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Familien-Betrieb. Siegfried Grube (l.) und Sohn Thomas Grube (r.).

© Andreas Klaer

Rewe-Markt im Potsdamer Markt-Center: Kunden wie Diamanten

Er fing klein an, heute gehört er zu den größten im Markt-Center: Siegfried Grubes Rewe feiert 25 Jahre

Innenstadt - Wenn Siegfried Grube durch den Rewe im Markt-Center geht, trifft er viele bekannte Gesichter. „Hallo!“, grüßt er von Weitem einen Kunden, der ihm zuwinkt. „Ein Stammkunde, der hier seit 25 Jahren einkauft“, erklärt der 77-jährige Händler. Kurz nach der Wende hatte Grube auf 80 Quadratmetern angefangen, am Samstag feiert sein Rewe-Markt das 25. Jubiläum mit einem großen Fest.

Heute, sagt Grube, sei Potsdam mit Supermärkten übersättigt. Damals, 1991 gab es in der Stadt gerade mal neun Kaufhallen. Grube, der zuvor 35 Jahre lang im Karstadt in der Brandenburger Straße gearbeitet hatte, wollte nach der Wende seinen eigenen Laden eröffnen. „Kiez-Markt Grube – farbig, frisch und freundlich“ hieß das kleine Geschäft, das damals noch zum DDR-Unternehmen Handelsorganisation gehörte. Mit dem Handwagen habe er eigenhändig Regale herangeholt und nachts die Wände gemalert, so Grube. Zuvor hatte er bereits dafür gesorgt, dass in Potsdam-West der erste Rewe der DDR eröffnete, allerdings nicht mit ihm als Geschäftsführer.

Acht Mitarbeiter hatte der Kiez-Markt im Markt-Center, und die wurden auch gebraucht, denn aufgrund der kleinen Verkaufsfläche mit rund 800 Artikeln musste immer Ware aufgefüllt werden. „Wir sind ständig hin und her gerannt“, erinnert sich Grube.

Pro Woche kamen damals rund 5000 Kunden. Das Sortiment war im Gegensatz zur Auswahl in der DDR enorm gewachsen, Händler und Kunden seien damals Suchende gewesen, so Grube: „Die Kunden hatten noch die DDR-Produkte im Kopf, die sie nicht mehr haben wollten, aber was sie stattdessen wollten, wussten sie noch nicht.“ So wechselte die Nachfrage nach gewissen Produkten manchmal alle zwei Wochen. Nach und nach konsolidierte sich das Geschäft, was Grube unter anderem seiner Frau verdankt: „Sie hatte eine sichere Stelle als Chefsekretärin in einem Mineralöl-Konzern, so waren wir abgesichert.“ Alles, was an Geld hereinkam, habe er wieder in sein Unternehmen gesteckt. Das Improvisationstalent, das Händler in der DDR notwendigerweise haben mussten, habe sich nach der Wende oft bezahlt gemacht, so Grube.

Besonders gern erinnert Grube sich an Heiligabend 1995: Der sei auf einen Sonntag gefallen, doch es gab die Regelung, dass Lebensmittelhändler trotzdem drei Stunden aufhaben durften. Alle anderen Händler im Markt-Center hatten geschlossen: „Das lohnt sich doch nicht, meinten sie“, erzählt Grube. Doch schon eine halbe Stunde vor Öffnung stand ein Koch des Mercure-Hotels vor der Tür, weil er dringend eine Flasche Sekt brauchte, um 9 Uhr war der Laden brechend voll. Des Rätsels Lösung: Einen Tag zuvor war für große Supermarkt-Ketten wie Kaufland oder Kaiser’s ein Ladenöffnungsverbot erlassen worden.

1997 wurde das Markt-Center neu gebaut, Grube bekam den Zuschlag für die größte Einzelhandelsfläche und aus dem Kiez-Markt wurde ein Rewe-Markt mit 1200 Quadratmetern. 2002 folgte die erste größere Modernisierung, 2006 die nächste, mit neuem Mobiliar, Kühltheken und Tresen. Immer wieder führte Grube publikumswirksame Aktionen durch, vom Show-Kochen bis hin zu Spargel-Schäl-Wettbewerben mit bekannten Gesichtern von Katharina Reiche bis Ulrike Bruns.

Vor vier Jahren wurde der Markt auf knapp 2000 Quadratmeter erweitert, 42 Mitarbeiter sind heute hier tätig. Grube selbst zählt nicht mehr dazu, er übergab die Leitung an seinen Sohn Thomas Grube. Der Vater zog sich zurück, ist aber bis heute im Hintergrund aktiv und geht noch immer mit prüfendem Blick durch „seinen“ alten Rewe. „Der Spargel hier sollte nicht so offen in der Kühlluft liegen, da trocknet er aus“, sagt er mit Blick auf eine Kühltruhe am Eingang. Am wichtigsten sei ihm immer die gute Beziehung zu den Kunden gewesen, so Grube: Er möge keine anonymen Supermärkte, in denen man keine Ansprechpartner finde oder nicht gegrüßt werde. „Hier haben wir 60 Prozent Stammkunden“, sagt Grube stolz. Kunden müsse man eben pflegen wie Diamanten.

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