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Landeshauptstadt: Riechen, Hören, Raten

Bei den Schülergesundheitstagen sollen Kinder viel ausprobieren. Und heikle Fragen beantworten

Von Katharina Wiechers

Das achtjährige Mädchen schnuppert an einem mit grünen Blättern gefüllten Glas. „Das ist Basilikum“, ruft sie stolz. Auch den Zimt erkennt das Kind sofort, nur bei der Minze ist die Schulkameradin schneller. Die Duftproben stehen an einem Stand im Potsdamer Treffpunkt Freizeit, wo seit gestern Morgen die Schülergesundheitstage stattfinden. 26 Initiativen, Vereine und Behörden haben sich zusammengetan und eine Art Parcours aufgebaut, der im weitesten Sinne Themen rund um die Gesundheit behandelt: Bewegung, Ernährung, Drogen, Sexualität und Liebe spielen an den verschiedenen Ständen eine Rolle.

Hunderte Kinder wuseln durch die Gänge und versuchen, ihre Laufzettel mit Stempeln zu füllen – pro Station gibt es einen. Die meisten haben sich zu kleinen Grüppchen zusammengetan, gemeinsamen ziehen sie von Stand zu Stand. Alle Kinder gehen in die Klassen 1 bis 6 an Potsdamer Schulen, die „Großen“ aus den Klassen 7 bis 10 sind am heutigen Donnerstag an der Reihe. Erstmals kommen in diesem Jahr jeweils am Nachmittag auch Hortkinder dazu. Organisiert wurde der mittlerweile 19. Schülergesundheitstag von der Stadt, dem staatlichen Schulamt und dem Treffpunkt Freizeit. Ziel sei es, den Schülern zu vermitteln, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist, sagte Sozialbereichsleiterin Anke Latacz-Blume bei der Eröffnung.

Gleich im Eingangsbereich hat sich die Verkehrswacht positioniert und führt mit den Kindern Reaktionstests durch, daneben wird bei einem Stand des Roten Kreuzes die stabile Seitenlage und das Verband-Anlegen geübt. In einem der Zimmer geht es um Farben und Düfte, in einem anderen um Zahngesundheit.

Der Potsdamer Verein „Chill Out“, der sich dem Thema Konsumkompetenz und Suchtprävention verschrieben hat, hat ein Quiz zum Thema Rauchen vorbereitet. Ein zwölfjähriger Junge zieht überdimensionale Papierzigaretten aus einer riesigen Schachtel. Darauf stehen Stichpunkte, wie etwa „Kosten“. Der Junge kennt sich schon gut aus: Er weiß, dass eine Schachtel ungefähr fünf Euro kostet und dass Rauchen erst mit mit 18 Jahren erlaubt ist. Am Tisch daneben füllen Kinder Fragebögen aus: Was kann man alles aus Milch machen? Welche Lebensmittel enthalten Fett? Auch eine Bühne wird an beiden Tagen bespielt: Das Schülertheater am Weinberg präsentiert unter dem Titel „Kampf der Organe“ eine humorvolle Sicht auf den Körper mit Sketchen und Gesang.

Am längsten ist die Schlange beim Stand der Aids-Hilfe Potsdam. Die Kinder dürfen an einem Glücksrad drehen und müssen dann Fragen aus bestimmten Kategorien beantworten. „Muss man heiraten, wenn man sich liebt?“, lautet eine davon. Der zehnjährige Junge, der an der Reihe ist, schüttelt den Kopf. „Eigentlich nicht“, sagt er vorsichtig und erntet Zustimmung von der Aids-Hilfe-Mitarbeiterin. Jetzt ist ein elfjähriges Mädchen an der Reihe. „Wofür braucht man ein Kondom?“, wird gefragt. Wo man es richtig platziert, weiß das Kind schon. Doch warum man es benutzen sollte, nicht. „Um zu verhindern, dass man schwanger wird, und um sich nicht mit Krankheiten anzustecken“, wird sie aufgeklärt. Das Mädchen nickt knapp und sieht zu, dass sie weiterkommt. Schließlich muss sie noch viele Stempel sammeln. Katharina Wiechers

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