem derzeit nicht.

Unfälle stiegen um 20 Prozent

Vor zwei Jahren – nach dem tödlichen Radunfall einer 23-Jährigen in der Pappelallee – hatten Potsdamer wochenlang über Radverkehrssicherheit debattiert und die Stadtverwaltung in der Folge mehrere gefährliche Stellen entschärft (PNN berichteten). Für dieses Jahr sei unter anderem ein Umbau der Kreuzung Pappelallee/Potsdamer Straße zur Verdeutlichung der dortigen Radverkehrsführung geplant, so von Einem. Ebenso würden Einrichtungsradwege – etwa in der Zeppelinstraße zwischen Feuerbachstraße und Luisenplatz –deutlicher gekennzeichnet.

Im vergangen Jahr war die Zahl der Unfälle mit Radfahrern um knapp 20 Prozent auf 410 gestiegen. Dabei wurden 334 Menschen verletzt. Im Jahr 2013 – damals gab es einen langen Winter – gab es 337 Unfälle. Von Einem relativierte, über die Jahre hinweg hätten sich die Unfallzahlen in Potsdam aber nur leicht erhöht – trotz der kontinuierlichen Steigerung der Radfahrerzahlen auf den beiden städtischen Havelbrücken um zehn Prozent von 2008 zu 2014. Rund 45 Prozent der Unfälle werden laut Polizei von den Radlern selbst verursacht. Von Einem sagte, als Gegenmaßnahmen würde auch auf den Potsdamer Verkehrsinformationstafeln Hinweise für mehr Verkehrssicherheit gegeben – etwa, um Unfälle mit unachtsam geöffneten Autotüren zu reduzieren.

Übrigens: Ein „Scherbentelefon“, um etwa Glassplitter auf Radwegen der Stadtverwaltung zu melden, können Potsdamer unter Tel.: (0331) 289 4000 erreichen.

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