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„Rhythm against Racism“: Potsdam bleibt bunt

Innenstadt - Bestimmt war das erste Festival „Rhythm against Racism“, das im Jahr 2001 auf dem Potsdamer Luisenplatz stattfand, eine Selbstvergewisserung, auf der richtigen Seite zu stehen: Musik für einen guten Zweck, mit der gehörigen Portion Identitätsstiftung. Rassismus war auch damals vorhanden, aber zumindest in Potsdam weit davon entfernt, gesellschaftlicher Konsens zu sein.

Innenstadt - Bestimmt war das erste Festival „Rhythm against Racism“, das im Jahr 2001 auf dem Potsdamer Luisenplatz stattfand, eine Selbstvergewisserung, auf der richtigen Seite zu stehen: Musik für einen guten Zweck, mit der gehörigen Portion Identitätsstiftung. Rassismus war auch damals vorhanden, aber zumindest in Potsdam weit davon entfernt, gesellschaftlicher Konsens zu sein. Er schien nicht mehr als eine periphere Randerscheinung zu sein. Die Party ging dennoch weiter, jedes Jahr.

Wenn am heutigen Montagabend ab 17 Uhr wieder Tausende Menschen auf dem Luisenplatz Rockmusik hören, dann fällt das Festival aber in eine Zeit, in der wieder heftig diskutiert wird. Um Obergrenzen, um scheinheilige Rückbesinnungen auf als ausgerechnet christlich konnotierte Werte, die doch nur als Maske für religiöse Deutungshoheiten herhalten sollen. Und um eine Renaissance des Antisemitismus, der sich auch in liberalen Gesellschaften Raum zurückerobert. Nur: Potsdam möchte das immer noch nicht. Die Stadt ist bunt, sie ist laut.

So wie John Apart etwa, das Potsdamer Duo, das tanzbare Popmusik mit sinnschweren Texten verknüpft und auf eine treue Fangemeinde blicken kann. Oder die Partygaranten Hasenscheisse, die wie keine andere lokale Band ihre Stadt so ins Visier nimmt: wohl wissend, dass sich hinter jedem Spaß auch der gewisse Ernst verbirgt. Der kommt bei Hasenscheisse nicht mit der Brechstange, sondern wohl dosiert durch die Hintertür. Oder auch Toe Toe, die sich erst im vergangenen Jahr gründeten, als Musiker aber schon immer präsent waren: Geplant sei Toe Toe ursprünglich als Projekt für ein Album gewesen, die Band um Sänger Tom Oestereich blieb dann doch zusammen und will einen ordentlichen Crossover-Rock-Gig abliefern.

Verstärkung gibt es von Strom&Wasser: Das Bandprojekt um Heinz Ratz ist längst Stammgast in Potsdam und taucht jedes Mal mit neuem Überraschungspotenzial auf. Niemand anders ist jedoch mehr am Zahn der Zeit als die Band um Ratz, die sich mit zahllosen Projekten für eine rassismusfreie Gesellschaft einsetzt – und nebenbei noch so tiefgehende, wunderbare Musik mitbringt. Der Höhepunkt des Abends wird sicherlich die Ska- Folk-Kapelle España Circo Este, die jedoch nicht – wie der Name suggeriert – aus Spanien, sondern aus Italien kommt. Symbol für eine bunte Welt, in der es noch genug zu feiern gibt. 

Festival „Rhythm against Racism“ am heutigen Montag ab 17 Uhr auf dem Luisenplatz. Der Eintritt ist frei

Oliver Dietrich

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